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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich schon zum Mittagessen in kleine Gastwirtschaften aufs Land fahren. Die Aussicht, noch einmal zu heiraten und ständig einen Mann um sich zu haben, war dagegen nicht so reizvoll für sie.
    Dann, eines Tages, brachte der Postbote ein amtliches Schreiben, das in London abgestempelt war. Millie riss den Briefumschlag auf und wurde rot vor Entrüstung. Sie rannte gleich zum Haus ihrer Mutter und stürmte ohne zu klopfen zur Tür herein. Schnurstracks marschierte sie in die Küche, wo Bonnie gerade Tee trank, und warf den Brief auf den Tisch.
    »Er will die Scheidung«, jammerte sie. »Monatelang kein einziges Wort von ihm, und das Erste, was ich von ihm sehe, ist der Brief eines Londoner Anwalts, der mir mitteilt, dass mir in Kürze die Scheidungspapiere zugestellt werden. Und was sagst du zu dem Zeitpunkt, den er gewählt hat? Jamie ist gerade erst ein Jahr tot.«
    Bonnie war schockiert. »Na, wenigstens wissen wir jetzt, dass er noch am Leben ist«, sagte sie.
    »Hattest du gedacht, er sei tot?«, fragte Millie ungläubig.
    Bonnie und Jock hatten oft überlegt, ob Lyle nicht vielleicht etwas Dummes gemacht haben könnte. Sie war froh, dass das nicht der Fall war. »Na ja, er war schon ziemlich lange verschwunden, also haben wir gedacht …«
    Millie riss die Augen auf. »Was habt ihr gedacht, Mom? Dass er sich von einer Klippe gestürzt hat?«
    »Der Gedanke ist mir in der Tat gekommen«, gab Bonnie verlegen zu. »Ihr habt beide einen Sohn verloren, und dann verlor Lyle seinen Vater, kurz nachdem er erfahren hatte, dass seine Frau … eine Affäre hatte. Ein schwacher Mann hätte womöglich der Versuchung nachgegeben, seinem Leben ein Ende zu setzen.«
    Millie verdrehte die Augen. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Mutter sich derartige Gedanken machte. Gesprochen hatte sie jedenfalls nie darüber.
    »Vielleicht ist eine Scheidung ja das Beste, Millie«, meinte Bonnie. »Dann hat das Versteckspielen ein Ende, was deine Beziehung zu Frankie angeht.«
    Schon vor längerer Zeit hatte Millie ihrer Mutter die Affäre gestanden. Zu ihrem Vater hatte sie nie ein Wort davon gesagt, doch Jock wusste Bescheid – fast jeder in Dumfries wusste Bescheid. Jock hatte nie etwas erzählt, weil Millie so viel durchgemacht hatte, aber er war wütend darüber, dass sich die Leute über seine einzige Tochter die Mäuler zerrissen.
    »Ich habe Schluss gemacht mit Frankie. Seine Eifersucht nimmt mir die Luft zum Atmen«, platzte es aus Millie heraus.
    Jetzt war es an Bonnie, entsetzt zu sein. »Ich dachte, du würdest ihn heiraten, Millie, und vielleicht … ein Kind adoptieren.«
    Das war ein heikles Thema, deshalb hatte Bonnie es zuvor immer vermieden, es anzusprechen. Ein weiteres heikles Thema war der Ruf ihrer Tochter. Bonnie hatte die Hoffnung gehegt, er könne wiederhergestellt werden.
    Millie war erschüttert. »Ich will keinen Ehemann, auch kein Kind, Mom. Mir gefällt mein Leben, so wie es jetzt ist. Ich habe das Haus und ein Einkommen, und ich kann tun und lassen, was mir Spaß macht.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Wenn Lyle sich von mir scheiden lässt, habe ich nichts mehr davon. Das Haus wird verkauft werden, also habe ich dann auch kein Dach mehr über dem Kopf. Das regelmäßige Einkommen wird ausbleiben. Wie kann er mir das nur antun?«
    »Ich bin sicher, Lyle wird dafür sorgen, dass eine anständige finanzielle Regelung für dich getroffen wird, Millie«, versuchte Bonnie ihre Tochter beruhigen.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein? Er hat mich einfach verlassen, hat nicht mal die Höflichkeit besessen, mir ein einziges Wort zu sagen. Hört sich das vielleicht nach einem Mann an, den es auch nur im Mindesten kümmert, was verdammt noch mal aus mir wird?«
    Bonnie war jetzt nicht mehr erschrocken, wenn Millie fluchte, sie tat es des Öfteren in letzter Zeit. »Bestimmt wird er dir genug Geld zu Verfügung stellen, dass du dir ein kleines Häuschen auf dem Land kaufen kannst«, gab sie zurück, es klang allerdings nicht sehr überzeugt. »Und was den Lebensstil angeht, den du so genießt … eine Frau kann nun mal nicht diese Art Freiheit haben, ohne einen Preis dafür zu zahlen.«
    Millie zog hörbar den Atem ein. Sie fand, dass die Ansichten ihrer Mutter altmodisch waren. Ihre finanzielle Freiheit genoss sie in vollen Zügen, die wollte sie sich nicht mehr nehmen lassen. Millie wusste, es lag eine Hypothek auf dem Haus, die Raten hatte Lyle bisher bezahlt. Er würde ihr hoffentlich eine adäquate

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