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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Sie sie zu George nach London! Es sind noch andere hier, aber die sind alt, die können nicht mit Ihnen gehen. Dies wird ihr Grab sein, so oder so. Aber diese Kiste … versprechen Sie es mir!«
    Edie hat noch nie einen Freund im Stich gelassen – da ist es auch egal, dass die grauhaarige alte Schachtel gerade mit einer erstklassigen Schwachsinnstat die gesamte Operation komplett in die Scheiße geritten hat. (Du hast eine Gasexplosion ausgelöst, du irre alte Kuh? Du bist ja wohl nicht ganz richtig im Oberstübchen!) Und es ist auch ganz egal, ob King George irgendetwas mit dieser Kiste wird anfangen können. Dies ist eine persönliche Angelegenheit unter Frauen, die es in sich haben, und verflucht will sie sein, wenn das, was auch immer in der Kiste steckt, Schaden nimmt oder auch nur ein Stück Asche darauf landet.
    Natürlich hat sie Dotty Catty trotzdem ordentlich den Marsch geblasen, während sie mit der verdammten, kreischenden Wissenschaftlerin auf dem Rücken durch die Korridore getorkelt ist. Und warum in aller Welt ist sie überhaupt mit diesem knochigen Genie, dem Gott weniger Verstand gegeben hat als einem Maulwurf, davongerannt, wo sie doch bequem mit Zu Ihren Diensten und einigen engen Freunden zur Hintertür hätte hinausschlendern und sich zu weit angenehmeren Abenteuern hätte aufmachen können?
    Mädchen, die ihrem Lande dienen wollen … Herrje, was für eine Katastrophe. Auch wenn sich die ganze Sache schon fast dadurch gelohnt hat, dass sie einem Dutzend Mönche dabei zusehen konnte, wie sie gegen ihre Gewohnheit ihre Arbeit im Stich ließen und sich nur mit dem, was sie tragen konnten, sowie Frankies grandiosem Kompressor – was immer das auch sein mochte – auf einem Rollwagen aus dem Staub machten.
    Auf ihrem Zimmer händigte Edie die wutschnaubende Frankie an Songbird aus und sagte ihm: Bringt sie zum Fluss, holt Hilfe, und zwar jetzt, gebt der Cuparah Signal. Die sollen uns hier rausholen, zum Teufel! Soll die Marine eingreifen, egal, wer’s mitkriegt!
    Dann stürmte sie in den Korridor hinaus, ließ sich rasch die Richtung zeigen, roch Rauch und dachte darüber nach, wie viele Kubikmeter Gas unter wie viel Druck pro Quadratzentimeter mit wie viel Kraft explodieren würden.
    Als die erste Explosion dann ausbrach, erzitterte die gesamte Zitadelle und schien wie ein Schiff in stürmischer See zu kentern. Als Edie wieder auf die Füße kam, loderte bereits überall das Feuer, und viele Teile des Palastes, die eigentlich senkrecht stehen sollten, machten einen alarmierend diagonalen Eindruck.
    Dotty Catty umarmte sie und wickelte eine lilafarbene Schärpe von ihrem Gewand um Edies Oberarm, was aus irgendeinem Grund ungeheuer wichtig zu sein schien, drückte sie noch einmal an sich und rief »Frauen, die es in sich haben!«, was sehr nett war, wenn Edie auch das Bedürfnis verspürte, sie durchzuprügeln.
    Und hier ist sie nun, auf dem Rückweg, schleppt die Kiste durch die Gegend – und verdammte Marie, sie ist schwer –, und was auch immer darin ist, es rumpelt hin und her, als wolle es sie umwerfen. Keine Zeit, sich zu beschweren: zum Boot gelangen und sich später Sorgen machen. Wie sie dem Kapitän und der Crew ihren derzeitigen ganz und gar nicht verdeckten Zustand erklären soll, ist ihr allerdings ein Rätsel.
    Scheiß drauf.
    Ein in Flammen stehender Teppich löst sich von der Wand, schnappt nach ihr. Ha! Verfehlt … Aber das war knapp für die fragile Kiste, oh ja – die durch die Luft treibende Asche spreizt ihre Spektralfinger aus. Edie reißt die Kiste zur Seite, und diesmal kooperiert das Ding oder die Dinge darin und prallen von der inneren Rückwand ab. Die Kiste biegt sich, ächzt und stöhnt, als ein weiterer kolossaler Knall den Palast erschüttert. Ein Säulenbogen knickt ein; große Stücke von solidem Stein zerbröseln und brechen in der Hitze, knallen, als sie von Luftblasen aus dem Inneren aufgerissen werden. Edie knurrt ungehalten – ein Funken hat durch ihre Jacke die Schulter erwischt – und wendet sich ihrer Pflicht zu. Das ist noch lange nicht die Hauptader gewesen, das ist bloß der Vorgeschmack, außerdem weiß man ja nicht, was sich noch für widerliches Zeug in der Höhle der Französin befindet, oder was passieren wird, wenn es dort unten brennt oder sie einstürzt. Frankie schien zu glauben – wie sie zwischen Flüchen und Gezappel über Edies Schulter hängend ausstieß –, dass dies entweder aus großer Distanz betrachtet werden sollte oder gar

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