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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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muß ihn aber so schnell wie möglich treffen, und der Troß ist mir zu langsam. Sie können uns später wieder einholen.“
     
    „Aber Prinz, soll ich nicht allein vorausreiten und Eurem Vater melden, daß Ihr kommt?“ fra g te der Hauptmann. „Bedenkt Eure Wunde! Ihr solltet Euch schonen.“
     
    „Dummkopf!“ fauchte Lardar. „Soll ich Euch vielleicht erzählen, was ich mit meinem Vater zu besprechen habe, damit Ihr es ihm sagen könnt? Tut, was ich befohlen habe! Ich habe me i ne Gründe.“
     
    Der Hauptmann verbeugte sich stumm und rief dann einige Männer zusammen. Kurze Zeit später sprengte der kleine Trupp mit Lardar an der Spitze davon.
     
     
     
    5. Tamantes’ Geschenk
     
    Unterdessen war auch Raigo reisefertig. Doch als er um sein Pferd bat, kamen T a mantes und Scharin in den Hof.
     
    „Halt, Raigo, mein Junge!“ sagte Tamantes leise, damit die umstehenden Diener ihn nicht hörten. „Denke nicht, daß ich dir zürne. Und damit du weißt, daß ich es gut mit dir meine, habe ich ein G e schenk für dich.“
     
    Er winkte einem der Reitknechte, und dieser führte Raigos Pferd und noch zwei weitere in den Hof. Raigo staunte. Es waren prächtige Tiere, und Raigo erinnerte sich daran, daß in Imaran die besten Pferde der umliegenden Länder gezüchtet wurden.
    Als Tamantes und Scharin sich nun in die Sättel schwangen, glaubte Raigo, daß sie ihn a n scheinend ein Stück begleiten wollten, und saß ebenfalls auf. Doch Tamantes sagte:
     
    „Komm! Folge uns! Wir wollen dir noch etwas zeigen, bevor du uns verläßt.“
     
    Verwundert ritt Raigo hinter ihnen her zum Portal hinaus. Tamantes schlug einen Weg ein, der sie durch ein kleines Dorf und anschließende Felder und Wiesen führte. Sie durchque r ten einen kleinen Wald, der sich auf eine sanft gewellte, mit Wi e sen, Buschwerk und kleinen Baumgruppen bestandene Landschaft öffnete. Ein Stück weiter stand im Schatten einiger mächtiger Eichen ein weitläufiges Gehöft, auf dessen umliegenden Weiden sich zahlreiche Pferde tummelten. Langsam begann Raigo zu verstehen: Tamantes wollte ihm ein Pferd schenken!
    Als sie auf dem Hof des Gutes hielten, sagte Tamantes:
     
    „Du wirst schon erraten haben, warum wir dich hierher geführt haben. Komm, schau sie dir an! Hier findest du Pferde, die ihresgleichen in vielen Landen suchen und wie sie nur hier in meinem Gestüt gezüchtet werden.“
     
    Sie durchquerten das Haus und traten auf der Rückseite auf die Koppel hinaus. Im Schatten einer der Baumgruppen graste eine kleine Herde Stuten. Raigo trat näher und versank in diesem zauberhaften Anblick:  zärtliche Weichheit der Nüstern - Sonnenglanz auf bebenden Flanken - wilde Sanftheit feuchtdunkler Augen - fli e gende Seidenmähnen im Wind - unter fischglattem Fell spielende Muskeln - fleischgewordene Lebensfreude!
    Kaum hatten die Stuten die Herannahenden bemerkt, stoben sie davon, und die Harmonie ihrer Bew e gungen war wie der volle Klang einer vibrierenden Harfe.
    Ein schrilles Wiehern klang auf, und dann kam die Antwort vom anderen Ende der Koppel. Über einen kleinen Hügel, der es bis jetzt den Blicken entzogen hatte, flog mit donnernden Hufen ein großes Pferd. Auf dem Kamm des Hügels hielt es an, und ein grollendes Wiehern stieg  aus mächtiger Brust.
    Raigo stand wie gebannt. Was für ein Hengst!
    Das pechschwarze Fell glänzte in der Sonne wie mit flüssigem Silber übergossen. Die kle i nen Ohren waren voll Zorn an den schlanken Kopf gelegt, als der Hengst nun drohend die Zähne fletschte und mit den zierlichen Hufen den Boden stampfte. Hoch bäumte sich das gewaltige Roß und forderte die Eindringlinge zum Kampf, die es gewagt hatten, sich seiner Herde zu nähern.
    Doch dann blähten sich die riesigen Nüstern, und er sog die Witterung ein, die ihm von den Menschen entgegentrieb. Der vertraute Geruch beruhigte den Hengst, und er galoppierte auf die drei zu - sich t bar gewordener Atem des Windes!
    Als die Stuten das merkten, folgten sie ihrem Anführer und näherten sich ebenfalls dem Zaun.
     
    „Nun, Raigo“, lächelte Tamantes, „was sagst du dazu? Sind sie nicht herrlich?“
     
    Raigo blieb stumm, als habe er die Frage gar nicht gehört. Sein Blick hing voll B e wunderung an dem Schwarzen, der es Scharin hoheitsvoll gestattete, ihm den gla t ten Hals zu tätscheln. Tamantes folgte seinem Blick, und sein freudiger Stolz wich einen leichten Unmut.
     
    „Nein, Raigo, diesen nicht, den kann ich dir nicht geben! Dieses Tier

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