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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Grund dafür ist, dass das obere Geschützdeck der Cuparah einige Einschusslöcher aufweist (Löcher werden im Unterseebootgewerbe nicht gern gesehen) und Edie eigentlich eine verdeckte Mission durchführen sollte, aber stattdessen, wie es aussieht, einem kleinen Fürstentum den Krieg erklärt und es nebenbei auch noch in Schutt und Asche gelegt hat. Schlimmer noch: Sie hat es versäumt, die beleidigte Partei zu töten oder gefangen zu nehmen, was offenbar sehr wichtig ist, wenn man de facto einen Überraschungsangriff auf einen ausländischen Staat initiiert. Die Cuparah steuert derzeit bei einem Drittel ihrer Höchstgeschwindigkeit aufs offene Meer zu, und niemand erwartet, dass sich ihr noch irgendetwas in den Weg stellen könnte, da der letzte Versuch dieser Art in Gestalt eines Schiffes immer noch in Flammen steht. Genau genommen brennt es sogar in ziemlich emphatischer Weise, was daran liegt, dass Amanda Baines gerade vollkommen die Beherrschung verloren hat. Es brennt auf eine Weise, dass man sich vorstellen kann, dass andere Schiffe, die zur selben Zeit und am selben Ort gebaut wurden, schon aus reinem Mitgefühl ebenfalls in Flammen aufgehen. Captain Baines hat den Zustand erreicht, der wohl das nautische Äquivalent dazu ist, dem Feind sehr kräftig in die Weichteile zu treten und dann, wenn er wehrlos am Boden liegt, noch mehrmals nachzutreten. Die versammelten Piraten und Seeleute der Addeh-Küste haben darauf in der althergebrachten Weise reagiert und festgestellt, dass es für sie gerade sehr wichtige Dinge am Festland zu erledigen gibt. Nicht mal die Kopfgelder des Opium-Khans können sie jetzt in Versuchung führen, sich der Cuparah in den Weg zu stellen. Diese proaktive Indifferenz genügt jedoch nicht, Amanda Baines’ Zorn abflauen zu lassen. Gerade will sie schon wieder lautstark zum Ausdruck bringen, wie wenig beeindruckt sie ist, als ihr klar wird, dass sie nichts mehr zu sagen hat.
    »Außerdem«, brüllt Amanda Baines, als wolle sie sich davon überzeugen, dass das Folgende noch schlimmer ist als nicht autorisierte Kriegserklärungen, »befindet sich in meiner Kajüte ein Baby-Elefant!«
    »Ja«, entgegnet Edie, »das stimmt.«
    »Nun«, sagt Amanda Baines und versucht, nicht an das Ungetüm mit den leuchtenden Augen zu denken und daran, wie erfreut sie war, als es ihre Mütze vom Haken geholt hat, »wie sollen wir ihn füttern? Hä?«
    In diesem Augenblick wird Edie plötzlich klar, dass sie nicht tot ist, sondern überlebt und sich sogar gut geschlagen hat, und sie bricht in Tränen aus. Amanda Baines, hartgesottene Frau der offenen See, murmelt, dass übersensible Leute gefälligst dabei bleiben sollten, schlechte Kunst zu produzieren, und stapft davon, um das Wrack ihres Periskops zu begutachten.
    »Das Boot ist faszinierend«, stellt eine neue Stimme in Edies Ohr fest. »Aber die Konstruktion ist vollkommen falsch.«
    Captain Baines hält inne und wirft der Französin einen Blick zu. Frankie beäugt die Armaturen der überaus geheimen Brücke der Cuparah. Mockley, der Ruskinit, der große Teile der Cuparah selbst entworfen hat, hebt leicht eine Augenbraue.
    »Inwiefern?«
    »Sie bedienen sich der Ressourcen auf inadäquate Weise. Dieses Boot könnte noch weitaus beeindruckender sein.«
    »Ach ja?«, fragt Amanda Baines ruhig.
    »Oh ja.«
    »Wie überaus freundlich von Ihnen, uns darauf hinzuweisen.«
    »Für jemanden mit meinen Fähigkeiten eine Angelegenheit von größter Einfachheit«, fährt Frankie gelassen fort.
    »Ach ja?«
    »Ja. Die Konstruktion Ihres Bootes ist innovativ, aber nicht komplex.«
    »Oh, gut.«
    »Ich könnte Ihnen eine Funktionszeichnung entwerfen.«
    Amanda Baines beugt sich interessiert vor, wirft Mockley dann aber einen schuldbewussten Blick zu.
    »Eine Funktionszeichnung?«
    »Selbstverständlich. Haben Sie Papier? Die mathematischen Grundlagen sind nicht ohne, aber die praktische Anwendung ist ganz einfach.«
    »Das wäre sehr freundlich«, wirft Mockley ein. »Haben Sie sich mit dieser Art von System schon einmal beschäftigt?«
    » Non. Es ist einzigartig, nicht wahr? Aber sehr clever. Derjenige, der es entworfen hat, verfügt über ein bemerkenswertes Flair. Es wird mir Vergnügen bereiten, seine Arbeit zu verbessern.«
    Mockley zuckt kurz zusammen, zwingt sich dann aber zu mönchischer Gemütsruhe. Amanda Baines’ Gesicht nimmt einen säuerlichen Ausdruck an.
    »Ich nehme an, Sie wissen auch, womit man einen Elefanten füttert.«
    »Natürlich. Eine

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