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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Verblüfft stellte Sukey fest, daß Firvulag-Babies ebenso liebevoll betreut wurden wie Tanu-Kinder.
    »Sie sind unsere Schattenbrüder«, sagte Olar. »Wir sind durch die ältesten Gebote unserer Traditionen verpflichtet, sie bis zur Lebensfähigkeit zu betreuen und sie dann ihrem eigenen Volk zu übergeben.«
    Um sie dann zu jagen und zu töten?
    Das wirst du eines Tages verstehen, kleiner Schwestergeist. Es ist unser Brauch. Wenn du Überleben willst, muß es auch dein Brauch werden.
    »Und jetzt«, sagte Olar laut, »werden wir Lady Tasha-Bybar besuchen.«
    Hinter ihrem mentalen Schirm schrie Sukey auf.
    »Es ist nur ein kurzer Eingriff, aber für gewöhnlich dauert es einige Wochen, bis der Menstruationszyklus wieder normal abläuft. Wir wollen uns um diese kleine Sache kümmern, bevor du deine Lehrlingszeit beginnst, damit deine Initiierung so wenig wie möglich verzögert wird.«
    Sukey nahm sich mit aller Kraft zusammen. »Ich ... ich protestiere. Auf diese Art benutzt zu werden ...«
    FriederuheTrost. »Es ist dein Schicksal. Akzeptiere es! im Ausgleich dafür gibt es soviel Freude zu gewinnen! Und Lady Bybar ist sehr geschickt. Du wirst keinen Schmerz spüren.«
    Olar stand einen Augenblick still. Ihre Finger ruhten auf ihrem goldenen Ring. Sie nickte, lächelte und führte Sukey eine Wendeltreppe in einen der hohen Türme hinauf. Der oberste Raum hatte volle dreißig Meter Durchmesser und bot eine phantastische Aussicht auf die Landschaft ringsum und das nebelverhangene, glitzernde Salz.
    In der Mitte des gebohnerten schwarzen Fußbodens stand ein langer goldener Tisch, umgeben von kleinen Rollwagen, auf deren offenen Fachböden juwelenschimmemde Gegenstände lagen. Ober dem Arrangement hing der Reflektor einer riesigen Lampe. Sie war nicht eingeschaltet.
    »Zuerst wird Lady Bybar für dich tanzen, Gewen-Minivel. Sie erweist dir eine große Ehre. Warte jetzt hier, bis sie kommt, und benimm dich mit der Würde, die deinem silbernen Ring entspricht.«
    Damit ließ Olar sie allein.
    Zögernd und ängstlich näherte Sukey sich dem Tisch in der Mitte. Ja, es war ein Operationstisch! Sie sah Klammern und Gurte. Und die Dinger mit den Juwelenklingen waren genau das, was sie geargwöhnt hatte.
    Tränen blendeten sie, und sie taumelte von der Apparatur zurück. Heimlich schrie sie hinaus: Stein für dich würde ich es tun.
    Sie konnte immer noch weglaufen ...
    Olar fing sie mit ihrem mentalen Griff ein. Sukey wurde gezwungen, stehenzubleiben, sich umzudrehen, in sprachloser Ungläubigkeit zuzusehen, wie Tasha-Bybar eintrat und ihren Tanz begann.
    Der menschliche Körper war so blaß und üppig wie der einer Huri - und so Übertrieben in seiner Sexualität, daß Sukey instinktiv auf den Gedanken an eine künstliche Veränderung kam. Haar befand sich nur auf dem Kopf der Frau. Es flatterte wie ein blauschwarzer Mantel, wenn sie sich drehte und sprang, und es fiel fast bis zu ihren Knien nieder, wenn sie einen Augenblick stillstand.
    Sie trug nichts als Glöckchen und den goldenen Ring. Die Glöckchen waren klein und rund und in anmutig geschwungenen Mustern in ihr lebendes Fleisch eingesetzt. Sie hatten unterschiedliche Töne, und wenn die Muskeln der Tänzerin sich bogen und streckten, erklang eine aus der Bewegung selbst geborene Elfenmelodie in dem großen, nahezu leeren Raum. Der Rhythmus war der von Sukeys Puls. Sie stand erstarrt und hilflos, als die Tänzerin sich ihr in großen, fließenden Sprüngen näherte. Die winkenden Arme woben ein unheimliches Lied, die Füße stampften mit einer sich steigernden Dringlichkeit, die Sukeys Herz schneller und schneller schlagen ließ.
    Die eingesunkenen Augen der Tänzerin waren so schwarz wie ihr Haar. Fast farblose Lippen zogen sich grinsend von den Zähnen zurück. immer wieder rundherum wirbelte die Tänzerin und beschleunigte das Tempo der Musik, bis Schwindel und Übelkeit Sukey ergriffen. Vergeblich versuchte sie, Augen und Ohren und Geist vor dem blitzenden, klingelnden Ding zu verschließen, das sie packte und ins Nichts wirbelte.

7
    »Du hast sie repariert! Du bist ein großartiger Junge, mein Leuchtender.«
    Mayvar, die Hexe, sah entzückt zu, wie die winzigen Figuren der Uhr auf ihren Schienen dahinglitten und sich umkreisten. Der Drache in Türkis und Jettschwarz schlug mit goldenen Flügeln, stürzte vor und klappte seine juwelenbesetzten Fänge zusammen. Der Ritter in der Opal-Rüstung wehrte das kleine Ungeheuer ab. Dann hob er sein glitzerndes Schwert

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