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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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das traurige, geduldige Lächeln. »Dann hilf mir, meine Pflicht zu erfüllen, die ich gegenüber ihnen allen habe! Unterrichte mich!«
    »Wir ... wir haben keine Schmerzquelle von genügender Intensität.«
    »Doch.« Bredes Entschluß war nicht zu erschüttern. »Da ist die Translation durch den Hyperraum. Mein Körper kann in den Oberflächen des Kontinuums so lange wie notwendig erhalten werden. Diese Fähigkeit habe ich von meinem Gatten erworben. Ich brauche keinen Mechanismus, um mich Über die Breite dieser Galaxis auszustrecken. Bisher habe ich nie in Erwägung gezogen, das zu tun, weil es einfach nicht in Frage kam, daß ich mein Volk verließ. Und natürlich würde ich es auch jetzt nicht wirklich verlassen. Ich würde zurückkehren.«
    »Falls der Versuch, deine Geisteskräfte zu erweitern, dich nicht tötet.«
    »Ich bin willens, alles zu riskieren, alles zu erleiden.«
    »Wie kannst du diese unseligen Barbaren so sehr lieben, wenn sie doch nie erkennen werden, was du für sie tust?« rief Elizabeth aus.
    Nur das Lächeln und die Einladung, in die Gedanken einzudringen.
    Mit großem Widerstreben erklärte Elizabeth: »Da ist noch etwas, das ich noch nicht erwähnt habe. Der Lehrer ... nimmt an der Tortur teil.«
    O Elizabeth. Nein, das wußte ich nicht. Ich bin vermessen gewesen, und du mußt mir verzeihen. Ich sehe jetzt ein, daß ich kein Recht habe ...
    Elizabeth unterbrach den protestierenden Gedanken mit brüsken Worten. »Brede, ich werde sterben. Selbst wenn ich von hier wegfliege, wird dein heißgeliebtes Volk mich früher oder später aufspüren und umbringen. Und deshalb ... warum nicht? Vielleicht wird es eine Art Grabschrift für mich, wenn ich bei dir Erfolg habe. Du bist willens, die Qualen zu ertragen, und ich nehme dich als Schülerin an. Du wirst meine letzte sein. Und wenn sich deine Vision des gemeinsamen Geschicks der Rassen erfüllt, kannst du sogar meine Rechtfertigung werden.«
    »Es wird nie meine Absicht, dir noch mehr Schmerz zuzufügen. Und du hast mein Mitleid.«
    »Nun - verschwende es nicht!« gab Elizabeth trocken zurück. »Jedes bißchen Leid ist wertvoll! - Bist du sicher, daß du die Translation zuwege bringst?«
    Bredes Gedanken zeigten es ihr. Elizabeth würde die fremde Reisende natürlich nicht körperlich begleiten. Aber ihr Geist sollte mit dem Bredes verflochten bleiben, um die neuralen Feuer zu kanalisieren.
    »Wenn du bereit bist«, sagte die Schiffsgattin, »können wir anfangen.«
    Die Decke des Raums ohne Türen öffnete sich. Zum Süden hin lag der milchige Strom der galaktischen Ebene. Und hinter seinen Staubwolken die Nabe, und hinter dieser der andere Arm der Spirale, fast hunderttausend Lichtjahre entfernt.
    »Über die ganze Breite«, sagte Elizabeth. »Jetzt!«
    ... und sie waren dort, in einem Augenblick und auf ewig, auf ein Streckbett von der Breite des Sternenstrudels gespannt, schwebend zwischen dem grauen Zwischenreich und dem schwarzen, verzerrten, flimmernden Raum. Die Atome von Bredes physischem Körper waren zu einer dünneren Masse geworden als die der seltenen atomaren Nebel, die durch die Leere zwischen den Sternen schwimmen und noch vibrieren vom Geburtsschrei des Universums. Der Geist der Schiffsgattin schrie auf der gleichen Frequenz wie die gequälten Partikel. Und auf diese Weise begann das Wachstum.
    Bredes latente Kräfte waren groß, und das würde es um so schwieriger machen. All die eingefahrenen psychoenergetischen Leitungen, die von dem Ring ausgingen, mußten neue Wege durch den Irrgarten des vielkernigen Plasmas im rechten Kortex bekommen. Sie mußten in der läuternden Flamme des äußersten Schmerzes, den das Universum einem denkenden, fühlenden Geschöpf bereiten kann, zur Operanz umerzogen werden. Bei dieser Tortur mochte Brede in kurzer Zeit einen Prozeß durchlaufen, der normalerweise viele Jahre erforderte. Aber der Schmerz an sich war wertlos, wenn dazu nicht die Disziplin kam und die Verzweigungen des mentalen Netzwerkes entschlossen unter Kontrolle gehalten wurden. Deshalb war die Führung durch einen geschickten Lehrer so ungeheuer wichtig. Elizabeths große redigierende Kraft hielt die pulsierende Psyche in festem Griff und bewahrte sie vor der Auflösung, und gleichzeitig leitete sie Bredes flammende Gehirnströme, als seien sie zahllose metapsychische Fackeln, die den angehäuften kortikalen Abfall einer Lebenszeit von 14000 Jahren wegbrannten.
    Elizabeths operanter Geist, unerschütterlich in der gemeinsamen

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