Der goldene Ring
Färbemittel und andere Chemikalien für den Hausgebrauch, Glaswerkzeuge aller Art, Glasgeschirr und -behälter, Glasrüstungen und Glaswaffen. Von den Tanu-Pflanzungen wurden Bier, Wein und Schnäpse in Holzfässern oder Lederflaschen, geräuchtertes und eingepökeltes Fleisch, getrocknetes und in Essig eingelegtes Brot und Gemüse und eine große Vielzahl von nicht verderblichen Nährmitteln wie Mehl, Hafergrütze und Hartbrote mit und ohne Gewürz in Mengen angeliefert. Die Lebensmittel wurden nicht nur an die Reisenden verkauft, sondern auch als Vorrat für den Großen Wettstreit selbst den Fluß hinuntergeschickt.
Spätnachmittags am 14. Oktober kam wieder eine Gesellschaft von Flüchtlingen die Überfüllte Straße herunter zum Jahrmarkt von Roniah geritten. Sie hielt auf den privaten Lagerplatz zu, wo Tanu und Firvulag aus dem niedrigen Adel ihre eigenen Pavillons getrennt vom Volk errichten konnten. Die Gruppe war nur darin einzigartig, daß sie völlig aus Menschen bestand. Es waren zwei Damen mit Goldringen dabei, die Mutter und Tochter sein mochten. Die ältere trug eine Robe aus wallender smaragdgrüner Gaze, die jüngere die vollständige blaue Rüstung der Koerzierer und einen goldenen Mantel. Sie hatte eine Lanze, von der ein Banner flatterte. Es zeigte einen düsteren Raben auf Goldgrund. Das Gefolge der Damen bestand aus fünf Soldaten in Bronzerüstungen, angeführt von einem riesenhaften Captal, einem ältlichen Haushofmeister, zwei Mägden und einem knorrigen kleinen Stallmeister, der nur ein Bein hatte. Seltsamerweise machte seine Gegenwart die Pack-Chalikos und Remonten scheu.
»Ja - wir haben bei der Finiah-Katastrophe alles verloren«, erzählte die ältere Dame dem verständnisvollen menschlichen Lagerplatz-Verwalter, als sie sich einschrieben. »Alles bis auf ein paar Kostbarkeiten und diese treuen Grauring-Diener ist dahin, und meine Tochter und ich sind traurig verarmt. immerhin ... es besteht die Möglichkeit, daß wir beim Wettstreit ein neues Vermögen gewinnen, denn Lady Phyllis-Morigel hat fleißig trainiert und berechtigt als Kriegerjungfrau zu den schönsten Hoffnungen. Deshalb können wir, wenn Tana will, auf der Weißen Silberebene sowohl Reichtümer als auch Rache finden.«
Der Verwalter salutierte ehrerbietig. Das reizende junge Gesicht der Lady Phillys-Morigel lächelte ihn unter dem zurückgeklappten Visier des Helms an. »Du wirst bestimmt Glück haben, Lady. Ich spüre deine gewaltige koerzible Kraft, obwohl du sie zurückhältst.«
»Phyllis, Liebes«, schaltete die alte Frau. »Schäm dich!«
Das Mädchen zwinkerte, und die koerzible Flut verebbte. »Verzeih mir, würdiger Lagerverwalter. Es war nicht meine Absicht, dich zu bedrängen. Das wird mein erster Wettstreit sein, und ich bin zu aufgeregt.«
»Kein Wunder«, antwortete der Mann. »Aber mach dir keine Sorgen, kleine Lady. Bleib nur kühl, und du wirst aus den Vorspielen bestimmt als Siegerin hervorgehen. Ich habe so ein Gefühl, was dich betrifft.«
»Es ist freundlich von dir, das zu sagen, Lagerverwalter. Mir ist, als hätte ich mein ganzes Leben lang darauf gewartet, an den Kämpfen teilnehmen zu dürfen ...«
»Ladies, es ist spät«, unterbrach der alte Haushofmeister, der während der Unterhaltung nervös im Sattel herumgerückt war. »Ihr müßt euch zur Ruhe begeben.«
»Meister Claudius hat recht«, fiel der riesige Captal der Leibwache ein. »Weis uns unsern Platz zu, Verwalter, damit wir unsere müden Knochen ausruhen können! Wir sind seit sechs Tagen unterwegs und ziemlich erledigt.«
»Sechs Tage, so was, so was«, meinte der Verwalter. »Dann gehört ihr nicht zu der Flüchtlingsgruppe, die Unterkunft in der Torburg fand?«
Hastig erwiderte der Captal: »Wir waren zu spät dran, um uns dem von Lord Velteyn geführten Zug anzuschließen. im Nordland herrscht immer noch große Verwirrung.«
Der Verwalter studierte einen Lageplan. »Die meisten eurer Mitbürger aus Finiah, die noch hier sind, haben Plätze am Flußufer. Das sind die schönsten, die wir haben. Ich kann euch für einen Geringen Zuschlag auch dort unterbringen ...«
Die alte Frau lehnte fest ab. »So angenehm es uns wäre, in der Nähe unserer Landsleute zu lagern, sind wir doch zum Sparen gezwungen, damit es uns beim Kampf selbst nicht an Mitteln fehlt. Außerdem würden wir unter unsern Freunden in Verlegenheit geraten, weil wir außerstande sind, uns für Einladungen zu revanchieren. Deshalb, guter Lagerverwalter, gib uns
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