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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Unerbittlich.
    »Weißt du, was das ist, Junge?« fragte Sein. »Die Brandung. Irgendwo gleich auf der anderen Seite von dieser Felswand ist der Atlantische Ozean.«
    ENDE DES ERSTEN TEILS

 

Zweiter Teil
    Die Schließung

1
    Felice irrte durch die Ruinen von Finiah.
    An diesem dritten Tag des Waffenstillstands hatten die kleineren Lavaausbrüche des alten Kaiserstuhl-Vulkans aufgehört. Ströme aus geschmolzenem Fels verfestigten sich zu klinkerartigen Massen - dick, rund und wie monströse Wurzeln, mit Fortsätzen versehen, wo sie aus der eigentlichen Mine in die Straßen und Arkaden der verwüsteten Stadt geflossen waren. Es hatte heftig geregnet. Gebäude, einstmals in Weiß oder in Gold und Rosa oder in Blaugrün und Silber, den Farben des kreativen Lord Velteyns, prangend, waren jetzt von aschigem Schlamm gestreift und verschmiert. Asche hatte die Gärten erstickt und die Blätter von den meisten Zierbäumen gefegt. Der zentrale Platz, auf dem Felice umherstrich, war ein Durcheinander von ausgebrannten Läden, zerfetzten Marquisen, zerbrochenen Karren und Verkaufsständen und halb in Schlacke und Dreck begrabenen Leichen.
    Riesige Raben, so lang wie Felices Arme, hackten an den geschwollenen Überresten von Chalikos, Helladen, Ramapithecien, Aliens und Menschen. Die Raubvögel ließen sich durch die in glänzendes Schwarz gekleidete kleine Frau nicht stören. Vielleicht hielten sie sie für eine von ihnen.
    Da waren Geräusche. Die Raben krächzten. Aus einer geplatzten Leitung sprudelte Wasser. Es floß eine Treppe hinunter und wusch die Leichen von Grauring-Soldaten und Geringen sauber. In einer Sackgasse nahe dem Palast Lord Velteyns drängten sich fast ein Dutzend unverletzte Ramas in verdorbenen aquamarinfarbenen Wappenmäntelchen wimmernd zusammen. Ein Stöhnen drang aus dem Pförtnerhaus neben dem Hauptzugang des Palastes. Felice ignorierte es und ging auf den Eingang von Velteyns Schloß zu, einen Pfeil mit Eisenspitze schußbereit auf die Sehne ihres zusammengesetzten Bogens gelegt. Sie hatte viele weitere Pfeile in einem Schulterköcher, allé mit befleckten Schäften. Am Landeplatz waren ein paar sture Graue entschlossen gewesen, weiterzukämpfen, obwohl ihre Tanu-Herren geflohen waren, und unten im Viertel der Kunsthandwerker war eine bloßhalsige Frau aus der zerstörten Werkstatt eines Glasbläsers gestürzt, hatte eine Vitredur-Machete geschwungen und Rache Über die Vernichter Finiahs beschworen, bis Felice sie in die Kehle schoß.
    Die Menschen waren zu unreligiös, um den Waffenstillstand einzuhalten. Lange nachdem die Firvulag und Tanu die brennenden Ruinen der Stadt verlassen hatten, kämpften Krieger der Geringen immer noch gegen jene ihrer Mitmenschen, die den Aliens die Treue bewahrten. Gefangene Graue sowie ein paar Silberne, die den Invasoren in die Hände fielen, wurden vor ein Guerilla-Tribunal gezerrt, wo ein Offizier der Geringen ihnen ein eisernes Stemmeisen und ein eisernes Messer zeigte und sie aufforderte zu wählen: »Lebe frei oder stirb!« Ein Überraschender Anteil hatte lieber den Tod erlitten als sich den die Gehirnströme verstärkenden Halsring abnehmen lassen.
    Felice betrat den Palast. Die Aasvögel fehlten hier, aber es gab Fliegen, huschende Nagetiere - und einen entsetzlichen Gestank. Die Leichen der Wachen und Diener lagen zu Haufen hinter improvisierten Barrikaden aus Möbeln und ausgehängten Türen. Viele der Verteidiger waren ohne eine Wunde gestorben. Ihre Gesichter waren verzerrt von den gehirnverbrennenden Attacken der Firvulag.
    Der Palast Lord Velteyns war still in seiner Zerstörung bis auf das Summen der Insekten, das Rascheln und Quieken der Ratten und das Seufzen des Windes durch zerschmetterte farbige Fensterscheiben. Die kleine Frau in Schwarz drang tiefer in die Wohnräume der Großen ein, sprang Über Leichen menschlicher Bewohner, die ein verzweifeltes Nachhut-Gefecht geliefert hatten, als die Armee der Invasoren die im Haus gefangenen fremden Herren jagte.
    Felice kam an eine große offene Bronzetür, besetzt mit Grünsteinen. Körper im Wildleder und Haustuch der Geringen und in der Palastlivree versperrten die Schwelle. Und hier sah Felice zum ersten Mal auch Firvulag-Leichen, einige untersetzt, andere größer als Menschen und Tanu und so stämmig wie die Riesen im Märchen. Alle trugen die goldziselierte Obsidian-Rüstung des Elite-Korps von Pallol Einauge, und alle waren von Eisenwaffen getötet worden, die Velteyns menschliche Wachen

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