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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rathberg verständnislos an. Einmal sagte er sogar: »Herr Pelz, daß Sie so ruhig sein können … Ihnen bedeutet Vera wohl gar nichts, was?«
    »Sie wird nicht mehr von mir geliebt, wenn ich die Meldungen mit tränenerstickter Stimme vortrage, Herr Intendant. Wir müssen einen klaren Kopf behalten.«
    Um dreiundzwanzig Uhr, kurz vor dem Redaktionsschluß der Spätnachrichten – Sprecher Rudi Wilhelmi saß schon geschminkt und gekämmt am Tisch vor den Kameras und verfolgte im Monitor den Schluß der laufenden Sendung, es war ein Musical – erschien Lore Kannegießer mit einer neuen Meldung. Pelz nahm das Blatt, überflog es, und seine Hand begann zu zittern. Dr. Rathberg, der dies sah, umklammerte sein Glas.
    »Lesen Sie!« rief er heiser. »Wir sind … wir sind ja keine Kinder mehr …«
    »Anruf aus Limassol von Carlos Heimann: Alles wohlauf. Sind im Hotel. Vera Hartung konnte sich selbst aus einer verschütteten Höhle befreien. Näheres per Fernschreiber in wenigen Minuten. Keine Sorgen.«
    Pelz ließ das Blatt sinken. Die Köpfe der Herren, im Qualm der Zigarren und Zigaretten wie abgeschnitten schwimmend, sahen ihn stumm an. »Gott sei Dank!« sagte jemand leise. In dieser Stille wirkte es wie ein Schrei.
    »Sie hat sich selbst befreit.« Pelz reichte das Blatt an Dr. Rathberg weiter. »In ein paar Minuten wissen wir mehr … aber eins weiß ich schon jetzt: Das ist für Vera Hartung die größte Publicity, die es jemals gegeben hat. Fernsehstar befreit sich aus verschütteter Höhle. Wenn die erste Sendung über den Bildschirm geht, werden vierzig Millionen Vera empfangen wie das eigene gerettete Kind …«
    »Ihre Nerven sollte man verfluchen!« Dr. Rathberg stand auf. »Meine Herren, ich danke Ihnen, daß Sie bei mir ausgehalten haben. Der Betrieb läuft normal weiter. Gute Nacht …«
    Die Abteilungsleiter gingen, nur Theo Pelz blieb auf einen Wink Rathbergs zurück. Er trank seinen Kognak aus.
    »Da ist ein Mensch aus Todesnot gerettet, und Sie denken an die propagandistische Auswertung«, sagte Rathberg leise. »Mensch, Pelz, haben Sie gar keine Seele?«
    »Meine Seele erschüttert die Zuschauer nicht, aber das Schicksal Veras. Ich denke für den Sender, Herr Intendant.«
    »Wer so sprechen kann, hat Vera nie geliebt.«
    »Darüber sollte man nicht diskutieren«, sagte Pelz steif.
    »Lieben Sie Vera?« Die Frage Rathbergs war wie ein Schuß, aber Pelz fiel nicht um. Er nickte bloß.
    »Ja«, antwortete er schlicht.
    »Ich auch.« Dr. Rathberg lächelte leicht. »Das ist ihr bester Schutz. Wir werden ihre Schutzengel sein, Pelz.«
    »Und Horst Helmke heiratet sie.«
    »Er ist ein guter Junge – und begabt.«
    Dr. Rathberg wandte sich ab und ging zum Fenster. Der Fluß war dunkel, über der Stadt stand eine fahle Lichtglocke, Widerschein von Tausenden von Lampen und Leuchtreklamen. Die Spätnachrichten hatten begonnen. Vierzig Millionen erfuhren von der wunderbaren Rettung Vera Hartungs.
    Das Schicksal hatte einen Star geboren.
    *
    Die Aufnahmen auf Zypern wurden sofort abgebrochen, das Team Carlos Heimanns flog zurück nach Deutschland. Die Anwesenheit Veras war jetzt wichtiger als zehn Filme. Ihr Abenteuer im aufgesprengten Berg wurde zum Abenteuer des Jahrzehnts. Theo Pelz hatte Presse und Publikum kräftig eingeheizt … vom Flughafen bis zum Funkhaus glich die Rückkehr der jungen Schauspielerin einer Triumphfahrt.
    »Soviel Meter haben wir damals nicht mal bei Kennedy verbraucht«, sagte einer der Kameramänner, als die Filmrollen im Entwicklungsraum eingeliefert wurden.
    »Das ist doch klar.« Der Entwickler klopfte auf die metallenen Rollenhülsen. »Der hatte auch nicht einen so schönen Busen …«
    Dr. Rathberg holte Vera Hartung am Flughafen mit einem riesigen Strauß roter Rosen ab. Schon am Fuße der Gangway gab sie ein erstes Interview. »Ich bin einer Hölle entronnen!« sagte sie dramatisch. Theo Pelz war glücklich. Sie hat viel gelernt, dachte er. Dieser eine Satz ist Gold wert. Der Hölle entronnen. Das ist eine Schlagzeile, die unter jede Hirnschale fährt.
    Es war natürlich, daß er das anders sah als Vera. Für sie war es Wahrheit. Erst jetzt, wenn sie zurückdachte an diese Stunden in der Höhle, kam ihr zum Bewußtsein, wie es auch anders hätte ausgehen können. Eingeschlossen im Berg, langsam verhungernd, dem Wahnsinn verfallend … es wäre die Hölle gewesen.
    Nach dem Festessen, das Dr. Rathberg in der Kantine des Senders gab, mit einer Ansprache, wie sie seine

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