Der goldene Buddha
Ich erhöhte sofort die Geschwindigkeit. Der Hubschrauber gehorchte willig meinen Befehlen.
Diese Maschine war ausgezeichnet in Schuß.
Unter uns befand sich ein weites Hochtal, das rechts und links von hohen Bergen eingeschnürt wurde. Und dort lag der Schnee, das ewige, dicke Eis, das wohl nie tauen würde.
Doch die Spitzen der hohen Berge hatten einen Saum aus Wolken, die sich immer mehr verdichteten, schwerer wurden und langsam in das Tal sanken. Auch zeigte der Himmel eine schwefelgelbe Farbe zwischen dem Grau.
Verdammt, da kam was auf uns zu. Doch wo, zum Henker, befand sich die Bergstation? Wir mussten Treibstoff tanken. Ich schaute so gut es ging in die Runde. Auch Suko beobachtete. Und er entdeckte die schmale Fahne zuerst.
»Da muss es sein«, sagte er und deutete nach vorn.
Ich flog näher heran. Der Chinese hatte sich nicht getäuscht. Inmitten der kargen Felswüste des Hochplateaus standen zwei schiefe Steinhäuser, deren schräge Dächer sich gegen den Hang an der Westseite duckten.
Vor den Bauten befand sich ein geräumiger Platz, wo ich landen konnte. Landen! Das war der schwierigste Teil der Aufgabe. Was immer so leicht aussieht, erweist sich oft als ein schwieriges Unterfangen, besonders für einen Anfänger wie mich.
»Kriegst du die Mühle runter?« fragte Suko.
Ich grinste verzerrt. »Das muss ich ja.«
Ich flog einen Bogen. Neben einer Hütte fiel mir die altersschwache Pumpe auf. Mit ihr wurde wahrscheinlich der Treibstoff in die Tanks befördert.
Schnell wurden die Häuser größer. Der Hubschrauber verlor an Höhe.
Sacht ging ich mit dem Steuerknüppel um, als bestünde er aus kostbarem, zerbrechlichem Glas.
Der Platz vor den beiden Hütten war groß genug, um landen zu können. Der Rotorwind wirbelte den Staub in dichten Wolken auf, die langsam davontrieben.
Die breiten Kufen berührten den Boden. Dann ein heftiger Ruck, ein Schütteln, der Hubschrauber stand.
Wir atmeten auf. Ich stellte den Motor ab. Für Sekunden blieben wir ruhig sitzen und hingen unseren Gedanken nach.
Ich hätte mich am liebsten länger ausgeruht, doch dafür war die Zeit zu knapp.
Suko stand als erster auf und öffnete den Ausstieg.
Kalte Luft wehte uns entgegen. Nach der Hitze in Katmandu war es direkt ein Schock. Nun konnten wir froh sein, dicke Kleidung zu tragen. Ich atmete in der dünnen Luft schneller und flacher. Teufel, daran musste man sich erst gewöhnen.
Ohne die Leiter zu benutzen, sprang ich zu Boden. Die Stille des Berglandes umgab uns. Von den Bergen ratschten die dicken Wolken immer tiefer. Sie hatten abermals ihre Farbe gewechselt und waren grauschwarz geworden. Dabei ließen sie nur noch einen Teil des Sonnenlichts durch, so dass es auf dem Plateau dunkler war als bei unserem Start.
Mich wunderte nur, dass kein Mann der Bergwacht die Hütte verlassen hatte.
War die Station nicht besetzt?
Suko beschäftigten die gleichen Gedanken wie mich. »Seltsam«, sagte der Chinese. »Ich würde mich in dieser Einsamkeit freuen, wenn ich Besuch bekäme.«
»Vielleicht sind sie nicht da«, vermutete ich.
Wir nahmen uns die erste Hütte vor. Die Tür war offen. Erst jetzt hörten wir das Klappern. Es entstand, wenn der Wind die Tür bewegte und sie gegen den hölzernen Rahmen stieß.
Wind kam auf. Er fuhr über das Plateau, wirbelte Staub hoch und zerzauste unsere Haare. Ich betrat als erster die Hütte. Sofort fiel mir der Benzingeruch auf.
Die Hälfte der Hütte war mit Benzinfässern vollgestopft. Ich freute mich, dass genügend Treibstoff vorhanden war. Auf den zweiten Blick jedoch sah ich, dass sämtliche Verschlüsse an den Fässern fehlten.
Es gab nur eine Erklärung.
Die Fässer waren leer.
Wir schauten nach. Kein einziges Fass enthielt Benzin. Bis auf letzte Reste, aber das waren nur Tropfen.
Ein schrecklicher Verdacht keimte in mir hoch. »Komm!« rief ich Suko zu und verließ die Hütte.
In der zweiten Steinbaracke fanden wir die beiden Männer. Sie lagen übereinander. Mehrere Kugeln hatten sie getötet…
***
Einen Schritt hinter der Schwelle blieb ich stehen. Das Blut wich aus meinem Gesicht, die Hände ballte ich zu Fäusten. Ich wusste, auf wessen Konto diese Morde gingen.
Lady X war dafür verantwortlich. Sie war um den berühmten Schritt schneller gewesen und hinterließ nie Zeugen.
Wieder einmal war ich von der Brutalität und Gefühlskalte dieser Frau geschockt. Für mich gab es keinen Zweifel, dass sie die beiden Männer getötet hatte. Um ganz sicher zu sein,
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