Der goldene Buddha
und im Gebetssaal roch es plötzlich durchdringend nach Schießpulver.
»Da sind sie«, sagte der Anführer des Dungkar-Trupps.
Die drei Edelstahlkanister waren mit chinesischen Symbolen gekennzeichnet. Die Dungkar errichteten die Apparatur zur Verbrennung des Gases und streiften sich Gasmasken und Gummihandschuhe über. Das Gas hatte sich genau an dem Ort befunden, den Legchog genannt hatte.
»Hat jemand den Amerikaner gesehen?«, fragte der Anführer.
Die Männer verneinten.
»Fangt langsam und vorsichtig an, das Gas zu vernichten«, sagte der Anführer. »Ich gehe nach unten und erstatte Bericht.«
Der Pulverdampf verzog sich, und Cabrillo stand immer noch auf den Beinen.
Einer der tibetischen Polizisten zog Ling die Pistole aus dem Holster und klopfte ihn schnell nach weiteren Waffen ab.
»Daneben«, sagte Cabrillo und wischte sich etwas Blut von der Wange, wo ihn ein Gesteinssplitter gestreift hatte.
Hanley lächelte. »Die Tibeter waren auf unserer Seite«, erklärte er. »Schon die ganze Zeit.«
Stone warf wütend beide Arme hoch. »Warum muss ich so etwas immer als Letzter erfahren?«
Cabrillo ging zu seinem Telefon, um es aufzuheben, als der Anführer der Dungkar mit entsetztem Blick in den Raum platzte. An der hinteren Wand war der vergrößerte Umriss eines Menschen zu erkennen, den die Kugeln im Stein hinterlassen hatten. Fünf Polizisten der Öffentlichen Sicherheit standen mit ihren Gewehren bereit, während einer ihrer Kollegen einem anderen Mann Handschellen anlegte.
»Wir haben das Gas gefunden«, berichtete der Dungkar. »Es wird bereits verbrannt.«
Cabrillo bückte sich und nahm das Telefon. »Hast du das gehört, Max?«, fragte er.
»Hab ich, Juan«, sagte Hanley. »Und jetzt mach, dass du da wegkommst.«
Cabrillo klappte das Telefon zusammen und steckte es ein.
»Sie sind Norquay, nehme ich an«, wandte er sich an den ranghöchsten Polizisten.
»Jawohl, Sir«, erwiderte der Mann.
»Helfen Sie den Dungkar bei der Vernichtung des Gases«, sagte Cabrillo. »Dann sichern Sie den Potala. General Rimpoche wird sich bald mit Ihnen in Verbindung setzen – danke für Ihre Hilfe.«
Norquay nickte.
»Für ein freies Tibet!«, rief Cabrillo.
»Für ein freies Tibet!«, antworteten die Männer.
Cabrillo ging zur Tür.
»Sir, da ist noch etwas«, sagte Norquay.
Cabrillo blieb stehen.
»Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Norquay und wies auf Ling.
Cabrillo lächelte. »Lassen Sie ihn gehen.«
Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus. »Aber nehmen Sie ihm die Uniform und seine Papiere ab. Er ist zu unbeherrscht, um Polizist zu sein.«
Dann ging Cabrillo hinaus, lief die Treppe hinunter und stieg in den Helikopter. Wenig später erreichte er den Flughafen Gonggar, wo er und sein Team sofort mit der C-130 abhoben.
Unterwegs überholten sie ihre gemietete Hubschrauberstaffel, die zurück nach Bhutan flog. Der Pilot der C-130 ließ die Spitzen der Tragflächen wackeln. Die Helikopter erwiderten den Gruß, indem sie ihre Landelichter einschalteten.
Dann machten es sich alle für eine Weile an Bord bequem.
Schon bald würden sie wieder auf der
Oregon
sein.
46
Immer mehr Nachrichten über die Ereignisse in Tibet drangen bis nach Peking durch, und man berief eine eilige Sitzung ein.
Präsident Hu kam gleich zur Sache. »Wie lauten unsere Optionen?«, fragte er.
»Wir könnten Lhasa bombardieren«, sagte der Chef der chinesischen Luftwaffe. »Danach setzen wir Fallschirmjäger ab.«
»Aber das würde unsere Truppen an der Grenze zur Mongolei schwächen«, wandte Hu ein. »Was gibt es Neues über den Vormarsch der Russen?«
Der Leiter des chinesischen Geheimdienstes war ein kleiner Mann mit dickem Bauch. Er rückte seine Brille zurecht, bevor er antwortete. »Die russische Streitmacht ist groß und schnell genug, um unsere Truppen, die sich immer noch den Pass hinunter in die Provinz Qinghai vorarbeiten, mit einem schnellen Vorstoß in der Flanke zu erwischen. Falls die Russen zusätzlich aus der Luft angreifen, könnten wir sowohl Qinghai als auch die Provinz Xinjiang verlieren, also praktisch unser gesamtes westliches Grenzgebiet.«
»Damit würden auch unsere geheimen Forschungszentren in Lop Nor und ein beträchtlicher Teil unseres Raumfahrtprogramms in deren Hände fallen«, stellte Hu verdrossen fest.
»Leider ja, Herr Präsident«, bestätigte der Leiter des Geheimdienstes.
»Also gut …«, setzte Hu an, doch in diesem Moment betrat sein Assistent den Raum, eilte
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