Der goldene Buddha
Ledersitzen konnten wir Platz nehmen. Suko verstaute das Gepäck im Rückraum, wo er es festschnallte.
Wir nahmen Platz. Tai Pe setzte sich neben den Piloten, denn er war ortskundig und konnte Fu Navigationshilfen geben. Ich nahm hinter dem Erhabenen Platz, Suko konnte Fu in den Nacken schauen. Wir schnallten uns an.
Vom Tower - er bestand nur aus einer Baracke - wurde ein Lichtsignal gegeben.
Start frei.
Fu checkte noch einmal die Instrumente durch. Das Ruder, Öldruck, Treibstoffanzeige und so weiter.
Ich schaute aus dem Fenster.
Im Süden lag Katmandu. Von meinem Platz aus konnte ich über die Dächer der meisten Häuser blicken. Staubwolken trieben über die Stadt. Ein großes Flugzeug zog seine Bahnen im Warteraum. Nördlich von uns wuchsen die Berge hoch.
Es war schon irgendwie furchterregend, wenn ich mir dieses gewaltige Massiv anschaute, das über dem dichten, grünen Dschungel irgendwie beklemmend wirkte.
Fu hatte einen Kopfhörer übergestreift. Die quäkende Stimme daraus wurde vom Dröhnen der Motoren überdeckt. Dann hörten wir das Rappen der Rotorblätter. Sie drehten sich immer schneller, der Hubschrauber bebte, zitterte und hob ab.
Unser Flug ins Ungewisse begann…
***
Die Berge rückten näher!
Ein sagenhaftes Panorama. Die dichten, grünen Matten waren in Vergessenheit geraten, denn wo wir flogen, gab es keine Vegetation mehr. Nur Steine, Geröll und Felsen. Hier und da sahen wir einen nicht weggetauten Schneeflecken. Tiere nahmen Reißaus, als sie das Dröhnen der Motoren hörten und der Schatten des Hubschraubers über sie fiel, wenn wir im Tiefflug vorbei- rauschten.
Unter uns lagen die gewaltigen, mit Steinen übersäten Hochebenen, an deren Ende oft steile Felswände bizarr in den noch wolkenlosen Himmel ragten. Wie gesagt, noch war der Himmel wolkenlos, aber er begann sich schon einzufärben. Das lichte Blau wurde dichter, farbintensiver, und ich sah bereits die ersten grauen Schimmer.
Der Wetterumsturz würde kommen. Hoffentlich erst nach Erreichung unseres Ziels.
Unter uns bewegte sich eine Karawane. Die Menschen schauten hoch, als der Hubschrauber sie überflog. Sie hatten ihre Habe auf Esel- und Ziegenrücken geladen. Die Tiere waren genügsam, sie passten sich dem kargen Gelände an.
Bald war die Karawane verschwunden.
Die Felswand am Ende der Hochebene wuchs vor uns auf. Riesig, gewaltig und gefährlich. Das musste die Todeswand sein, von der Fu gesprochen hatte.
Der Pilot drehte sich auf seinem Sitz um und deutete nach vorn. Er wollte mir sicherlich klarmachen, dass es diese bewusste Wand war.
Ich nickte.
Winzig kam ich mir vor, wenn ich an dieser Wand hochsah. Bald wurde der Anflugwinkel so spitz, dass wir nicht mehr den Himmel erkennen konnten. Fast im Direktflug dröhnte der Hubschrauber auf die Felsen zu. Mir wurde es langsam unheimlich. Warum zog Fu die Maschine nicht höher? Wenn er so weiterflog, zerschellten wir an der Wand. Oder hatte ich mich in der Entfernung getäuscht?
Ich warf einen raschen Seitenblick auf Suko. Auch er hatte die Stirn gekraust. Ihn schienen ähnliche Gedanken zu quälen wie mich.
Jetzt hielt ich es nicht mehr aus. »Warum steigen wir nicht?« schrie ich dem Piloten zu.
Der hörte nicht oder wollte nicht hören.
Ich wurde misstrauisch, und ich wunderte mich auch, das Tai Pe nichts sagte.
Das wollte ich genau wissen. Inzwischen waren wir schon so nahe heran, dass ich in der Felswand einzelne Höhlen, Risse und Spalten erkennen konnte.
Ich stand auf, befreite mich vom Gurt, ging geduckt zwei Schritte vor und stieß Tai Pe an.
Der Erhabene fiel nach vorn. Der Gurt hielt ihn auf, sonst wäre er zu Boden gekracht.
Im selben Augenblick drehte sich Fu um.
Er schaute mich an.
Es traf mich wie ein Kübel Eis-Wasser. Der Pilot Fu hatte das Gesicht eines goldenen Mönchs!
***
Inspektor Marian hockte hinter den dicken Mauern des Polizeipräsidiums wie eine Spinne im Netz.
Das Gebäude stammte noch aus der englischen Besatzungszeit, und Marian fühlte sich hinter den dicken Mauern eigentlich recht wohl, denn sie hielten die größte Hitze ab.
Sein Büro hatte die Ausmaße eines kleinen Saals. Dafür standen zwei Schreibtische dort, ein Aktenschrank und vier Stühle für Besucher.
Ansonsten residierte der Inspektor allein, und er fühlte sich wohl zwischen den drei Telefonen, wobei ihn eins direkt mit dem Polizeipräfekten verband.
An diesem Tag jedoch hatte er schlechte Laune. Ihn wurmte es, dass dieser englische Kollege ohne sein
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