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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Zweikampf mit dem Feuer aufnahmen, holte er erst einmal seine Kamera heraus und fotografierte das Bild der Zerstörung.
    Das brennende Haus, die im Schnee auf Schemeln sitzenden Dr. Rathberg, Theo Pelz und Karin Jarut.
    Wo gibt es so etwas wieder? Diese Situation ist einmalig. Der Fernsehstar im brennenden Haus des Intendanten. Karin Jarut, die man gefeuert hat, aus dem Feuer gerettet … wenn das keine pikante Pointe ist!
    Unbemerkt machte der junge Reporter seine Aufnahmen, dann wurde er wieder Feuerwehrmann und kümmerte sich darum, daß die brennenden Dachsparren mit langen Stangen, an denen scharfe Eisenhaken waren, heruntergerissen wurden.
    Nach einer Stunde war das Feuer ›unter Kontrolle‹, wie es amtlich heißt. Die Wahrheit war einfacher: Es gab kein Jagdhaus mehr. Drei verkohlte Wände waren stehengeblieben … zwischen ihnen versammelten sich die siegreichen Feuerwehrmänner und ließen eine Flasche Kornschnaps kreisen. Theo Pelz hatte sie aus der geretteten fahrbaren Hausbar herausgegeben. »Ausnahmsweise!« sagte der Brandmeister. »Im Dienst ist Alkohol streng verboten! Aber wo nun alles überblickbar ist … Prost!«
    Dr. Rathberg saß in seinem Wagen und rauchte die zweiunddreißigste Zigarette. Er hatte sich mit dem Verlust abgefunden. Vielleicht sollte es so sein, dachte er. Ich wäre nie von der Erinnerung an Luisa Rameau losgekommen, solange dieses Haus stand. Ich werde ein neues bauen und es neu füllen mit Glück und heimlichem Menschsein. Ich bin noch kein alter Mann …
    »Dieser Sonntagmorgen war wirklich sehr unterhaltend«, sagte er sarkastisch, als Theo Pelz und Karin Jarut an seinen Wagen herantraten. »Sie haben eine verteufelt überzeugende Art, Herr Pelz.«
    »Das ist alles ganz furchtbar!« Theo Pelz war ehrlich zerknirscht. »Ich bin bereit, einen großen finanziellen Beitrag zum Neubau eines …«
    »Ach, seien Sie doch still!« Dr. Rathberg winkte ab. »Es gibt Schlimmeres. Wir sehen uns morgen im Funkhaus.«
    Er hieb die Tür zu, ließ den Wagen an und fuhr weg. Theo Pelz sah ihm nach, bis der Wagen hinter einer Wegbiegung verschwand.
    »Was nun?« fragte Karin Jarut kläglich.
    »Ich werde versuchen, wieder zurück zum Theater zu gehen, als Dramaturg.« Pelz wischte sich über das rauchgeschwärzte Gesicht. »Im Funkhaus brauche ich mich nicht mehr sehen zu lassen.«
    *
    Das war ein Irrtum.
    Am Montag fand die Abteilungsleiterbesprechung wie jeden Tag unter dem Vorsitz von Theo Pelz statt. Über den Sonntag wurde kein Wort verloren. Erst am Dienstagmorgen wurde es unangenehm! Theo Pelz wußte es schon um sieben Uhr, als er die Zeitung aus dem Briefkasten holte und sie aufschlug.
    Fotos von dem Brand!
    Dr. Rathberg neben Karin Jarut, müde und rußschwarz, im Schnee. Programmdirektor Pelz inmitten eines Stapels von Geweihen aus aller Welt mit zerrissenem Hemd. Die weinende Karin Jarut.
    Dazu ein Bericht. Jagdhütte des Fernsehintendanten Dr. Rathberg vom Feuer zerstört. Karin Jarut und Programmdirektor Pelz von den Flammen überrascht …
    »Eine Sauerei!« schrie Theo Pelz und warf die Zeitung an die Wand. »So eine Sauerei! Wer das liest, muß denken …«
    Und so war es. Tausende dachten an diesem Morgen: Was hat sich am frühen Sonntagmorgen in dieser einsamen Hütte abgespielt? Zwei Männer und eine schöne Frau … o lala! Und dann noch die Jarut! Allzuviel Feuer ist ungesund … man sieht es! Sogar Häuser brennen dabei ab …
    Intendant Dr. Rathberg erwartete Pelz allein und verschlossen, genau wie damals, als der Bannstrahl über Karin Jarut zuckte.
    »Sie haben es gelesen?« fragte Rathberg. Eine dumme Frage … wer hatte diesen Artikel nicht gelesen? Im Funkhaus liefen vierzig Exemplare der Zeitung von Zimmer zu Zimmer, von Abteilung zu Abteilung, bis hinunter in den Keller zu den Archiven. In den Studios wurden die Drehbücher für Minuten mit der Zeitungsseite vertauscht, auf der man die dramatischen Bilder sah. Es war eine allgemeine Wonne, den ›Alten‹, den immer korrekten Moralwächter, so ramponiert im Schnee sitzen zu sehen, hinter sich das brennende Haus, von dem man seit Jahren munkelte. Und neben sich Karin Jarut! Seht, seht!
    »Ja«, sagte Pelz kurz. »Schon um sieben Uhr früh auf nüchternen Magen.«
    »Infam!«
    »Dieser Zug ist nicht von mir, Herr Intendant.«
    »Das weiß ich. Ich habe bei dem Blatt angerufen. Einer der Feuerwehrmänner … na ja, es ist passiert. Über den Inhalt ist nichts zu sagen – aber über den Gesang zwischen den

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