Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanzrappe

Der Glanzrappe

Titel: Der Glanzrappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
noch einmal gegen die Wand schlug, platzte seine Wunde auf und Blut lief ihm den Nacken herunter. Er wußte, er mußte etwas tun, und er wußte zugleich, daß er nichts tun würde.
    Als der Mann fertig war, sank er in sich zusammen und blieb reglos auf dem bebenden Körper des Mädchens liegen. Dann richtete er sich abrupt auf, als müßte er sich von ihr losreißen. Schwer atmend kroch er hinüber auf sein Strohlager und war nach einigem Niesen und Fluchen schließlich still. Er ließ seine Hand nach unten gleiten, legte sie zwischen seine Beine, und bald drang rauhes Schnarchen aus seiner Kehle.
    Das Mädchen lag zusammengekrümmt im Mondlicht, die nackten Beine bleich wie Knochen. Dann zog sie die Knie hoch, bis die Beine unter ihren Röcken verschwanden, hielt sie umklammert und fest an den Brustkorb gedrückt.
    Robey wartete, bis alle tief zu schlafen schienen, und glitt dann wie eine Katze an dem Balken hinab, verharrte kurz und musterte die Schlafenden einen nach dem anderen, die Pistole in der Hand, den Lauf nach vorn gerichtet.
    Er stand neben dem Mädchen und sah, daß sie noch wach war, und er schaute in ein zartes, erschöpftes Gesi c ht. Zunächst wirkte sie, als hätte sie jeglichen Kontakt zur Welt verloren. Sie lag einfach da und starrte zu ihm hoch, starrte ins Nichts, ohne zu blinzeln oder zu atmen, ohne etwas zu sagen oder zu flüstern. Sie war zutiefst verletzt, vielleicht war sie innerlich gestorben.
    Als sich ihre Blicke trafen, kam der Mond wieder heraus, erhellte den Boden ein wenig und schien ihr ins Gesicht. Ihre Lippen waren aufgerissen, und sie blutete aus der Nase. Als sie die Unterlippe zwischen die Zähne nahm, dachte er, sie kehrte eben erst unter die Lebenden zurück. Ihre Augen spiegelten geballten Haß, der sich in ihr abgespalten hatte und aus dem sie nicht mehr herausfand, nicht mehr zurückfand zu Trauer oder Schmerz oder zu irgendeinem anderen Gefühl. Der Haß war in ihr, und er würde in ihr bleiben.
    Sie riß den Mund auf, als sie ihn anstarrte, doch ihr war das Herz so voll, daß ihr die Stimme versagte, und in dieser Welt aus Stein war nur das Klagen des Windes zu hören.
    Beschämt legte er die Decke über ihren zusammengekrümmten Körper. Dann wich er eilig von ihrer Seite und schlich nach draußen, zu den Bäumen, wo er das Pferd festgebunden hatte. Die ganze Nacht ritt er die schwarze Straße entlang, folgte ihren Windungen im Licht der Sterne, bis die fahle Dämmerung den Osthimmel rötete und das Grün der Wiesen zurückkehrte. Die Straßen wurden weiß, und dann kam die goldene Sonne und mit ihr die Hitze, und erst viele Meilen weiter legte er sich schlafen.
     
     
     
     
     
     
     
    7 IN EINEM BAHNEINSCHNITT GAB
    p lötzlich das Gleisbett nach, und sein Pferd, das so gut wie blind war, ging in die Knie, und er fiel aus dem Sattel. Als das Pferd stürzte, hörte Robey einen Knochen zerbrechen. Er hatte im letzten Augenblick den Kopf des Tiers zurückgerissen, und es hatte die Vorderbeine steif gemacht, um den Sturz zu verhindern, doch es war schon zu spät, um das Geschehen noch aufzuhalten.
    An der Stelle, an der das Gleisbett locker war, hatte der Braune sein Hinterbein unter der Schiene eingeklemmt, schlug aber trotzdem um sich und versuchte, sich wieder aufzurichten. Die Hufeisen schlugen Funken aus der anderen Schiene und knallten heftig gegen die Schwellen. Das rechte Vorderbein sah aus, als hätte es zwischen Ellbogen und Fesselkopf ein zusätzliches Gelenk, und es schwang wild hin und her, als sich das Tier zum Stand aufrichtete. Schließlich durchstieß das zersplitterte Rohrbein die Haut und ragte scharf wie eine Spitzhacke hervor.
    Er stand da und redete auf das Pferd ein, sagte ihm, es solle sich hinlegen, und als es nicht folgte, trat er näher, nahm den unruhigen Kopf des Tiers in die Arme und legte seine Hände auf die angsterfüllten Augen. Er ließ nicht einmal los, als ihn der kraftvolle Nacken des Tiers von den Füßen hob. Erst als sich der Braune hinlegte und v or sich hin schnaufte, lockerte er den Griff. Das Pferd streckte den Hals vor und schnupperte an ihm. Er strich dem Tier unentwegt über Backen und Stirn, nahm die Hand nicht mehr weg.
    »Du hast dir das Bein gebrochen«, flüsterte er, das Gesicht dicht an seinem Ohr.
    Das Pferd lag auf der Seite, den starren Blick auf ihn gerichtet. Es schnaubte, und sein Fell bebte, und Robey schloß daraus, daß es verstand. Er kniete nieder und drückte sein Gesicht an den weichen Pferdehals,

Weitere Kostenlose Bücher