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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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gestellt!«
    Die Damen an den gewöhnlichen Tischen kreischten vor Lachen. Einige von ihnen begannen, Raimo mit Bananen zu bewerfen, hörten jedoch widerstrebend damit auf, als die Kette von neuem um Ruhe läutete.
    »Wir wollen Sue-Gwen Davies hören!«
    Sukey spürte den Zwang, sich in die Mitte des Saals zu begeben. Unter den prüfenden Gedanken des Königs und der Königin und der anderen Persönlichkeiten drehte sich ihr das Herz im Leibe um. Die Tanu waren Überrascht von der starken Barriere (denn Elizabeth war in Augenblicksschnelle zurückgekehrt, um Sukey zu helfen), gaben sich jedoch mit den oberflächlichen Enthüllungen zufrieden, die ihnen zugänglich waren. Dionkets Gedankenstimme sprach:
    Liebe kleine RedakteurinSchwester, Lehrling TrösterinHeilerin! Mach uns heute abend eine kleine Freude sing von der zukünftigen Erde vom alten Vaterland!
    Sukeys Argwohn verflüchtigte sich. Andere Gedanken rings um sie schienen zu bitten: Sing uns ein Wiegenlied!
    Den Blick auf Stein gerichtet, sang sie eins mit leiser, klarer Stimme, erst auf Walisisch und dann in Standard-Englisch. Nach der ersten Phrase begleitete sie ein Harfenist.

    Holl amrantau'r ser ddywedant,
    Ar hyd y nos.
    Dyma'r ffordd i fro gogoniant,
    Ar hyd y nos.
    Golau arall yw tywyllwch,
    I arddangos gwir brydferthwch,
    Teulu'r nefoedd mewn tawelwch,
    Ar hyd y nos.

    Böse Träume fürchte nicht
    In dunkler Nacht.
    Sterne spenden helles Licht.
    In dunkler Nacht.
    Morgen wird die Sonne geben
    Neue Freude, neues Leben,
    Lassen Träume uns auch beben
    In dunkler Nacht.

    Durch die Worte und die Musik leuchtete die schützende Liebe einer Mutter. Ihre heilenden Kräfte ergossen sich Über das Mannkind, dem sie neues Leben geschenkt hatte, sie flössen Über und verteilten sich im ganzen Saal zu einem großen psychischen See. Einen Augenblick lang stillte die Sanftheit des Wiegenlieds die Ängste aller anderen, beruhigte Zorn und auch Lust, verminderte Kummer und Raserei.
    Als das Lied zu Ende war, saßen die Gäste stumm. Und dann wurden auf einer fremden Bewußtseinsebene, die die ringtragenden Menschen spüren, aber nicht entziffern konnten, ein Chor von Erklärungen der Tanu abgegeben. Die hochmütige Stimme Dionkets schnitt den Fluß ab. Der Lord-Heiler erhob sich von seinem Platz an der Hohen Tafel. Er breitete die Arme aus und bildete ein lebendes T in Karmesin und Silber.
    Mein. Reserviert.
    Sukey kehrte benommen an ihren Platz zurück und setzte sich neben ihren Mann. Der arbiter bibendi schüttelte seine Kette.
    »Wir wollen die Talente Stein Olesons kennenlernen.«
    Jetzt wurde der Wikinger unwiderstehlich von seinem Sitz gezogen. Er stand mit unbedecktem Kopf und funkelte die Edlen am Hohen Tisch an. Ihre Gedanken kamen getappt, stöberten, schnüffelten. Und der mitfühlendere Muttergedanke der Königin:
    Er hätte keinen Ring erhalten sollen ach der Kurzlebige!
    Und dann der König: Bis zum Wettstreit wird er durchhalten. Geschicklichkeitsprobe!
    Zwei der Elstem-Tanzmeister sprangen von den Seitenlinien her vor. Sie trugen Metallkörbe voll von Früchten, die großen Orangen ähnelten. Einer warf eine leuchtende Kugel. Sie flog auf Steins Kopf zu.
    Das Bronzeschwert zischte aus der Scheide, von beiden Händen des Riesen gehalten. Er schnitt die Frucht sauber in zwei Teile.
    König Thagdal röhrte vor jupitergleichem Entzücken. Die Männer in Schwarz und Weiß begannen, Stein mit Orangen zu bewerfen, so schnell sie konnten. Sein Schwert blitzte wie ein goldenes Rad. Er drehte sich und sprang und hackte die fliegenden Sphären in Stücke. Der König donnerte mit den Fäusten auf den Tisch, während ihm vor Vergnügen Tränen in den herrlichen Bart rannen. Die Tanu-Gesellschaft kreischte und jauchzte.
    Die Kette forderte Ruhe.
    Der Arbiter rief: »Oh, war das eine großartige Darbietung von unserm neuesten Krieger! Gut gemacht, Stein!«
    Bietet!
    Wieder ein Ausbruch fremder Gedankensprache. Diesmal war Elizabeth darauf eingestimmt. Ohne Überraschung hörte sie, daß Stein dem höchsten Bieter als Gladiator in einem Wettstreit, den sie die Niedere Mêlée nannten, zugeschlagen werden sollte. Da der Ex-Bohrer eins der körperlich eindrucksvollsten Exemplare unter den Neuankömmlingen des letzten Jahrzehnts war, trieben die sportverrückten Fremden den Preis auf eine Höhe, die man offenbar noch nie erlebt hatte. Sie boten der Krone - deren nominelles Eigentum alle Ausnahmeerscheinungen unter den Zeitreisenden waren -ihre persönlichen

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