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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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dürfen, dass Aldo nicht sein Vater war und dass sein richtiger Vater ihn niemals so behandelt hätte, wie Aldo das tat. Aber das konnte sie nicht, und es brach ihr das Herz.
    »Wie wäre es, möchtest du gern den Van auf dem Nachhauseweg lenken?«, fragte Luigi seinen Enkel. Er fand es furchtbar, den Jungen so niedergeschlagen zu sehen.
    Marcus wurde gleich ein bisschen fröhlicher. »Kann ich, Nonno?«
    Luigi nickte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu seinem Wagen. Schon mehrmals hatte er sich Marcus auf die Knie gesetzt und ihn auf dem Rückweg in die Stadt den Wagen lenken lassen. Das machte den Jungen richtig glücklich.
    »Ich gebe ihm ein Stück Kuchen, wenn wir zu Hause sind«, flüsterte Luisa, als sie Elena auf die Wange küsste.
    Als sie fort waren, wusch Elena Dominic und Maria und brachte die beiden ins Bett. Dann ging sie hinaus und setzte sich auf die Veranda. Sie blickte in den Himmel, der übersät war mit Sternen, und verlor sich in ihren Fantasien, träumte wie immer von einem anderen Leben, einem Leben, das sie niemals haben würde.
    Elena schreckte aus ihren Gedanken, als sie ihren Mann durch die Schatten der Dunkelheit von den Viehweiden aus auf sie zukommen sah. Sie schaute weg, um sein Gesicht nicht sehen zu müssen. Das würde sie an diesem Abend nicht ertragen.
    Aldo stieg die Treppen zur Veranda hoch und blieb vor Elena stehen. »Du bist nicht glücklich mit mir, Elena«, erklärte er in genau dem Tonfall, der Streit verhieß.
    Elena wollte Marcus verteidigen, wollte sich mit all ihrer Kraft für ihren Sohn einsetzen, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Wenn sie jetzt sagte, was sie zu sagen hatte, würde Aldo nur noch wütender werden. Es würde zu nichts führen, er hätte nur einen noch heftigeren Groll gegenüber dem Jungen.
    Elena holte tief Luft und stand auf. »Ich will nicht mit dir streiten, Aldo«, sagte sie leise und ging ohne ein weiteres Wort zu den Ställen.
    Elena konnte ihre Tränen gerade noch zurückhalten, bis sie dort war, dann begann sie bitterlich zu weinen. Büßte Marcus womöglich für ihre Sünden? Dafür, dass sie Aldo belogen, ihn in dem Glauben gelassen hatte, dass er sein Sohn war? Sie glaubte, in ihrem Kummer ertrinken zu müssen.

12

    »Elena, was machst du denn in der Stadt?«, fragte Luisa verblüfft, als ihre Tochter die Fleischerei betrat. Es war Mittwochvormittag, und Luigi schnitt gerade Rindfleisch für Mrs. Hugal, die sechs schlaksige Söhne zu ernähren hatte, von denen keiner kleiner als eins neunzig war. Elena begrüßte ihren Vater und Mrs. Hugal, dann umarmte sie ihre Mutter. »Ist irgendwas passiert?«, fragte Luisa.
    Elena und Aldo waren in der vergangenen Woche in der Stadt gewesen, um ihre Vorräte aufzufüllen, deshalb war sie überrascht, ihre Tochter zu sehen.
    »Ich hatte einen Termin bei Dr. Robinson«, antwortete Elena.
    »Bist du krank?«, erkundigte sich Luisa besorgt.
    Krank sah Elena allerdings nicht aus. Tatsächlich fand Luisa, dass sie in ihrem hübschen Sonntagskleid und mit den frisch gewaschenen Haaren ganz reizend aussah. Sie hatte sogar etwas Puder aufgetragen. In der Regel sah Luisa ihre Tochter nicht ohne Schürze.
    »Nein, Mamma. Hast du Zeit für eine Tasse Tee?« Erwartungsvoll schaute Elena zu ihrem Vater hinüber.
    Luigi nickte, womit er Luisa entließ, aber er rief ihr hinterher: »Bleib nicht zu lang«, nachdem zwei weitere Kunden den Laden betreten hatten.
    Das Haus der Fabrizias lag direkt neben dem Geschäft. Dort wohnten auch Elenas drei Kinder die Woche über, denn inzwischen besuchten sie alle drei die Schule. Zwei Jahre zuvor, als Dominic fünf geworden war, war auch er eingeschult worden. Wie Elena vorausgesehen hatte, waren ihr jüngster Sohn und ihre Tochter nicht annähernd so schlau wie Marcus, der mit seinen elf Jahren stets Klassenbester war. Seine Lehrerin Miss Wilmington hatte Mühe, Aufgaben im Unterricht zu finden, die eine echte Herausforderung für ihn waren. Sie meinte, er könne mit Leichtigkeit dasselbe Pensum leisten wie weit ältere Schüler.
    Manches Mal fühlte Elena Stolz auf ihren ältesten Sohn. Er war ihre ganze Freude, aber immer noch machte sie sich Sorgen um ihn, da Aldo entschlossen schien, ihn in den Beruf des Farmers zu drängen. Das kam Elena so sinnlos vor, wenn sie bedachte, wie hart sie zu kämpfen hatten, um von ihrem Land leben zu können. Aber wann immer sie versuchte, mit Aldo darüber zu reden, gerieten sie in Streit.
    »Ich habe mich bei Dr. Robinson

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