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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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bayerisch blauem Himmel Familie, Hunde und Freunde. Und im Herbst reiste ich zusammen mit meiner Freundin auf Einladung von Loriot nach Capri, wo ich zum ersten Mal Herrn Pannek in seinem Element erleben durfte. Eines Nachmittags blickte er versonnen auf die vom stürmischen Meer gepeitschten Faraglioni-Felsen und geriet ins Philosophieren. In seinem breiten Berliner Akzent grübelte er: »Herr Lukschy, wenn ick det hier allet so sehe, det Meer und die Felsen, denn kommen mir so Jedanken, wie det allet vor Millionen von Jahren entstanden is – und keines Menschen Auge hat’s jesehn …« Der Satz gefiel Vicco und mir so gut, dass er in das Repertoire unserer Standardsprüche aufgenommen wurde. Wenn in den folgenden Jahren etwas Ungewöhnliches geschah, raunten wir uns nicht selten mit breitem berlinischem »ei« zu: »… und keines Menschen Auge hat’s jesehn …«
    Loriot auf den Spuren von Kaiser Tiberius in Capri
    Außer den freundschaftlichen Begegnungen blieben viele Anregungen aus unserer Bremer Zeit. Im Sommer drehte ich mit Rudolf Kowalski in der Hauptrolle den Kino-Kurzfilm »Valse Triste«, der 1980 den Bundesfilmpreis erhielt.
    Doch schon bald kam es zu einer neuen, wenn auch nur kurzen Zusammenarbeit mit Loriot.

Die Berliner Philharmoniker
    Altbundeskanzler Helmut Schmidt war ein begeisterter Pianist. Erhalten sind zwei Plattenaufnahmen, in denen er zusammen mit Christoph Eschenbach, Justus Frantz und Gerhard Oppitz Mozarts Konzert für drei Klaviere und Bachs Konzert für vier Klaviere spielt. Ursprünglich sollte Placido Domingo den Part des prominenten Gastes übernehmen, um den Aufnahmen den Glanz des Außergewöhnlichen zu geben. Aber Domingo sagte ab. Schmidt sprang für ihn ein, und die Aufnahmen werden bis heute verkauft.
    Die Berliner Philharmoniker richteten im Jahr 1979 in der Philharmonie für Helmut Schmidt ein »Kanzlerfest« aus und baten Loriot, zusammen mit Evelyn Hamann durch den bunten Abend zu führen. Das Orchester wollte der Liebhaberei des Kanzlers dadurch Rechnung tragen, dass es ihm musikalische Parodien und Späße bot, die allerdings zum Teil nur Eingeweihten verständlich waren. Als Loriot angesichts einer humoristischen Geigennummer den vortragenden Musiker zaghaft fragte, was denn daran komisch sei, antwortete der Geiger ohne die geringste Irritation: »Ja, haben Sie denn nicht gesehen, dass ich das ganze Stück in einer völlig falschen Lage gespielt habe?« Dazu muss man wissen, dass man auf einer Geige denselben Ton auf verschiedenen Saiten spielen kann, eben in verschiedenen Grifflagen. Loriot hatte den »komischen« Lagenwechsel nicht gleich bemerkt.
    Er selbst war ja nur ein »passiver« Musiker, was er bedauerte. Seine Großmutter spielte gut Klavier und hatte dem kleinen Vicco Mozart, Puccini und Bach auf ihrem Piano vorgetragen. Als aber sein »sonst so pädagogisch fabelhafter Vater« ihn irgendwann zu sich holte – er war sechs oder sieben – und ihn fragte, ob er Klavierunterricht haben wollte, verneinte Vicco. Der Vater sagte: »Danke, das wollte ich nur wissen«, und ließ den Jungen wieder gehen. Später meinte Loriot, sein Vater hätte sagen müssen: »Pass mal auf, Junge, ich zwinge dich jetzt mal zu etwas. Sei mir nicht böse, aber ich zwinge dich mal.« Aber das habe er leider nicht getan.
    Loriots Wort-Beiträge zum Kanzlerfest waren unter anderem drei Ehegespräche mit Evelyn Hamann, die ganz in der Tradition des Zeichentrick-Ehepaars aus »Loriot 3« (»Szenen einer Ehe«) standen. Die Mini-Dramen »Aufbruch« (mit dem legendären Schlusssatz »Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen!«), »Garderobe« und »Geigen und Trompeten« wurden zwischen den Musiknummern auf dem leeren Orchesterpodium aufgeführt.
    Die Fernsehaufzeichnung, die wenig später im ZDF lief, war von etwa drei Stunden auf eine Stunde gekürzt worden. Bedauerlicherweise fiel durch die Kürzung der in meinen Augen schönste der drei Sketche unter den Tisch, »Geigen und Trompeten«, ein saukomisches Gespräch der Eheleute über die Frage, ob Trompeter gelegentlich auch in eine Geige bliesen. Die eigentliche Katastrophe aber ist, dass das ZDF nur die gekürzte Sendefassung des Kanzlerfestes archiviert hatte. Alle unsere Versuche, den Sketch später für die DVD-Veröffentlichung zu finden, waren vergeblich. Die Originalbänder mit der Uraufführung von »Geigen und Trompeten« existieren nicht mehr. Glücklicherweise haben Loriot und Evelyn Hamann das Stück später noch

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