Der Glasmaler und die Hure
fälschlichen Lehre anhänge.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Dann lächelte Thea und fragte: »Was hast du dann in dieser Armee verloren? Müßtest du dich nicht den Kaiserlichen anschließen?«
Conrad hob die Schultern. »Was macht es schon für einen Unterschied, welcher Fahne ich folge? Als dieser Krieg vor vielen Jahren seinen Anfang nahm, mag es eine streng konfessionelle Aufteilung gegeben haben, doch nun verwischen die Grenzen mehr und mehr. Ich bin Katholik und folge dem König von Schweden. Hingegen dienen in Tillys Regimentern zahlreiche protestantische Fähnlein, und wenn die evangelischen Kaufleute aus Hamburg Tilly nicht die Munition für seine Kanonen geliefert hätten, wäre Magdeburg niemals zerstört worden.«
»Was für einen Sinn hat dann dieser Krieg?« raunte Thea. Politik war für sie nie von Belang gewesen. Aber selbst ihr war klar, daß dieser Konflikt das Land in immer größeres Elend stürzte. Welche Religion war es wert, solch Ungemach über die Menschen zu bringen?
Poutiainen leerte seinen Becher. »Er bereitet uns den Bodenfür eine herrliche Zeit, in der Gottes Glanz über uns strahlen wird.«
Conrad wirkte nachdenklich. »Ich glaube nicht mehr an diese verlockende Hoffnung.« Seine traurigen Augen richteten sich auf den finnischen Rittmeister. »Der Samen Gottes wird schwerlich auf einem blutdurchtränkten Acker sprießen.«
In dieser Nacht kam Conrad zu Thea und forderte ihr Versprechen ein. Sie war an Martins Seite eingeschlafen und wachte aus einem wirren Traumgebilde auf, als der Feldscher ihre Schulter berührte. Er sprach kein Wort, sondern gab ihr nur ein Zeichen, ihm zu folgen. Thea kletterte auf die Erde und ließ sich von Conrad in das kleine Zelt neben dem Wagen führen, in dem der Feldscher seine Nächte verbrachte.
Sie legte sich auf die Strohmatte. Conrad beugte sich über sie und küßte ihren Hals, während seine Finger nach ihren Brüsten tasteten. Sein Atem stank nach Wein. Allem Anschein nach hatte er auch nach Jöran Poutiainens Aufbruch noch mehrere Becher des Malvasiers getrunken.
Thea streifte ihr Kleid über die Hüfte. Conrads Finger fanden rasch den Weg zwischen ihre Beine. Eine Weile streichelte er sanft ihre Scham, dann ließ er seine Hose fallen, nahm Theas Hand und legte sie an sein Geschlecht. Sie war überrascht, wie steif und fest sein Glied war.
Conrad schien es ihr anzusehen, daß sie ihm diese Manneskraft kaum zugetraut hatte, denn er grinste lüstern und meinte nur: »Du weißt doch: Je älter der Bock, desto härter das Horn.«
Seine Worte ließen sie schmunzeln. Conrad legte sich nun über sie und drang in sie ein. Bereits nach wenigen Stößen ergoß er sich. Sein Kopf fiel stöhnend in ihre Halsbeuge, und sein säuerlicher Atem strich unangenehm über ihr Gesicht.
Er rollte zur Seite, und sie lagen eine Weile stumm nebeneinander.
»Widere ich dich an?« fragte er schließlich.
»Nein.« Thea küßte seine Wange. »Ich habe es schon mit schlimmeren Kerlen getrieben.«
»Wie viele waren es?«
»Ich habe sie nicht gezählt.« Thea stützte sich auf die Ellenbogen und schaute ihn an. »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
»Eifersüchtig? Nein, ich weiß, daß dein Herz Martin gehört. Aber ich habe deinen Körper genossen und möchte, daß du auch in den nächsten Wochen hin und wieder bei mir liegst.«
»Also wirst du mich bei Martins Pflege unterstützen und weiterhin für uns sorgen?«
Conrad nickte.
Thea legte eine Hand auf ihren Bauch, dort, wo sie die Frucht vermutete, die in ihr heranwuchs.
»Du hast mir noch etwas anderes versprochen.«
Er zog unter seinem Wams eine kleine Metalldose hervor und öffnete sie. Thea sah, daß sich darin ein graues Pulver befand.
»Dies ist ein Extrakt aus den Pflanzen Rainfarn und Arnika. Er wird in deinem Körper starke Krämpfe auslösen und den Bankert ausstoßen.« Conrad klappte die Dose zu und reichte sie ihr. »Es ist nicht ungefährlich, einen Abort durchzuführen.«
»Ich weiß.« Thea nahm das Mittel an sich. Es war nicht das erste Mal, daß sie eine unerwünschte Schwangerschaft beendete.
Von einem Moment zum anderen fühlte sie sich schwach und verletzlich. Sie zog rasch das Kleid über ihre Scham und verließ das Zelt ohne ein weiteres Wort.
Trotz der frühen Morgenstunde herrschte am Ufer der Havel bereits ein reges Treiben. Der Fluß war die Lebensader der Armee und ihres Trosses. Vor allem die Frauen bevölkerten im ersten Tageslicht das Ufer und
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