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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Goldring, von Kachexie buchstäblich bis zum Skelett abgemagert. Neben ihm eine Tanu-Frau, offensichtlich ruhig schlafend, die eine Hängebrust von einem Tumor verunstaltet. Ein kleines Tanu-Mädchen, bewegungslos, die Augen weit offen, hatte einen Arm unterhalb des Ellbogens verloren. Ein robuster Goldbart, der unter der künstlichen Eihaut im Traum lächelte, zeigte die Schnitte und Stiche von hundert Wunden. Einem anderen Krieger-Typ waren beide Hände weggebrannt worden. Die nächste Gestalt war eine menschliche Frau in vorgerücktem Alter, deren Körpergewebe sackte, aber unverletzt war.
    »Die schwereren Fälle werden individuell behandelt«, erklärte Olar. »Aber diesen hier kann unser heilender Bruder en masse helfen. Die Membrane ist eine psychoaktive Substanz, die wir >Haut< nennen. Durch eine Kombination von Psychokinese und Redigierung aktiviert der Arzt heilende Energien in Geist und Verstand des Patienten. Wunden, Krankheiten, Krebs, der Verfall des Alters - alles spricht auf die Kur an, wenn der Wille des Patienten stark genug ist, mit dem Arzt zusammenzuarbeiten.«
    Die Grenzen?
    »Gehirnverletzungen können wir nicht rückgängig machen. Und es verstößt gegen unsere Ethik, Personen ins Leben zurückzurufen, die im Kampf oder im Verlauf eines Rituals enthauptet worden sind. Wird uns eine Person erst nach dem vollständigen Gehirntod gebracht, können wir ihr nicht helfen. Auch vermögen wir keine Alten zu verjüngen, deren Gehirn sich Über einen kritischen Punkt hinaus abgebaut hat. Wir sind nicht so fortgeschritten wie die Wissenschaft deines Galaktischen Milieus, die einen ganzen zerebralen Kortex wiederherstellen kann, wenn nur ein Gramm Gewebe übrig ist, oder den hinfälligsten Greis verjüngt, falls sein Wille stark genug ist.«
    »Trotzdem - das ist wunderbar«, hauchte Sukey. »Darf ich hoffen, daß auch ich eines Tages diese Arbeit tun werde?«
    Olar nahm ihre Hand und führte sie aus der Kammer. »Vielleicht, Kind. Aber es gibt noch weitere Aufgaben. Komm und sieh!«
    Sie blickten durch Einwegfenster in Räume, wo Geistesgestörte der Tiefenredigierung unterzogen wurden. Ein großer Prozentsatz der Patienten bestand aus jungen Leuten, und Olar berichtete, es seien hauptsächlich Tanu-Menschen-Mischlinge, denen die Anpassung an den Ring Schwierigkeiten bereite.
    »Wir behandeln auch menschliche Goldene und Silberne. Doch einige menschliche Gehirne vertragen die Langzeitwirkungen der mentalen Verstärkung einfach nicht. Es ist manchmal unmöglich, solchen Patienten die volle geistige Gesundheit wiederzugeben. Lord Gomnol hat Meßgeräte für uns entwickelt, die anzeigen, ob eine Behandlung Erfolg verspricht. Wir dürfen die Zeit unserer talentierten Redakteure nicht auf hoffnungslose Fälle verschwenden.«
    »Ich nehme an, auf Graue verschwendet ihr eure Zeit auch nicht«, sagte Sukey mit leiser Stimme, die Barriere im Elizabeth-Stil fest geschlossen.
    »Nein, Liebes. Für gewöhnlich nicht. So wertvoll uns unsere Grauen sind, sie sind Eintagsfliegen - vorhanden nur in einem kurzen Aufblitzen von Lebenskraft. Das Heilen ist ein schwieriger und zeitraubender Prozeß. Für sie ist er nicht geeignet ... Nun komm und sieh unsere Babies wachsen!«
    Sie stiegen in die oberen Bereiche des großen Gebäudes hinauf und kamen in sonnige Zimmer voll von buntem Spielzeug. Wundervoll gepflegte weibliche Ramapithednen tollten oder ruhten unter den wohlwollenden Augen von menschlichen und Tanu-Wärtern. Eß-, Schlaf- und anderen Zwecken dienende Zimmer schlossen sich an. Jede der kleinen Affenweibchen war schwanger.
    »Du mußt wissen«, erläuterte Olar ohne jede Verlegenheit, »daß das Gebären für uns Tanu-Frauen auf dieser Welt problematisch ist. Seit Beginn unseres Exils benutzen wir Ramas als Ernährer der Zygote. im Reagenzglas befruchtete Eier werden diesen Tieren eingesetzt. Die Ramas sind natürlich zu klein, um ein Kind ganz auszutragen. Aber wenn die Entwicklung so weit wie möglich fortgeschritten ist, wird an ihnen ein Kaiserschnitt vorgenommen. Die Sterblichkeit beträgt nahezu achtzig Prozent. Wir sind jedoch der Meinung, daß die kostbaren Überlebenden den Kampf wert sind. In der ersten Zeit schienen diese Surrogat-Mütter unsere einzige Hoffnung auf das Überleben als Rasse zu sein. Glücklicherweise ist die Situation jetzt eine andere.«
    Sie verließen die Ramas und gingen auf Zehenspitzen durch einen verdunkelten Saal, wo Frühgeburten in schützenden Glaskrippen schliefen.

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