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Der globale Polizeistaat

Der globale Polizeistaat

Titel: Der globale Polizeistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Darnstädt
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Kaida-Terroristen hätten wahrscheinlich vor, Flüge von Paris nach Los Angeles am Heiligen Abend zum Absturz zu bringen. Der damalige Heimatschutzminister Tom Ridge ließ sofort die Alarmfarben auf der Homepage seines Ministeriums auf »Orange« setzen und informierte den Präsidenten. Bush versammelte sein Security Team im Situation Room. Was besprochen wurde, berichtete später der New York Times -Reporter Eric Lichtblau.

    Bush: »Freunde, würden Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter mit diesen Flugzeugen fliegen lassen?«
    Stummes Kopfschütteln.
    Bush: »Ich auch nicht.«
    Damit war alles gesagt. Der Präsident befahl das Grounden der Flüge, die Europäer gehorchten, einige Flüge wurden zum Umkehren gezwungen, bevor sie US-Gebiet erreichten. Der transatlantische Flugverkehr in dieser Weihnachtsnacht geriet ins Chaos.
    Dabei war, wir ahnten es, alles falscher Alarm. Ein in Washington als verdächtig identifizierter Passagier entpuppte sich auf der anderen Seite des Atlantiks als kleiner Junge. Nachfragen beim Geheimdienst, welcher Information denn die Krise zu verdanken gewesen sei, führten in die Abteilung zur Aufzeichnung von arabischen Fernsehprogrammen. Ein Al Jazeera-Film, so die Auskünfte der Experten, habe auf der unteren Bildleiste verdächtige arabische Schriftzeichen gezeigt. Deren Entschlüsselung durch einen Spezialisten habe zu den Flugnummern in Europa geführt.
    Wer das Mögliche unmöglich machen will, ist vor Kritik gefeit. Denn möglich wäre es ja immerhin gewesen, dass die Ermittlungen im Fernsehprogramm des Feindes auf eine heiße Spur geführt hätten. Weil der präventive Staat unwiderlegbar ist, stößt seine Macht nicht an die Grenzen der Vernunft. So wunderte es keinen der kritischen Beobachter, dass auch der mächtige Ashcroft irgendwann Anzeichen von Hysterie zeigte. Das war, als Ermittler, die die Hintergründe der Attentate des 11. September recherchierten, die Nummer einer von den Terroristen benutzen Kreditkarte präsentierten: 67262. Irgendein besonders findiger Geheimdienstler hatte an den Ziffern so lange herumgerätselt, bis er darauf gestoßen war, dass sie ein Code für den Namen »Osama« sind. Der Justizminister, so berichten Zeugen der Szene, sei förmlich ausgerastet: »Die veralbern uns!«, habe er geschrien - und damit meinte er offenbar nicht die Schlapphüte, sondern die Terroristen. Denn er ordnete an, dass in den gesamten
USA sämtliche Inhaber einer Kreditkarte mit der verdächtigen Ziffernfolge 67262 zu ermitteln und zu verhaften seien. Den Befehl, heißt es im Justizministerium, habe allerdings niemand ausgeführt. 5
    Prävention ist grenzenlos wie die War Power des Präsidenten. Das NSA-Programm war den Antiterrorstrategen nicht genug. Für den nächsten Coup suchten sie ihre Kriegsverbündeten in Europa auf. Diese Reise der Delegation aus dem Weißen Haus führte nach Brüssel. »Follow the money« war das Rezept der Terroristenjäger, und die Spur des schmutzigen Geldes führte sie zunächst in die belgische Hauptstadt. Sechs Trilliarden Dollar werden jeden Tag von »Swift« über die Welt verteilt - wetten, dass auch Gelder zur Finanzierung des nächsten Attentates dabei sind? Swift ist ein Privatunternehmen, eine gemeinsame Einrichtung der wichtigsten Banken der Welt. Fast jeder Mensch, der Geld von seinem Konto auf das Konto eines anderen Menschen in einem anderen Land überweist, nutzt - meist ohne es zu wissen - Swift. Die Firma ist der gewaltige Rangierbahnhof des Weltfinanzsystems. Fast 8000 Banken und deren Kunden vertrauen darauf, dass Swift mit den sensiblen Finanzdaten sensibel umgeht. Und darauf hat Lenny Schrank, der damalige Swift-Chef, die Besucher aus Washington sicher auch hingewiesen, als sie darum baten, verdächtige Überweisungsdaten ansehen zu dürfen. Auch Alan Greenspan, damals noch der US-Notenbankchef, hatte gewarnt, das Weltfinanzsystem könne einen schweren Schlag erleiden, wenn Geheimdienstler bei Swift herumschnüffeln.
    Ganz schwierig, erklärten die Swift-Banker, sei der Wunsch schon deshalb zu erfüllen, weil die Programme der Geldschleuder es nicht so einfach zuließen, Überweisungsdaten nach gewissen vorgegebenen Kriterien auszusieben. Eine Rasterfahndung im Geldsystem? Meine Herren, das stellen Sie sich so einfach vor.
    Doch Krieg ist Krieg, und die Vereinigten Staaten waren damals noch die größte Finanzmacht der Welt. Wie auch immer es die Delegation aus dem Weißen Haus hingekriegt hat - am
Ende haben sie nicht nur die

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