Der goldene Buddha
nahe ich ihm bin. Ich werde eingehen ins Nirwana und dort für euch und alle anderen Gerechten beten. Und ich werde ihm, dem großen Buddha, Auge in Auge gegenüberstehen…« Der Abt bewegte seinen Arm, und die Finger suchten nach Sukos Hand. »Lass dich noch einmal berühren, Suko«, hauchte er mit ersterbender Stimme.
»Du bist der Mann, der es schaffen kann. Du wirst den goldenen Buddha vernichten. Versprichst du mir das?«
Der Chinese nickte.
»Ich glaube dir, ich vertraue dir. Und auch Tai Pe wird dich unterstützen. Ihr beide…« Brahdana wollte noch etwas sagen, aber seine Stimme versagte. Der Tod war schon zu nahe. Über sein Gesicht lief noch ein letztes Lächeln, was auch erhalten blieb, als er schon nicht mehr lebte.
Ein weiser, alter Mann war tot.
Suko schaute auf, während Tai Pe dem Toten die Augen zudrückte.
Unhörbar waren die anderen Mönche herangetreten. Sie umstanden die beiden Männer und den toten Abt. Suko sah es in manchen Augen feucht glänzen. Er erhob sich. Lautlos trat er zu Seite.
Der Chinese machte den anderen Platz, denn was nun kam, war nicht mehr seine Sache.
Tai Pe winkte zwei Mönche heran. Sie traten neben ihren toten Abt, bückten sich und hoben den Leichnam an. Sie trugen den Toten weg.
Jetzt würde die große Trauerzeremonie beginnen, die mehrere Tage dauerte.
Suko schaute auf seine Uhr. Es war schon zuviel Zeit vergangen, er musste wieder zurück.
»Kommst du mit?« fragte er Tai Pe.
Der Erhabene nickte. »Ja, ich kenne meine Aufgabe, denn ich werde euch begleiten.«
»Kennst du den Weg zum Kloster?«
Tai Pe nickte.
»Und wie sollen wir dort hinkommen?«
Der alte Mann lächelte. »Ich bin früher zu Fuß gegangen, aber das dauert sehr lange. Soviel Zeit haben wir bestimmt nicht. Man kann es auch schneller schaffen, indem wir einen Hubschrauber nehmen.«
»Daran habe ich auch gedacht«, meinte Suko. »Nur wer soll ihn fliegen?«
»Ich kenne einen Piloten.«
»Dann ist es okay.«
Die beiden Männer verließen den Tempel. Um die getöteten Mönche wollten sich die anderen kümmern. Auch sie würden ihre Gräber bekommen, mochten sie auch Feinde gewesen sein.
Suko und Tai Pe gingen wieder zu Fuß zurück zum Hotel, wo ich bereits ungeduldig wartete.
»Was ist geschehen?« empfing ich die beiden.
Suko berichtete.
»Und du hast sie geschafft?«
Der Chinese schüttelte den Kopf. »Nicht ich, sondern die Dämonenpeitsche und der heilige Stab.«
Er holte ihn hervor und zeigte ihn mir.
Vorsichtig nahm ich den Stab in die Hand und wunderte mich, wie leicht er war. Ich zweifelte nicht an Sukos Worten. Längst hatte ich in meinem Leben erkannt, dass es viele Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die nicht so ohne weiteres zu erklären waren. Dazu gehörte auch die Funktion des Stabs.
Ich gab ihn Suko zurück. »Damit hast du eine Waffe bekommen, die dir eine ungeheure Verantwortung aufbürdet«, sagte ich. »Ein Ersatz für den Bumerang.«
Ich lachte wütend auf. »Den hole ich mir noch zurück, Suko. Darauf kannst du dich verlassen.«
Tai Pe mischte sich ein. »Wir sollten uns um die Reisevorbereitungen kümmern«, meinte er.
Der Erhabene hatte recht. Ich hörte mir seine Vorschläge an und war einverstanden. Dabei gab ich zu bedenken, dass wir es mit zwei Gruppen zu tun hatten. Nicht nur mit den Dienern des goldenen Buddha, sondern auch mit Dr. Tod und seinen Vasallen. Wobei sich die Frage stellte, wer schlimmer war. Fast glaubte ich an die Mordliga.
Tai Pe zählte auf, was wir alles an Ausrüstung brauchten. Suko und er wollten die Sachen besorgen. Ich blieb im Hotel zurück, denn ich traute dem Polizeiinspektor nicht. Marian hielt mich bestimmt unter Beobachtung. Dass ich mich völlig aus dem Fall heraushalten würde, nahm er mir sicherlich nicht ab.
Suko und Tai Pe gingen. Ich blieb allein zurück und hoffte nur, dass alles glattging…
***
Ich konnte mich nur wundern, wieso Tai Pe noch immer seine Beziehungen hatte, obwohl er schon so lange in London lebte. Auf jeden Fall hatte er es geschafft, einen Hubschrauber nebst Piloten aufzutreiben. Letzterer war ein kleiner Mensch, dessen Körper in den Proportionen irgendwie nicht stimmte. Er hatte viel zu breite Schultern, zu kurze Beine, dafür aber lange, kräftige Arme. Als er uns sah, verbeugte er sich, und sein Gesicht schien in tausend kleine Falten zu zerfließen.
»Das ist Fu«, stellte uns Tai Pe den Piloten vor. »Er kennt die Berge ausgezeichnet, denn er ist Flieger der Rettungswacht. Für uns
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