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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dass die Französin sie sich selbst schneidet – wirft eine Hand in die Luft.
    »Wir müssen von vorn anfangen!«, sagt sie. »Komplett! Von Anfang an. Unverzüglich! Wo ist der Kompressor?« Sie dreht sich um, und dann verursacht irgendetwas ein platschendes Geräusch und dann ein leises Gurgeln, als es in den Fluss zurückfällt. » Connerie de chien de merde! War er das eben? Betet zu Gott, dass das gerade nicht mein Kompressor war!«
    »Es ist alles gut«, sagt der stämmige Ruskinit ruhig. »Es war der Teekessel.«
    Dies scheint kein großer Trost zu sein. Die Frau zieht ein Stück Kreide hinter ihrem Ohr hervor und beginnt, auf den Boden zu schreiben. Dann holt sie ein weiteres Stück aus ihrer Tasche und schreibt, um Zeit zu sparen, auch noch mit der anderen Hand.
    »Sie ist Beidhänderin«, flüstert Dotty Catty. »Außer wenn sie sehr konzentriert nachdenkt, erledigt sie immer mehrere Dinge gleichzeitig. Sie behauptet, das sei gut für das Denkvermögen. Ich sage ihr immer, fürs Denkvermögen soll sie Fisch essen, aber anscheinend genügt ihr das nicht.«
    »Ich kann dich hören«, ruft die Frau, ohne sich umzusehen. »Bitte bilde dir nicht ein, es sei weniger störend, wenn jemand auffällig versucht, leise zu sein, während ich arbeite, als wenn eine Blaskapelle hier durchmarschiert – das ist nämlich nicht der Fall.«
    Denis – bei dem kräftigen Mönch handelt es sich offenbar um Denis – seufzt kurz und schaut dann auf. »Sie haben Besuch, Frankie«, sagt er streng.
    »Ich kann überhaupt keinen Besuch haben, es weiß schließlich niemand, dass ich hier bin, und wenn es jemand wüsste, würde es ihn nicht interessieren«, erwidert Frankie streng und schreibt weiter. Drüben, wo der Strom fließt, haben es zwei Mönche geschafft, den Teekessel mit einer langen Stange an Land zu ziehen. Ein seltsames Ding.
    »Sind Sie sicher, dass das ein Teekessel ist?«, fragt Edie.
    »Ich habe ein gänzlich neues Modell gestaltet«, verkündet Frankie.
    »Das passiert hier mit ziemlich vielen Dingen«, sagt Denis neutral.
    »Der, den wir hatten, war nicht zu gebrauchen«, fährt Frankie fort, »da er unter der Annahme entworfen wurde, er würde immer nur bis zur Hälfte gefüllt werden. Zumindest gehe ich davon aus, dass dies der Grund dafür war, dass sich der Tee nur dann vernünftig ausschenken ließ, wenn der obere Füllbereich des Kessels leer war. Es sei denn … hm … kann es sein, dass es Vorteile für den Prozess des Ziehenlassens hat, wenn sich eine Wärmeumwälzung über dem Teebeutel bildet? Nun, wie auch immer, das Ausschenkproblem war schwerwiegend. Ich habe mich verbrüht. Außerdem war die Qualität des Tees wechselhaft. Das Endprodukt, wissen Sie. Ich habe die Teeblätter sehr sorgsam kontrolliert.« Sie scheint dem alten Kessel, der sich nun in einen größeren Apparat an einer Wand einfügt, Vorsatz zu unterstellen.
    »Mein Name ist Banister«, beginnt Edie.
    »Ich bin Esther Françoise Fossoyeur. Sie können mich Frankie nennen. Hallo, Banister.«
    »Hallo, Frankie.«
    »Nett, Sie kennengelernt zu haben. Schön, dass wir miteinander plaudern konnten. Sie finden alleine raus, oder?«
    Sie wendet sich ab. Edie starrt Dotty Catty an, die ihr gestikulierend bedeutet, so schnell wie möglich zur Sache zu kommen. Die Witwe Khatun sieht ein wenig unruhig aus – und es scheint noch etwas anderes hinter dieser Unruhe zu stecken als lediglich die Tatsache, dass sie gerade ihren Massenmörder-Sohn hintergeht.
    »Was den Anschauungsapparat anbelangt«, sagt Frankie scharf über ihre Schulter hinweg, »so könnt ihr dem Khan ausrichten, dass er noch nicht funktioniert. Es sind einige unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetreten. Die Überprüfung gewisser wichtiger Aspekte erzeugt Verzögerungen, die … eh, bien . Ich habe beinahe eine Stromquelle perfektioniert. Es ist nun möglich, dass … hm.« Sie starrt ins Leere, und Edie glaubt zu hören, wie das Universum aufbricht, als ihr Blick hineingreift und daran rüttelt. »Ja. Interessanterweise könnte der Teekessel der Schlüssel sein. Ich … hm.«
    Dotty Catty schreitet ein. »Frankie, Commander Banister kommt von der britischen Regierung. Ich habe sie gebeten, jemanden zu schicken.«
    Edie Banister nickt. »Ich bin hier, um Sie zu retten.«
    »Mich retten?«
    »Ja«, sagt Dotty Catty. »Wir haben doch darüber gesprochen.«
    Frankie starrt sie noch einen Augenblick länger an. Eine einzelne schwarze Haarlocke kitzelt ihre Wange, und sie streicht

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