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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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wir beide denselben Traum.«
    »Wie um alles in der Welt...?« Unvermittelt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen – sie war eine verheiratete Frau. »Dein Mann? Ist er mitgekommen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, dass ihr breiter Hutrand verwegen wippte. »Er... mein Mann... Daniel ist vor sechs Monaten verstorben. Bei einem Bootsunglück.«
    Liams Blick fiel auf die Brosche. Er streckte zaghaft die Hand danach aus. »Der Mann, der sie gekauft hat, sagte, es sei ein Geburtstagsgeschenk. Aber natürlich! Am Samstag war der zwölfte Februar und dein Geburtstag, wie konnte ich das vergessen!« Später würde er sich noch lange über den seltsamen Zufall wundern, wieso Corinnes Schwager ausgerechnet diese Brosche ausgesucht hatte, die er vor einer halben Ewigkeit für seine Liebste gearbeitet hatte.
    Sie lächelte erneut, in ihren braunen Augen funkelten goldene Sprenkel. »Schön, dass du dich daran erinnerst.«
    Wie um sich zu sammeln, atmete er tief durch. »Verzeih mir. Ich bin... ich bin offen gestanden ein bisschen durcheinander. Ich dachte, ich seh dich nie wieder. Und kann keine Worte dafür finden, wie himmlisch dieses Wiedersehen für mich ist.«
    Corinne senkte ihren Blick in seinen. Und hatte nicht den Hauch eines Zweifels: Nein, er liebte sie immer noch. So wie sie ihn. Mit ihrer Hand streichelte sie sein Gesicht, glitt mit ihrem Zeigefinger zärtlich über sein malträtiertes Nasenbein und die vernarbte Wange. Ihre Augen wurden verräterisch feucht, und sie blinzelte die Tränen weg. Ihr Vater hatte ihm das angetan.
Ihr eigener Vater, dem sie vertraut und den sie verehrt hatte.
    »Ist schon okay, Liebes«, murmelte er kehlig, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Es ist vergangen und vergessen.« Er schloss sie in seine Arme, küsste sie auf Stirn, Wangen und schließlich auf ihren warmen, wartenden Mund. »Mir brennen nämlich eine Menge Fragen unter den Nägeln. Dir bestimmt auch, oder? Lass uns über die Gegenwart sprechen und über unsere Zukunft.«
    Die beiden merkten nicht, dass Rosemary im Türrahmen zur Werkstatt lehnte. Als sie eine Frauenstimme gehört hatte, war sie aufgestanden und geräuschlos zur Tür geglitten. Von dort aus hatte sie heimlich ihr Wiedersehen verfolgt. Ihre schwarzen Augen betrachteten den funkelnden Topas an Corinnes Bluse, und sie lächelte selbstzufrieden. Die Brosche hatte einmal mehr bewiesen, welcher Zauber ihr innewohnte. Trotz aller Hindernisse hatte sie die beiden Liebenden wieder zusammengebracht. Rosemary war weise genug, es nicht an die große Glocke zu hängen. Man hätte ihr ohnehin nicht geglaubt, und das war vermutlich auch besser so. Hauptsache, sie wusste um die Magie des Schmuckstücks: Das war das Wesentliche.
     
    Als Mutter des Bräutigams saß Rosemary Westaway in der ersten Kirchenbank und fixierte gedankenvoll den breitschultrigen Rücken ihres Sohnes. Er stand vor dem Altar, während er auf den Hochzeitsmarsch wartete, zu dessen Klängen Corinne an Stanleys Arm durch das Mittelschiff schweben würde. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Seit nunmehr drei Monaten waren er und Corinne wieder zusammen, und heute würden
sie heiraten – diese Hochzeit hatten sie sich schon vor fast acht Jahren sehnsüchtig gewünscht. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf die Topasbrosche, die Corinne gewiss auch heute tragen würde. Dieses Schmuckstück war der eigentliche Ehestifter gewesen, denn die Zauberformel, die Liam damals noch in Irland eingraviert hatte, hatte funktioniert. Ungeachtet der Tatsache, dass eine Weltreise zwischen ihnen lag, hatte die Brosche sie wieder zusammengeführt. Bislang hatte sie den beiden noch nicht verraten, was die in das Silber geritzten gälischen Worte tatsächlich bedeuteten.
    Rosemary schmunzelte stillvergnügt. Eines Tages würde sie Liam und Corinne reinen Wein einschenken.

6
    C orinne Westaway setzte sich auf den Rand ihres Bettes und rollte behutsam die hauchzarten Nylonstrümpfe von ihren schlanken Fesseln. Sie und Liam waren gerade von einer Abendgesellschaft bei Freunden in Glebe zurückgekehrt. Die Unterhaltung der acht Gäste bei Tisch hatte sich fast ausschließlich um den kürzlich angekündigten D-Day gedreht. Die Sun berichtete auf der Titelseite, dass der Tag der Alliierten-Landung in der Normandie, am 6. Juni 1944, das Ende Hitlers und seines Regimes einläuten würde. Corinne betete, dass dies zutreffen möge, zumal alle einen baldigen Frieden herbeisehnten. Nicht zuletzt auch ihr Sohn, der gerade seine

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