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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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es?«
    »Bisher funktioniert es noch gar nicht. Es geht hier um Wissenschaft, nicht um Technologie.«
    »Aber in der Theorie?«
    »In der Theorie ermöglicht es uns, die Wahrheit zu erkennen. Die absolute Wahrheit. Und später vielleicht … nun ja. Für den Anfang ist die absolute Wahrheit schon mal gut genug, nicht wahr?« Sie schaut Edie an.
    Edie erwidert diesen Blick etwas ratlos. »Ich verstehe das nicht.«
    »Wie viele Kriege werden sich verhindern lassen? Wie viele Leben werden gerettet, wenn sich die Wahrheit nicht verbergen lässt? Wenn man jede Aussage verifizieren kann? Stellen Sie sich die Auswirkungen auf das gegenseitige Verständnis vor. In der Wissenschaft. Zu wissen … Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Welt anschauen und Lug und Trug auf Anhieb erkennen. Würde das nicht die Lage der Menschheit verbessern? Der Tod der Falschheit. Ein neues Zeitalter, erbaut auf dem Fundament der Wahrheit, Banister.«
    »Commander Banister.«
    Frankie Fossoyeur lächelt plötzlich. Es ist wie ein englischer Sommer, ein seltener, reichhaltiger Segen, der sich warm anfühlt auf der Haut. »Natürlich: Commander«, sagt sie schelmisch. Ihr Blick tastet Edies Körper ab, und dann grinst sie ziemlich dreist.
    Edie Banister errötet, als ihr ein altes Lied durch den Kopf schießt. Vor Löwen und Tigern und Bären hab ich keine Angst, doch vor der Liebe … Oh, du meine Güte.
    »Wir müssen jetzt wirklich, wirklich gehen«, sagt sie.
    » Non . Ich kann nicht flüchten. Ich muss meine Arbeit beenden. Sie müssen ein andermal wiederkommen. Vielleicht wird es auch anschließend gar nicht mehr nötig sein. Hein ?«
    Dotty Catty schnaubt. »Nein, Frankie. Keine Widerrede. Commander Banister kann nicht wiederkommen, wir können nicht warten, es muss heute Nacht stattfinden. Alles ist präzise geplant.«
    Frankie Fossoyeur winkt ab. »Stellen Sie sich vor, in welchem Maße sich das Los der Menschheit verbessern würde, wenn die Wahrheit offenkundig wäre! Um ein Prozent? Fünf? Wie viel positive Anpassung ist erforderlich, um den Wendepunkt zu erreichen und eine unmittelbare Form von Utopie zu ermöglichen?« Frankie strahlt. Dann entgleisen ihre Gesichtszüge. »Oh. Zu viel Wahrheit wiederum könnte auf einer physischen Ebene Probleme hervorrufen. Und man würde ja keine Determinierungskettenreaktion auslösen wollen …« Sie beginnt wie wild damit, sich Notizen zu machen.
    Dotty Catty wirft ihre knochigen Hände in die Luft. »Frankie! Commander Banister! Sie müssten jetzt gehen!«
    »Ich kann nicht, ich arbeite.«
    »Jetzt! Es muss jetzt sein!«
    »Wir könnten vielleicht noch ein paar Stunden warten«, schlägt Edie vor, die immer noch Frankie Fossoyeurs verschmierte Wange betrachtet.
    »Nein, könnten Sie nicht. Es hat bereits begonnen.«
    Das stimmt, aber Edie hört in Dotty Cattys Stimme noch einen Unterton, und sie zwingt sich, den Blick von der amüsierten Frankie Fossoyeur abzuwenden.
    »Was hat begonnen?«
    Dotty Catty zuckt mit den Schultern, ein feines, trotziges Alte-Damen-Schulterzucken, und wendet sich halb ab.
    »Mein Plan.«
    »Ihr Plan.«
    »Meine Ablenkung.«
    »Was für eine Ablenkung?«
    »Ich habe in bester militärischer Tradition eine Ablenkung hervorgerufen, damit Sie Ihre Mission durchführen können.«
    »Was für eine Ablenkung?«
    »Die Gashähne in den Küchen«, sagt Dotty Catty. »Ich habe dafür gesorgt, dass sie Feuer fangen.« Sie strahlt. Neben ihnen gibt einer der Ruskiniten ein entsetztes Würgen von sich. Bruder Denis blickt sie fassungslos an.
    »Aber dieser Palast wurde auf einem natürlichen Gasreservoir errichtet«, sagt er mit Schrecken im Blick. »Die gesamte Zitadelle … Sie sprengen den kompletten Palast in die Luft wie eine Bombe!«
    »Ja«, sagt Dotty Catty. »Es wird ziemlich ablenkend sein.«
    Und mit einem Mal hat Edie Banister einen wirklich, wirklich schlechten Tag.
    Noch immer mit Flüchen auf den Lippen, die jeden Whiskey zum Gerinnen bringen würden, kämpft sich Edie mit einer Holzkiste auf Rädern durch den brennenden Palast.
    »Mein Schatz!«, hatte ihr die vermaledeite alte Frau zugerufen, nachdem Edie sie angeschrien und sich Frankie Fossoyeur über die Schulter geworfen hatte, um die Fluchtdiskussion abzukürzen. »Alles, was von Mansura übrig geblieben ist, das es doch nicht mehr gibt! Auf der ganzen Welt gibt es nichts von größerem Wert, nichts Wunderbareres. Die Kiste in der Westkammer meiner Gemächer – um Gottes willen, holen Sie sie, und bringen

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