Der goldene Buddha
zuvor gelandet war, um Spenser und Crabtree zu einem wartenden Fahrzeug zu bringen.
Der Pilot hatte sich gerade erst zurück zu der Maschine begeben, um sein Headset abzusetzen. Noch zwei Minuten, und er wäre weg gewesen.
»Helikopter vier-zwei, X-ray, Alpha«, sagte er. »Ich höre.«
»Sechs-drei, melde eins Indio«, sagte Ross über das Dröhnen des Bootsmotors hinweg.
Die Dreiundsechzig war Ross’ Dienstnummer; Indio war der Kode für einen Verwundeten.
Auf der
Oregon
griff Hanley nach dem Mikrofon. »Helikopter vier-zwei, X-ray, Alpha, ich übernehme, fahren Sie fort wie vereinbart. Sechs-drei, melden Sie Indio.«
»Acht-vier.«
»Wer ist Nummer vierundachtzig?«, rief Hanley einem seiner Leute zu. Der Mann holte Reinholts Dienstakte auf den Monitor.
Seine Blutgruppe war auf der ersten Seite verzeichnet.
»Sechs-drei, haben verstanden«, sagte Hanley. »Bravo bestätigt.«
»Sechs-drei, Rendezvous in fünf.«
Ross drückte dreimal die Taste. »Gib Gas«, rief sie.
»Verständige die Krankenstation, und überprüfe die Blutkonserven«, sagte Hanley mit Blick auf den Computer. »Sie sollen AB-negativ bereithalten.«
»Du«, sagte er zu einem der anderen Männer. »Geh an Deck, und halte mit dem Nachtsichtgerät nach Linda Ausschau. Sobald das Boot kommt, schaltest du die Deckbeleuchtung ein und hilfst ihr beim Transport des Verwundeten.«
»Alles klar«, sagte der Mann und lief los.
In exakt diesem Moment fuhr der Helikopterpilot mit einem großen weißen Chevrolet-Geländewagen durch ein Tor am hinteren Ende des Rollfelds. Er folgte dem Straßenverlauf, hielt an einem Stoppschild und reihte sich in den Verkehr ein, der vom Flughafen kam. Kaum hatte er auf fünfzig Kilometer pro Stunde beschleunigt, fuhren aus entgegengesetzter Richtung zwei Streifenwagen mit Blaulicht an ihm vorbei und bogen in die Straße ein, aus der er gekommen war. Der Pilot überholte einen Bus und wandte sich an Crabtree.
»Das war knapp«, sagte er.
Crabtree hatte Spenser eine Hand auf den Hals gelegt und überprüfte seinen Puls.
»Stimmt, aber wir haben’s geschafft«, erwiderte sie.
Das Boot kam längsseits der
Oregon.
Pryor schnappte sich das Seil, das ihnen zugeworfen wurde, und wartete, bis Ross und der Mann aus dem Kontrollraum den verletzten Reinholt weggetragen hatten. Dann löste er die Leine wieder und manövrierte das Scarab in die Tragschlingen, die von einem Kran bereits zu Wasser gelassen worden waren. Pryor schaltete den Motor aus, stieg aus dem Boot, kletterte an Bord der
Oregon
und ging zu einem Schalter an den Aufbauten. Langsam erhob das Scarab sich aus dem Wasser. Als es die Höhe des Oberdecks erreichte, drückte Pryor einen anderen Knopf, der den Davit herumschwenken ließ, bis das Boot über dem Deck hing. Der gesamte Vorgang dauerte nur wenige Minuten, und das war auch gut so. In einiger Entfernung konnte Pryor den Suchscheinwerfer eines Polizeiboots erkennen.
Er betätigte den nächsten Schalter. Vier vermeintlich rostige Metallplatten schoben sich in die Höhe und umgaben das Scarab. Ein weiterer Knopfdruck bewirkte, dass sich über dem Boot ein Schiebedach schloss. Als das Patrouillenboot der Polizei an der
Oregon
vorbeifuhr, befand Pryor sich schon unter Deck und auf dem Weg zur Krankenstation.
22
In seiner Verkleidung sah Juan Cabrillo wie ein alternder Akademiker oder pensionierter Bürokrat aus, nicht wie der Leiter einer hoch qualifizierten Söldnertruppe. Er schlenderte durch die Innenstadt von Macau, setzte mit seinem Mobiltelefon eine Nachricht ab und wartete darauf, dass Hanley antworten würde.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Team ungefähr ein Viertel des Auftrags hinter sich, und es gab nach wie vor eine Vielzahl von veränderlichen Größen. Der erste Teil der Operation hatte gut geklappt – das Team hatte den Buddha wie geplant in den Hubschrauber geladen und war problemlos entkommen, aber Cabrillo hatte keine Ahnung, wie es Team zwei ergangen war.
Das konnte ihm nur der Kontrollraum der
Oregon
melden.
Er war soeben an einem Juwelierladen vorbeigegangen, als sein Telefon vibrierte.
Auf dem Display erschien eine Adresse, und er machte sich auf den Weg.
»Jawohl, Chef«, sagte der Beamte der Polizei von Macau in ein Mobiltelefon, »sowohl er als auch seine Frau wurden gefesselt und im Bett liegen gelassen.«
»Sind sie verletzt?«, fragte Ling.
»Nein, Chef«, sagte der Polizist. »Der Täter hat sogar das Radio eingeschaltet, damit ihnen nicht allzu langweilig wurde,
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