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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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    »In einem winzigen Häuschen auf dem Land zu leben wäre nicht dasselbe, wie ein Reihenhaus in der Stadt zu haben«, sagte sie. Obwohl sie ursprünglich ein Landhäuschen gewollt hatte, war sie doch froh, dass Lyle sie zu dem Stadthaus überredet hatte. Es war elegant, geräumig und so nah am Zentrum.
    »Du musst jetzt nach vorn schauen, Millie, und ein Leben führen, das die Leute nicht veranlasst, hinter deinem Rücken über dich zu reden.«
    Millie wurde rot. »Es ist mir egal, ob sie über mich reden«, fauchte sie. »Ich wohne in einem schönen großen Haus. Bald habe ich ein Auto und kann fahren, wohin ich will. Mir gefällt mein Leben, so wie es jetzt ist. Lyle wird sich hoffentlich unterstehen, mir das wegzunehmen.«
    Millie rannte nach Hause zurück, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich einen Augenblick dagegen. Sie hatte das Feuer im Kamin brennen lassen. Sie liebte Kaminfeuer. Schnell legte sie noch ein Stück Holz nach, dann zog sie Hut, Mantel und Stiefel aus. Erinnerungen an Jamie, wie er vor dem Kaminfeuer spielte, schossen ihr durch den Kopf, als sie ihren Blick über ihr gemütliches Wohnzimmer schweifen ließ. Hier, in diesem Haus, in diesem Raum, konnte sie sich an ihren Erinnerungen festhalten. Die Vorstellung, in einem anderen Haus zu leben, mit dem sie keine Erinnerungen verband, war verstörend. Wieso begriff Lyle das nicht?
    Wütend, mit beißenden Tränen in den Augen, ging sie ins Schlafzimmer und machte den Kleiderschrank auf. In dem Schrank verwahrte Lyle eine Schachtel mit persönlichen Papieren. Als er das erste Mal verschwand, hatte sie die Papiere vergeblich durchgesehen, ebenso, als er das zweite Mal verschwand, aber es war immerhin möglich, dass sie einen Hinweis auf seinen jetzigen Aufenthaltsort übersehen hatte. Sollte sie nichts finden, wollte sie sich an den Anwalt in London wenden und verlangen, dass man ihr sagte, wo sich ihr Mann aufhielt.
    Die Papiere in der Schachtel halfen Millie nicht weiter. Es waren Weihnachtskarten von alten Freunden, kleine Geschenke und Post von dankbaren Patienten sowie ein paar Briefe, die sie ihm während des Krieges geschrieben hatte, als er in Blackpool arbeitete. Millie war überrascht, dass Lyle sie aufgehoben hatte, da er sie doch offenbar nicht mehr liebte. Es verwunderte sie nicht, dass er ihre Briefe nicht mitgenommen hatte, als er sie verließ, sie spürte jedoch, dass es sie irgendwie kränkte. War er denn kein bisschen traurig, dass ihre Ehe am Ende war, dachte er denn gar nicht wehmütig an die glücklichen Zeiten zurück, die sie miteinander gehabt hatten?
    Enttäuscht stieß Millie die Schachtel vom Bett und schrie verärgert auf. Dann dachte sie angestrengt nach. Sie ging zu Jamies Zimmer und blieb auf der Türschwelle stehen. Bonnie hatte Jamies Sachen vor Kurzem weggeräumt, nur ein paar persönliche Dinge hatte sie in einen Karton gepackt. Sie hatte sogar das Bett abgezogen. Es war nichts mehr in seinem Zimmer als das schmiedeeiserne Bettgestell, die Matratze und eine Kommode mit leeren Schubladen. Bonnie hatte behauptet, das sei für Millie das Beste, denn sie müsse allmählich loslassen. Immer wieder, meist, wenn sie zu viel getrunken hatte, hatte sie sich weinend auf das Bett ihres Sohnes geworfen und sich ihrem Schmerz hingegeben.
    Nachdem Bonnie das Zimmer ausgeräumt hatte, tat Millie das nicht mehr, sie trank in letzter Zeit auch nicht mehr so viel. Bonnie nahm das als positives Zeichen. Doch jetzt, da sie erfahren hatte, dass Lyle nicht mehr zurückkommen würde, dass er sich sogar scheiden lassen wollte, keimte der Schmerz erneut auf. Wieder schrie Millie ihre Wut und ihren Kummer über alles, was sie verloren hatte, heraus. Sie stürzte ins Zimmer, wuchtete die Matratze hoch und schleuderte sie vom Bett. Gleich fühlte sie sich besser. Die Matratze landete an der Wand gegenüber dem Bett. Millie ließ sich auf den Boden fallen, schlug die Hände vors Gesicht und begann, haltlos zu schluchzen.
    Draußen wurde es schon dunkel, als Millie es endlich schaffte, sich zu beruhigen. Sie wusste, dass sie sich zusammenreißen musste. Sie wollte nicht wieder anfangen, ihren Kummer im Alkohol zu ertränken. Entschlossen stand sie auf und griff nach der Matratze, um sie wieder auf das Bettgestell zu legen. Dann stutzte sie. An der Unterseite der Matratze klebte ein gefalteter Briefumschlag. Er war an Lyle adressiert, aber die Handschrift kannte Millie nicht. Ihr erster Gedanke war, dass er von einer

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