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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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abwechslungsreiche vegetarische Ernährung. Wurzeln und Blätter, Rinden … ah. Ich sehe das Problem. Wir werden improvisieren. Seetang, ja, andere Gräser. Ich werde eine Liste zusammenstellen. Es wäre das Beste, man würde ihm nicht das Schwimmen erlauben.«
    »Elefanten schwimmen?«
    »Ausgesprochen gut. Und der Rüssel funktioniert natürlich wie ihr Schnorchel, hein ? Aber es wäre sehr schwierig, ihn wieder zurück an Bord zu bekommen.«
    »Ich werde das beherzigen.«
    Aus der Kapitänskajüte ertönt ein Geräusch, als würde ein Akkordeon im Milchreis landen. Frankie Fossoyeur zuckt mit den schmalen Schultern, wobei sie sie fast bis zu den Ohren hinaufzieht.
    »Elefanten sind wie Menschen«, sagt sie ohne großes Mitgefühl. »Nicht alle vertragen die Seefahrt.«
    Sechs Tage später befindet sich die Cuparah auf fünfhundert Fuß tiefer Tauchfahrt, und Edie Banister kann die vernieteten Bereiche des Bootes knurren und jaulen hören. Der treue Hund hat zu kämpfen. Weitab von heimischen Gewässern sind die deutsche Kriegsmarine und die Nippon Kaigun zu präsent, die Kälte und der Druck zu heftig. Feindliche Schiffe haben die Cuparah ausgespäht – vielleicht weil ihnen ein rachsüchtiger Khan einen Tipp gegeben hat, oder weil das reine Pech sie hat ihren Weg kreuzen lassen – und nun durchstöbern sie die See, lauschen auf die leisen Motorengeräusche der Cuparah und schicken in die Tiefe, die sie behütet, Sprengstoff hinab. Alle paar Sekunden erzittert die ganze Kabine, und die Wandplatten heulen und kreischen, während die Cuparah herumgewirbelt und geschubst wird und sie der Knall einer weiteren Detonation zur einen oder anderen Seite wirft. Kein Hund sollte so etwas aushalten müssen. Ja, von keinem Hund kann man erwarten, dass er so etwas lange aushält. Die Cuparah befindet sich, hier in der Dunkelheit, in großer Gefahr.
    Hinzu kommt noch, dass Edie scheinbar den Verstand verliert, scheint es ihr doch, als höre sie Chorgesang. Als sich die Tür öffnet, wird ihr klar, dass tatsächlich jemand singt, tief und eigentümlich und verstört, tief unten im Rumpf.
    »Commander Banister?«
    Edie trägt ihre Uniform und den Schnurrbart, da es theoretisch sein könnte, dass sie irgendeine verdeckte Mission unternehmen muss, wenn sie auftauchen und sich ergeben. Und hier steht Frankie Fossoyeur, mit einem begehrenswerten, geistesabwesenden Ausdruck im Gesicht, während sie erklärt, dass die Cuparah womöglich überhitzt und es sein könnte, dass sie demnächst implodiert.
    Implodiert. Ein wirklich schlimmes Wort. Bisher hatte Edie immer geglaubt, die schlimmsten Worte kämen aus dem angelsächsischen Sprachraum und würden sich auf gewisse Körperteile beziehen. Keineswegs. Keiner der unaussprechlichen sexuellen Begriffe, die ihr schon zu Ohren gekommen sind, ist auch nur annähernd so schlimm wie das düstere, wohlbemessene lateinische i mplodieren .
    »Glauben Sie, die werden weiterhin …« Frankie wedelt mit den Händen, »… all das abwerfen?« Ein ruckartiger Einschlag lässt das Boot nach vorn kippen, und Edie wird durch den Raum geschleudert. Frankie hält sich am Türrahmen fest, sodass sie sich plötzlich sehr nahe kommen. Edie nickt.
    »Ich bin mir sicher, das werden sie, ja. Wenn sie genug geladen haben.«
    »Das Boot ist stark. Wirklich bemerkenswert. Aber nicht so stark. Die fortgesetzte Belastung akkumuliert. Der Rumpf wird nicht halten.« Frankie starrt vor sich hin, als könne sie die Risse und Schwachstellen tatsächlich vor sich sehen.
    Edie hat zwar kein Talent für technische Mathematik, ist aber geneigt, ihr zuzustimmen. Das Stöhnen der Cuparah hat einen ziemlich wilden Ton angenommen, einen schneidenden, abgekämpften Klang, der sich sehr viel unheilvoller anhört als das glockenartige Klingeln, das sie vor einiger Zeit bei der ersten explodierenden Ladung von sich gegeben hat.
    »Tja«, sagt Edie, »dann werden wir wahrscheinlich sterben.«
    Frankie Fossoyeur starrt sie an.
    »Das ist nicht notwendig«, sagt sie nach einer Weile. »Das wäre Verschwendung. Es gibt für uns noch so vieles zu tun. Bof .« Sie wirft die Hände in die Luft, als wäre dieses ganze Drama nur allzu typisch für die albernen Leute, mit denen sie sich hier abgeben muss. »Ich werde das nicht zulassen. Begleiten Sie mich bitte, Banister.«
    Da die Alternative offenbar darin bestünde, allein auf den unausweichlichen Einbruch des eiskalten Wassers und den darauf folgenden Tod zu warten, gehorcht

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