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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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Tischplatte, »wendest du dich an Mikes Eltern. Die helfen dir bestimmt. Das Baby ist ihr Enkel. Hör mal, du bist immerhin Mikes Verlobte! Du trägst seinen Ring.«
    Jenny war geschockt. »Das bringe ich nicht. Ich könnte es ihnen niemals beichten. Ich kenne die Westaways nicht mal. Mike meinte, sie würden Kontakt mit mir aufnehmen, damit wir uns kennen lernen, aber bisher hat sich niemand bei mir gemeldet. Was sollen sie von mir denken, wenn ich plötzlich bei ihnen auf der Matte stehe und sage: He, Leute, euer Sohn Mike hat leider nicht aufgepasst. Und hier bring ich euch euer süßes, putziges, schnuckeliges Enkelchen? Ich glaube, ich würde vor Scham im Erdboden versinken.«
    Peggy schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich bleibt dir gar nichts anderes übrig. Zumal Cotter dich achtkantig rausschmeißt, sobald er Wind davon bekommt, dass du in anderen Umständen bist. Wie stellst du dir das überhaupt vor als ledige Mutter? Meinst du, da findest du so schnell einen neuen Job? Das wird bestimmt nicht einfach. Finanziell wird es verdammt haarig bei dir, Liebes, bis Mike heimkommt und ihr heiraten könnt.«
    Jennys Augen füllten sich mit Tränen. Es war unmöglich. Peggy musste sich irren. In ihrer jugendlichen Naivität hatte sie gar nicht berücksichtigt, dass sie von Mike schwanger werden könnte, wenn sie nicht verhüteten.
Im nächsten Augenblick jedoch durchströmte sie ein tiefes Glücksgefühl – Niedergeschlagenheit und Existenzängste waren jählings wie weggeblasen. Sie würde ein Baby bekommen, ein süßes, winziges Geschöpf, das ihre Liebe und Zuwendung brauchte. Mikes Baby. Sie drückte ihr Rückgrat durch und reckte entschlossen das Kinn. Wenn es stimmte und sie tatsächlich schwanger war, dann sollte es eben so sein, na und? Auf die eine oder andere Art würden sie und der kleine Fratz sich schon durchschlagen. Herrje, schlimmstenfalls würden sie eben bei Mikes Eltern zu Kreuze kriechen müssen.
     
    Das Dröhnen der Motoren vibrierte durch Cockpit und Rumpf der Militärmaschine vom Typ Lancaster, während Bordingenieur Mike Westaway in die Innentasche seiner Uniformjacke griff. Dort bewahrte er Jennys bislang letzten Brief auf. Er war inzwischen etliche Wochen alt, und er hätte zu gern gewusst, wie es ihr ging. Grinsend verfolgte er die zuckenden Anzeigenadeln auf den elektronischen Instrumenten an Bord. Was ihn wunderte, war, dass sie in ihrem Brief mit keinem Wort erwähnte, ob sie in der Zwischenzeit seine Eltern und seine Schwestern kennen gelernt hatte. Er hatte seinen Eltern umgehend geschrieben, ihnen von Jenny erzählt und dass er sie liebe und heiraten wolle. Seine Mutter hatte sie in ihrem letzten Brief aber auch nicht erwähnt. Das war merkwürdig. Ob sein Brief womöglich verloren gegangen war? So etwas passierte gelegentlich. Er würde ihnen gleich im Anschluss an seine aktuelle Mission erneut schreiben, nahm er sich vor.
    »Mike, wir erreichen das Zielgebiet in circa fünfeinhalb Minuten. Kontrollierst du bitte noch einmal die Bombenklappen?«, wies der Captain ihn an.

    »Wird gemacht, Pete.«
    Für den Abend waren erhebliche Turbulenzen angekündigt, und als die Lancaster mit dem Sinkflug begann, wurde sie kräftig durchgerüttelt. Die kleine Maschine trudelte und geriet in ein Luftloch, die Tragflächen gingen bedrohlich in Schieflage, bevor der Pilot das Flugzeug wieder auf Kurs brachte. Kurz zuvor war Mikes Mannschaft über ihre Aktion aufgeklärt worden: Sie sollte in einem Alliiertenverband aus Amerikanern, Engländern und Australiern Bomben über mehreren großen deutschen Industriestädten abwerfen. Es war ihr dritter Flug in dieser Woche; aktuelle Fotos belegten, wie groß der Schaden war, den die Bombardierungen aus der Luft angerichtet hatten. Die Alliierten bedrängten die Deutschen, versuchten sie zur Kapitulation zu zwingen, während Bodentruppen nach Europa vorrückten, Städte, Dörfer und ganze Länder von deutscher Besatzung befreiten. Es war allgemeiner Konsens, dass Hitlers Truppen auf dem Rückzug waren angesichts der Militäraktionen der Alliierten unter Eisenhower und der von Norden einschwärmenden Sowjetarmee.
    Er hörte, wie Pete den Befehl zum Feuern gab.
    Was Mike betraf, konnte er das Ende des Krieges kaum erwarten. Er hatte die Nase schon seit Langem gestrichen voll vom Töten und Morden. Die Lancaster ruckelte, als blutrotes Flakfeuer am nächtlichen Himmel aufleuchtete. Um sie herum das schauerlich dumpfe Krachen der Geschütze, die auf den

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