Der goldene Buddha
und sich mit einer kurzen Notiz bei ihnen entschuldigt.«
»Wie ist der Überfall abgelaufen?«, fragte Ling. »Können sie uns eine Beschreibung der Täter liefern?«
»Nein«, gestand der Beamte, »sie wissen gar nichts. Beide haben kleine Einstiche in den Oberarmen, als habe man ihnen eine Injektion verabreicht, und sie wurden mit Plastikfesseln verschnürt. Sie sind erst bei unserem Eintreffen aufgewacht.«
Wer auch immer diese Täter sein mochten, sie waren gut – das musste Ling wohl oder übel zugeben.
»Schicken Sie den Zettel mit der Notiz ins Labor«, sagte er.
»Die Leute von der Spurensicherung sollen das Haus gründlich absuchen.«
»Sie sind bereits dabei, Chef«, sagte der Polizist.
»Gut«, erwiderte Ling, »ich melde mich wieder.«
Er unterbrach die Verbindung und wandte sich an Sung.
»Der Versicherungsmann und seine Frau wurden betäubt«, sagte er leise. »Die Täter haben sich schriftlich dafür entschuldigt.«
Stanley Ho wurde immer wütender. Man hatte ihn nicht nur zum Narren gehalten, sondern dies auch noch völlig unverblümt und in aller Öffentlichkeit getan. Dahinter steckte dieser verdammte britische Kunsthändler.
»Demnach hat man mich von Anfang an hereingelegt«, sagte Ho laut. »Die Gräfin war falsch, ihre Krankheit gespielt und der Rettungshubschrauber ein Trick.«
Ling schnitt ihm mit erhobener Hand das Wort ab, denn sein Telefon klingelte erneut.
»Ling.«
»Chef«, sagte der Beamte, »wir haben das Apartment in dem Hochhaus betreten und eine Frau namens Iselda gefesselt in ihrem Wandschrank vorgefunden.«
»Wurde sie verletzt?«
»Nein, wenn man mal von ihren Nikotin-Entzugserscheinungen absieht«, sagte der Mann. »Sie hat in den letzten paar Minuten eine halbe Schachtel Zigaretten geraucht.«
»Hat sie die Angreifer gesehen?«
»Sie sagte, es sei wie ein Blick in den Spiegel gewesen«, berichtete der Polizist. »Eine Frau, die genau wie sie selbst aussah, sei plötzlich aus dem Schrank gekommen und habe ihr ein Tuch mit irgendeiner Flüssigkeit aufs Gesicht gedrückt. Das ist alles, woran sie sich erinnert.«
Ling hielt die Sprechmuschel zu und wandte sich an Sung.
»Sie haben die Partyplanerin ausgetauscht.«
Ho warf beide Arme empor und fing an zu fluchen.
»Suchen Sie in der Wohnung nach Spuren«, befahl Ling.
»Dann bringen Sie die Frau auf die Wache und nehmen ihre Aussage zu Protokoll.«
»Alles klar, Chef«, sagte der Mann. Ling unterbrach die Verbindung.
Sungs Verstand funktionierte nun fast wieder normal. Der Inspektor ging im Wohnzimmer auf und ab.
»Das hier war eine aufwendige, sorgfältig geplante Operation«, sagte er. »Lassen Sie uns rekapitulieren, was alles passiert ist.«
»Der Versicherungsmann war getürkt«, sagte Ho. »Meine Partyplanerin und die Band wurden gegen andere ausgetauscht.
Und falsche Gäste hat man mir auch noch untergeschoben.«
»Wie es aussieht, haben die sogar eigene Wachleute mitgebracht«, sagte Sung. »Die angeblichen Beschützer waren Diebe.«
In diesem Moment kam der Fahrer des Abschleppwagens, der Ling zu dem Anwesen gebracht hatte, zur Tür herein.
»Was gibt’s?«, fragte Ling.
»Der Reifen wurde gewechselt«, sagte der Mann, »aber der Radkasten hat ein Loch.«
»Und das heißt?«
»Ich glaube, dass jemand Ihren Reifen zerschossen hat«, antwortete der Mann. »Irgendwo im Motorraum steckt vermutlich ein Projektil.«
»Wir kümmern uns darum«, sagte Ling. »Falls der Wagen fertig ist, können Sie aufbrechen. Schicken Sie die Rechnung einfach an meine Dienststelle.«
Der Fahrer verabschiedete sich und ging hinaus.
»Das ist nicht irgendeine zusammengewürfelte Diebesbande«, sagte Sung. »Diese Leute verfügen über treffsichere Scharfschützen, Hubschrauberpiloten und Meister der Tarnung.«
»Es sind garantiert keine Einheimischen«, stellte Ling ruhig fest.
»Oh, da fühle ich mich doch gleich besser«, sagte Ho laut.
»Wenigstens wurde ich von Profis ausgeraubt. Wie wäre es, wenn Sie beide zunächst mal meinen Buddha ausfindig machen würden? Dann können Sie sich immer noch ausmalen, wie die Täter wohl vorgegangen sind.«
Im Augenblick durchkämmten siebzehn Streifenpolizisten und zwei Kriminalbeamte der Polizei von Macau das Grundstück und das Haus. Außerdem waren drei Teams zum Flughafen und zu den Schauplätzen der beiden Überfälle geschickt worden. Die gesamte Behörde war auf den Beinen, und Ho beklagte sich.
»Wir tun alles, was in unserer Macht steht, Herr Ho«, sagte
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