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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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völlig in den Versuch, den Grund dafür herauszufinden und ihnen zu helfen. Wenn Alison und er sich zum Abendessen trafen, sprach Lyle oft über seine Arbeit mit den Aborigines und über deren Probleme in der Gesellschaft.
    »Ach, Lyle, du solltest mal Abstand gewinnen«, tadelte ihn Alison eines Abends. »Du solltest an den Freizeitaktivitäten der Stadt teilnehmen. Wieso trittst du nicht dem Tennisclub bei? Den Herrenteams fehlen Spieler. Oder geh mal zum Dartsspielen. Du hast doch gesagt, du warst mal sehr gut darin.«
    Lyle sagte nicht, dass Dartsspielen ihn an Dumfries erinnerte und er daran lieber nicht erinnert würde, aber das dachte er.
    »Ich verwende meine Zeit wohl sinnvoller, wenn ich in den Gemeinden hier in der Gegend helfe«, sagte er. »Außerdem fühle ich mich am wohlsten, wenn ich mich nützlich machen kann.« Das stimmte. Sich zu beschäftigen hielt Lyle davon ab, über Jamie und seinen Vater nachzugrübeln. Anderen zu helfen gab seinem Leben wieder einen Sinn, vor allem wenn es um Patienten wie die Aborigines ging, um die sich sonst kaum jemand kümmerte. Als Alison nichts auf seine Worte erwiderte, kam ihm in den Sinn, dass sie ihn wohl allmählich langweilig fand. »Ich weiß ja, Alison, dass diese Gespräche über medizinische Probleme öde für dich sind«, sagte er. In der kurzen Zeit, die er sie kannte, hatte er herausgefunden, dass Alison ständig neue Herausforderungen brauchte und immer nur Spaß haben wollte. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, passten sie in der Hinsicht nicht gut zusammen. »Ich werde mir mehr Mühe geben, über etwas anderes zu reden«, fügte er deshalb an.
    »Nein, Lyle, öde sind die Gespräche mit dir überhaupt nicht«, erwiderte Alison. »Ich bewundere deine Hingabe an deinen Beruf.«
    Lyle war sich allerdings nicht so sicher, ob er ihr das glauben konnte.

19

    Millies Gemütsverfassung änderte sich seit Lyles Fortgang aus Dumfries ständig. Anfangs fühlte sie sich gekränkt und verärgert, weil er wieder einmal verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen, und in Gedanken bezeichnete sie ihn als selbstsüchtig. Doch dann, nachdem sie ihren Zorn ein paar Wochen lang abgelassen hatte, wurden ihre Gefühle Lyle gegenüber wieder milder, und sie machte sich Sorgen. Sie wusste, wie viel ihm sein Vater bedeutet hatte und wie hart er als Arzt hatte arbeiten müssen. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr steigerte Millie sich erneut in ihre Wut. Sie fand Lyles Verhalten gedankenlos und egoistisch.
    Eines Tages brachte Millie den Mut auf, an Mina nach Edinburgh zu schreiben und sie zu fragen, ob sie wüsste, wo sich Lyle aufhielt. Sie bat inständig, man möge ihr doch sagen, ob es Lyle gut ging, und rief ihrer prinzipienstarken Schwiegermutter ins Gedächtnis, dass sie trotz allem immer noch Lyles Frau war. Mina antwortete, sie wisse nicht, wo ihr Sohn sei, und auch sie mache sich Sorgen. Sie ließ nicht durchblicken, dass sie von Millies Affäre wusste, aber der Brief machte deutlich, dass Mina keinen schriftlichen Kontakt zu Millie wünschte. Mit der Antwort unzufrieden schrieb Millie an Robbie. Er besaß nicht einmal die Höflichkeit, zurückzuschreiben.
    Millie erhielt nach wie vor ein großzügiges Einkommen aus Lyles Arztpraxis, finanziell musste sie sich also nicht einschränken, aber auch sie hatte einen Sohn verloren, und es machte sie rasend, dass ihr Mann keinen Deut auf ihre Gefühle gab. Sie traf sich immer noch mit Frankie Smithson, vielleicht nicht mehr ganz so diskret, aber auch nicht mehr ganz so oft. Er wurde allmählich ihr gegenüber besitzergreifend, und das mochte sie nicht. Frankie drängte sie inzwischen sogar, sich von Lyle scheiden zu lassen und ihn zu heiraten. Aus verschiedenen Gründen war Millie nicht allzu angetan von der Vorstellung. Frankie arbeitete in einer Fabrik, wo er Kamine verpackte. Viel verdiente er nicht gerade. Obwohl er Humor hatte und nach ein paar Drinks auch romantisch werden konnte, besaß er kein Haus und hatte auch wenig Aussicht darauf, je eines zu besitzen.
    Millie schätzte inzwischen auch ihre Unabhängigkeit. Mit dem Geld, das sie regelmäßig erhielt, war sie in der Lage, sich die eine oder andere Freude zu gönnen. Sie hatte ihren Führerschein gemacht und Woche für Woche etwas zurückgelegt, um sich ein Auto zu kaufen. Damit hätte sie sogar noch mehr Freiheit. Millie stellte sich vor, nach Edinburgh zu fahren und Museen und Galerien zu besichtigen oder in Liverpool einzukaufen. In Gedanken sah sie

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