Der goldene Buddha
wohlhabender Reeder aus dem neunzehnten Jahrhundert wohnen. Das einzige Zugeständnis an die heutige Zeit waren die Überwachungskameras, die man zur Straße hin auf der Mauer installiert hatte.
»Es gibt hier sechs strategisch platzierte Kameras.«
Sie näherten sich der Joao Paulino, und Truitt wurde abermals langsamer.
»Das
könnte
die Angelegenheit erschweren«, sagte er und hielt vor einem Stoppschild, »wenn da nicht dieser Umstand wäre, den ich euch bislang verschwiegen habe.«
»Welcher denn?«, fragte Cabrillo.
»Unsere Zielperson gibt eine große Party«, sagte Truitt und bog links ab, »und wir wurden als Unterhaltungsprogramm engagiert.«
Für die Rückfahrt wählte er die schönere Strecke, vorbei am Tempel und entlang der Küste.
»Und?«, fragte der Software-Milliardär gespannt. Es hatte ihn tausend Dollar gekostet, einen Wissenschaftler der Stanford University zu mieten. Ein Anruf beim Rektor der Universität mit Verweis auf die üppigen Spenden früherer Tage ermöglichte ihnen die umfassende Nutzung des Labors.
»Die Probe stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert, aber um das Abbaugebiet bestimmen zu können, muss ich die Hälfte davon einschmelzen.«
»Worauf warten Sie noch?«
»Es wird eine halbe bis Dreiviertelstunde dauern«, sagte der Wissenschaftler, dem das unverschämte Benehmen des Milliardärs allmählich auf die Nerven ging. »Warum gehen Sie nicht in die Cafeteria und holen sich etwas zu trinken?«
»Gibt es da grünen Tee?«, fragte der Milliardär.
»Nein«, entgegnete der Wissenschaftler matt, »aber an der Hauptstraße steht ein Starbucks. Dort müssten Sie fündig werden.«
Er beschrieb ihm den Weg zur Starbucks-Filiale und wartete, bis der Mann das Labor verließ und die Tür hinter sich schloss.
»Idiot«, sagte der Wissenschaftler.
Dann ging er zu einem kleinen Brennofen und schob die Metallplatte mit dem Goldsplitter hinein. Nachdem die Probe geschmolzen war, gab er sie in einen Computerabtaster, der die prozentualen Anteile von Fremdmetallen ermitteln würde.
Durch einen Vergleich dieser Werte mit den bekannten Daten diverser Abbaustätten konnte der Wissenschaftler feststellen, in welcher ungefähren Gegend das Gold gewonnen worden war.
Während er darauf wartete, dass die Maschine ihr Werk verrichten würde, las er in einer Skizeitschrift. Zwanzig Minuten später lag das Ergebnis vor.
Der Präsident der Vereinigten Staaten saß in einem Schaukel stuhl hinter dem Hauptgebäude von Camp David in Maryland.
Der Präsident von Russland hatte auf der anderen Seite des Holztisches Platz genommen.
Auf dem Tisch lag der unsichtbare Betrag von zwei Milliarden Dollar Auslandshilfe.
»Wie klingt das für Sie, Wladimir?«, fragte der Präsident.
»Sie wissen, dass ich noch nie ein großer Fan der Chinesen gewesen bin«, sagte der russische Präsident, »aber die Auslandshilfe ist bloß ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Fabriken meines Landes brauchen Aufträge, damit unsere Wirtschaft von selbst genesen kann.«
Der Präsident nickte. »Die teuersten Einzelposten im Haushalt sind stets die Flugzeuge und Schiffe des Militärs. Die Taiwanesen haben eine ellenlange Einkaufsliste. Wie wär’s, wenn ich manche dieser Geschäfte in Ihre Richtung weiterleiten würde?«
Der russische Präsident lächelte. »Sie sind ein listiger Fuchs«, erwiderte er. »Sie geben mir, was mein Land benötigt, und spielen uns gleichzeitig gegen die Chinesen aus, die jeden Freund Taiwans als Feind betrachten, wie Sie nur zu gut wissen.«
Der Präsident stand auf und reckte sich. »Tja, Wladimir«, sagte er, »ist das denn nicht der Kern einer jeden Übereinkunft – dass beide Seiten bekommen, was sie wollen?«
»Ich schätze, wir sind uns soeben einig geworden«, sagte der russische Präsident und erhob sich ebenfalls.
»Sehr gut«, erwiderte der Präsident und deutete in Richtung des Speisezimmers. »Wollen wir mal nachsehen, was der Küchenchef für uns im Ofen hat?«
»Das Gold wurde irgendwo in der Gegend von Burma abgebaut«, sagte der Wissenschaftler, als der Milliardär mit einem Pappbecher Tee zurückkehrte.
»Geht es etwas präziser?«
»Südlich des dreiundzwanzigsten Breitengrads, also in Südvietnam, Laos, Thailand oder Burma. Ich kann versuchen, es genauer zu ermitteln, aber das dauert seine Zeit.«
Der Milliardär trank einen Schluck und schüttelte den Kopf.
»Nicht nötig, Sie haben das Zauberwort gesagt.«
Er ging zur Tür und nahm dabei ein Mobiltelefon vom
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