Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Venusberg.«
    Es hatte Biggi Feind nicht viel gekostet, Detlev Cranz von ihren verschiedenen Talenten zu überzeugen. Schon die erste Vorsprech-Einladung war ein voller Erfolg. Der Monolog der Jungfrau von Orleans dauerte bis zum Morgen. Danach wußte Cranz, daß Biggi Feind lispelte, von Schauspiel keine Ahnung hatte und ein dämliches Luder war; aber ihre Brüste erwiesen sich als so rund und voll, daß seine durchaus nicht kleine Hand sie nicht bedecken konnte. Angesichts solcher Naturbegabung ließ sich Cranz davon überzeugen, daß in dem umfangreichen künstlerischen Betrieb eines Fernsehsenders ein anderes Plätzchen für Biggi gefunden werden müsse. Skriptgirl war ja wirklich nicht das Richtige für sie. Für ihre Talente würde es sicher etwas geben …
    Detlev Cranz unternahm einen Vorstoß bei Theo Pelz. Er machte es geschickt. Er sagte: »Ich brauche für den ›Goldenen Kuß‹ noch eine Assistentin. Mit drei komme ich nicht aus. Es sieht nicht gut aus, wenn die Mädchen immer quer durchs Bild rasen … ich finde es schöner, wenn an verschiedenen Schwerpunkten immer andere, hübsche Mädchen stehen.«
    »Schwerpunkt ist gut«, sagte Pelz sarkastisch. »Wie alt ist sie?«
    »Neunzehn.«
    »Personell ist der ›Goldene Kuß‹ besetzt.«
    »Man müßte eben etwas umstellen.«
    »Wo kommt die Kleine her?«
    »Sie war Skriptgirl bei uns. Sie hat Talent.«
    »Wenn Sie das sagen, Cranz …« Pelz sah an die Decke. »Zeigen Sie mir ein paar Probeaufnahmen. Sie wissen, ohne Probestreifen ist nichts zu machen.« Er schob die Unterlippe vor. Hundert können etwas, haben gelernt, rackern sich empor, dachte er, und die einhundertste schafft es so. Das wird nie aussterben, auch nicht bei einem Sender, der nach Dr. Rathberg ›eine moralische Anstalt im Sinne Schillers‹ sein soll. »Wie heißt sie?«
    »Biggi Feind.«
    »Der Name ist unmöglich.«
    »Ich habe an Biggi Bergen gedacht. BB … das erweckt Assoziationen!«
    »Nicht übel.« Theo Pelz sah Regisseur Cranz anerkennend an. Auch du, mein Sohn Brutus, dachte er bitter. Der ernste Cranz. Der Philosoph unter meinen Regisseuren. Der eiserne Junggeselle. Das Pokerface, wie ihn die Kollegen nennen. Auch er stolpert über lange Beine und lange Haare. Einmal erwischt es jeden, mein Lieber. Und dann spielen wir verrückt. »Ich nehme an, Sie wollen diese Biggi Bergen aufbauen?«
    »Man hat nie Talente genug, Herr Direktor. Außerdem steht die Show ›Mitternachtslaune‹ auf dem Programm. Da könnte man …«
    »Ich sehe sie mir mal an. Trimmen Sie Ihre Biggi zurecht.«
    Pelz nickte verständig, und Detlev Cranz verließ beglückt das Direktorenzimmer.
    Am Abend trank er dann eine Flasche Champagner mit Biggi Feind. »Du bist fabelhaft, Det«, sagte Biggi und setzte sich auf seinen Schoß. »Du sollst sehen, ich mache meinen Weg. Heute spricht alles von Vera Hartung – nächstes Jahr wird es Biggi Bergen heißen.« Sie gab ihm einen Kuß. »Ist sie wirklich so gut?«
    »Ja«, sagte Cranz kurz. »Fabelhaft.«
    »Aber ich bin hübscher.«
    Detlev Cranz wagte nicht, in dieser Situation zu widersprechen.
    *
    Plötzlich war Karin Jarut wieder da.
    Sie rief Theo Pelz aus ihrer Wohnung an und sagte kurz: »Süßer, ich habe einen Mokka aufgesetzt. Kommst du? Er wird sonst kalt …«
    »Oje!« Pelz legte den Hörer auf und war unschlüssig, was er tun sollte. Zunächst müßte man Rathberg benachrichtigen, dachte er. Der Feldherr muß wissen, daß der Feind ins Land gekommen ist. Aber dann verwarf er diesen Gedanken. Noch lagen die Bilder Karins auf Rathbergs Schreibtisch … er hatte sogar den Bericht dazu angefordert. Ein Beweis, daß er zur Milde gestimmt war. Wenn Karin sich jetzt klug verhielt, konnte vieles geändert werden. Man mußte diplomatisch sein, und das konnte Karin nicht. Also war es notwendig, daß Pelz die Einladung annahm.
    Es war so wie früher.
    Die vertraute Wohnung, der Duft des Mokkas, Karins schweres Parfüm, ihr bis auf den Boden fließendes, dünnes Kaminkleid, unter dem man den reizvollen Körper nicht bloß ahnte, sondern auch durchschimmern sah, die aufgelösten Haare, ihre feuchten, rotleuchtenden Lippen … es war Karin Jarut, wie sie unter den Händen Theo Pelz' geworden war.
    Er setzte sich in einen der tiefen Sessel, warf die Beine über eine der Lehnen und sah Karin zu, wie sie das türkische Geschirr herbeitrug und ihn bediente.
    »Wartet dein Öl-Othello wieder vor der Tür?« fragte er, als sie den Kaffee eingoß. Er umfaßte ihre

Weitere Kostenlose Bücher