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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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her?“

10. Entstehende Ungelegenheiten, wenn man einem hübschen Mädchen des Nachts in den Straßen nachläuft
    Gringoire entschloß sich, ereigne sich, was da wolle, der Zigeunerin zu folgen. Er sah, wie sie mit ihrer Ziege den Weg nach der Straße de la Coutellerie einschlug, und nahm denselben Weg. Warum nicht? dachte er bei sich selbst. Nie ist man besser aufgelegt, einem schönen Mädchen zu folgen, als wenn man nicht weiß, wo man schlafen soll. So wandelte er sinnend hinter den Zigeunerin her, die ihre Schritte beschleunigte und die Ziege zum Laufen zwang; denn sie sah, daß die Bürger heimkehrten, und daß die Schenken, die allein von allen Budiken an dem Tage offenstanden, geschlossen wurden. Sie muß doch irgendwo wohnen, dachte er; die Zigeuner sind gutmütig. Wer weiß? … Und die Gedankenreihe, die allmählich dadurch hervorgerufen wurde, war sehr anmutig.
    Die Straßen wurden dunkler und einsamer; die Abendglocke hatte schon lange geläutet, und in immer größeren Zwischenräumen erblickte man einen Vorübergehenden auf den Straßen, ein Licht an einem Fenster. Das junge Mädchen verfolgte einen Weg, der Gringoire wohlbekannt zu sein schien. Sie wandelte ohne Aufenthalt mit stets schnelleren Schritten. Seit einigen Augenblicken hatte er ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Voll Unruhe wandte sie verschiedene Male ihr Haupt; einmal blieb sie sogar stehen, benutzte einen Lichtstrahl, der aus einer Bäckerei hervordrang, um ihn von oben bis unten zu betrachten. Da sah Gringoire, wie sie das Mäulchen zog, was er schon bemerkt hatte, und weiterging. Dieses Mäulchen gab Gringoire Stoff zum Nachdenken. Gewiss lag in dieser anmutsvollen Fratze Verachtung und Spott. So hielt er sich denn in größerer Entfernung von dem schönen Mädchen. Plötzlich, als sie hinter einer Straßenecke verschwunden war, vernahm er, wie sie einen durchdringenden Schrei ausstieß. Da beschleunigte er seine Schritte. Die Straße war dunkel; dennoch erlaubte ihm das mit Öl getränkte Werg, welches in eisernem Käfig am Winkel der Straßen zu den Füßen der heiligen Jungfrau brannte, die Zigeunerin zu erkennen, wie sie gegen zwei Männer rang, die sie ergriffen hatten und ihren Schrei zu ersticken strebten. Die arme kleine Ziege senkte erschrocken die Hörner und meckerte.
    „Herbei, ihr Herren Wächter!“ rief Gringoire und schritt kühn vorwärts. Einer der Männer, die das junge Mädchen hielten, wandte sich nach ihm um; es war die furchtbare Gestalt Quasimodos.
    Gringoire ergriff nicht die Flucht, tat aber auch keinen Schritt vorwärts. Quasimodo ging auf ihn zu, warf ihn mit geballter Faust vier Schritte zurück aufs Pflaster, stürzte schnell ins Dunkel und trug das Mädchen auf einem Arme, geknickt, als wäre es eine Seidenschärpe, fort. Sein Gefährte folgte, und die arme Ziege lief mit klagendem Meckern hinterdrein.
    „Mörder! Mörder!“ rief die unglückliche Zigeunerin.
    „Halt, Elende! Laßt das Mädel los!“ rief plötzlich mit einer Donnerstimme ein Reiter, der aus einem nahen Kreuzwege herbeisprengte. Es war ein Hauptmann der Ordonnanz-Häscher des Königs, von Kopf bis zu Fuß bewaffnet, mit dem Degen in der Faust. Er entriß die Zigeunerin den Armen des erstaunten Quasimodo und legte sie quer über seinen Sattel; und im Augenblick, wo der furchtbare Bucklige, von der Überraschung erholt, sich auf ihn stürzte, ihm seine Beute wieder zu entreißen, erschienen fünfzehn oder sechzehn Häscher, welche ihrem Führer auf dem Fuße gefolgt waren, mit Schwertern in den Händen. Es war eine Abteilung der Ordonnanz des Königs, die auf Befehl Herrn Roberts von Estouteville, des Aufsehers der Prévoté von Paris, die Wachtpatrouille hielt. Quasimodo wurde umringt, ergriffen, geknebelt. Er errötete, biß und schäumte. Bei Tage hätte schon sein Gesicht allein, noch scheußlicher durch den Zorn, die ganze Patrouille zur Flucht gebracht; allein in der Nacht war er seiner furchtbarsten Waffe, der Häßlichkeit, beraubt. Sein Gefährte war unterdessen verschwunden.
    Die Zigeunerin richtete sich auf dem Sattel des Offiziers fein zierlich auf, stützte beide Hände auf die Schultern des jungen Mannes, betrachtete ihn einige Sekunden lang mit festem Blick, von seinem schönen Äußeren und der Hilfe, die er ihr geleistet, entzückt. Dann brach sie zuerst das Schweigen und fragte mit ihrer süßen Stimme, die noch süßer als gewöhnlich klang:
    „Wie heißt Ihr, Herr Ritter?“ – „Hauptmann Phoebus von

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