Der goldene Buddha
er war schwer und geeignet für Bergtouren - traf den Angreifer in der Körpermitte.
Wuchtig wurde er zurückgeworfen, war aber noch nicht erledigt, sondern kam wieder hoch.
Gleichzeitig mit Suko.
Diesmal hielt den Chinesen nichts mehr von seinem Schlag ab. Die drei Riemen pfiffen durch die Luft. Voll klatschten sie in das goldene Gesicht und zerstörten es.
Zum ersten Mal erlebte ich, wie es war, wenn dieser Götzendiener verging. Die harte Masse auf dem Gesicht wurde von einer Sekunde zur anderen weich und nachgiebig. Sie zerlief zu einem abstrakten Muster. Unter dem Gold kam die Haut zum Vorschein.
Nur einen Augenblick starrte ich in das Gesicht. Mehr konnte ich mir nicht erlauben, denn nun musste ich handeln. Die Leiche durfte nicht länger den Sitz blockieren.
Suko hatte die gleiche Idee wie ich. Wir sprangen beide vor und hievten den Toten in den Gang.
Eine Erschütterung erfasste die Maschine. Der Hubschrauber wurde regelrecht durchgeschüttelt, während ich mich nach links auf den Sitz warf und sofort nach dem Steuerknüppel griff.
Ich hatte schon einige Modelle geflogen, aber da war schönes Wetter gewesen, und jetzt befanden wir uns im Gebirge, wo sich langsam ein Wetterumschwung bemerkbar machte.
Ich biss die Zähne zusammen und starrte durch die große Frontscheibe.
Zum Greifen nahe lag die Felswand vor uns. Normalerweise hätten wir abspringen müssen, aber Fallschirme lagen irgendwo im Heck der Maschine.
Also mussten wir ran.
Ich setzte alles auf eine Karte, indem ich den Steuerknüppel packte und die Maschine in die Höhe brachte. Es war ein verzweifeltes Bemühen, aber es musste mir gelingen, sonst war alles umsonst.
Gleichzeitig senkte ich die Geschwindigkeit und hoffte, dass es reichte, um nicht an der Felswand zu zerschellen. Mir wurde klar, dass diese Wand ihren Namen nicht umsonst erhalten hatte.
Aus meinem Bemühen wurde ein verzweifelter Kampf um Alles oder Nichts. Mein Blick flog über die Instrumentenkonsole, wo zahlreiche Lämpchen glühten und Nadeln zitterten. Dann wanderte er weiter auf die Felswand zu.
Soeben löste sich ein großer Vogel mit adlerähnlichen breiten Schwingen aus seinem Horst und flog davon. Der Lärm hatte ihn wohl aufgeschreckt.
Und die Maschine reagierte.
Langsam, unendlich langsam stieg sie höher. Es war kaum zu spüren, aber der Hubschrauber schaffte es, an Höhe zu gewinnen. Ich fror seltsamerweise vor Anstrengung, obwohl mir der Schweiß auf der Stirn stand. Die große, die erste Gefahr, hatte ich bannen können. Wie es aussah, würden wir nicht an der Felswand zerschellen.
Ich warf einen Blick auf Suko. Der Chinese hatte Daumen und Zeigefinger zum Victory-Zeichen gehoben, wobei er mich fragend anschaute.
Ich nickte.
Suko lächelte.
Dieser Pilot hatte es nicht geschafft, uns umzubringen. Die erste Hürde war genommen. Der Vorfall allerdings bewies uns, dass die andere Seite nicht schlief und überall ihre Spitzel sitzen hatte. Wie hätte sie sonst erfahren können, dass wir auf dem Weg zum Kloster waren?
Mein Herzschlag normalisierte sich. Ich wollte tief durchatmen, was mir zugegebenermaßen schwerfiel, denn zum ersten Mal spürte ich die sehr dünne Luft. Vielleicht war es auch der Stress der letzten Minuten gewesen.
Ich winkte Suko zu. »Schau mal nach Tai Pe!«
Der Chinese nickte. Er untersuchte den Mann. Ich konnte nicht sehen, was er machte, hoffte nur, dass der Erhabene noch am Leben war.
Die Felswand wollte keine Ende nehmen. Der Hubschrauber stieg und stieg. Noch immer lief diese graubraune, zerklüftete Wand wie ein Film vor der Scheibe des Hubschraubers ab. Suko meldete sich. »Es ist alles okay«, sagte er. »Tai Pe lebt.«
»Warum ist er bewusstlos?«
Anstatt einer Antwort hielt mir Suko etwas unter die Nase. Es war ein kleiner Pfeil.
»Den habe ich in seinem Hals gefunden. Der Pilot muss ihn unbemerkt abgeschossen haben.«
Ja, das stimmte. Wir hatten nichts davon bemerkt. Ich hoffte nur, dass Tai Pe nicht zu lange bewusstlos blieb, denn er musste uns noch einige Ratschläge geben.
Endlich erreichten wir das obere Ende der Felswand. Sie verjüngte sich etwas, wurde an beiden Seiten schmaler, und ich sah ein Stück des Himmels, der jetzt allerdings seine blaue Farbe verloren hatte und hellgrau geworden war.
Weiße Flecken bedeckten das Gestein wie ein Muster. Ich sah auch Eis glitzern. Dann erreichten wir den Gipfel, stiegen noch höher und überflogen ihn.
Wir atmeten auf.
Jetzt konnten wir wieder schneller fliegen.
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