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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nicht weiß, welche angemessen wäre, gestattet er sich keine.
    »Danke Ihnen«, sagt er stattdessen, um die Unterhaltung zu beenden. Der Mann bewegt sich mit einem seltsamen, knochenlosen Torkeln von der Stelle.
    Nachdem Joe noch einen misstrauischen Blick auf das unheimliche, abwesende Gesicht geworfen hat, begibt er sich wieder an seine Arbeit.
    Der Besucher geht auf eine Reihe von Spieluhren zu. Eine davon lässt etwas fröhlich Keckes ertönen, und der Mann schaut auf sie herunter wie ein Vogel, der sich fragt, ob er etwas Essbares vor sich hat. Kurz darauf spricht er erneut.
    »Mr Spork?«
    »Ja, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche etwas. Ich hoffe, Sie können mir helfen.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, antwortet Joe, der sich gerade an einer Wanduhr zu schaffen macht und dem Besucher dabei den Rücken zuwendet.
    »Ich glaube, Sie hatten kürzlich mit einem Buch zu tun, an dem ich Interesse habe. Mit einem sehr ungewöhnlichen Buch.«
    Ach du Scheiße .
    »Oje. Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen. Musik, ja. Bücher, nein.« Joe spürt ein Prickeln auf seinem Rücken. Er dreht sich um und sieht, wie sich die Gestalt aufrichtet und dann mit einer fließenden Bewegung abwendet.
    »Ich glaube doch. Das Buch der Hakote, Mr Spork.« Bedeutungsschwere Worte.
    Joe zögert. Einerseits hat er nie namentlich vom Buch der Hakote gehört. Genau wie der Schleier, den der Besucher trägt, hat der Ausdruck einen religiösen Beigeschmack, und er hat es sich zur Regel gemacht, nicht mit religiösen Artefakten zu handeln, seien es Kirchenuhren oder trickreich weinende Ikonen mit inneren Reservoiren und Uhrwerkpumpen. Sie sind beinahe immer zu irgendeinem Zeitpunkt gestohlen worden und machen deshalb grundsätzlich Ärger. Andererseits hatte er vor Kurzem tatsächlich mit einem ungewöhnlichen Gegenstand zu tun, zu dem ein derart ausgefallener Titel durchaus passen könnte; mit einem Gegenstand, der ihm von einem notorisch unseriösen Individuum namens William »Billy« Friend angeschleppt wurde. Daraufhin hat sich in jüngster Vergangenheit unter anderem Folgendes ereignet: Ein dicker und ein dünner Mann sind in seinem Laden aufgetaucht und haben wegen dieses Gegenstands gelogen, auf kuriose und wenig überzeugende Weise, indem sie behaupteten, sie wollten die vollständige Sammlung von Grandpa Spork erwerben, wo sie es doch (siehe Mr Titwhistles verräterische Finger) in Wirklichkeit auf alle Stücke abgesehen hatten, die mit jenem »sehr ungewöhnlichen Buch« zu tun haben.
    »Es tut mir schrecklich leid, aber ich kann Ihnen da nicht ganz folgen«, erwidert Joe fröhlich. »Ich verkaufe und restauriere Uhrwerksartikel. Hauptsächlich Raritäten, die die Stunde schlagen und so weiter. Pianolas und Automaten. Aber grundsätzlich keine Bücher.«
    »Es gibt Schriften, deren Bedeutsamkeit den Uneingeweihten nicht unmittelbar erkennbar ist. Gefährliche Bücher.«
    »Das stimmt gewiss.«
    »Es gibt keinen Grund, herablassend zu sein.« Der Kopf des Ruskiniten dreht sich auf seinem Hals, und das Tuch staucht auf der Schulter auf. Joe fragt sich, ob der Kopf sich wohl einmal komplett herumdrehen wird wie bei einer Eule. »Ich meine, dass ein Ausbruch von Wissen in der Allgemeinheit unser aller Leben auf eine Weise verändern würde, die nicht rückgängig zu machen ist. Banaler ausgedrückt, Mr Spork, das Buch und seine sämtlichen Paraphernalia sind für mich persönlich von großem Wert. Ich hätte sie doch sehr gern zurück.«
    Zurück . Nicht: Ich würde gern eine Ausgabe aufspüren. Nicht einmal: Ich habe einige Mühe gehabt, die ISBN herauszufinden. Diese Person sucht ein Stück, das sich irgendwann einmal bereits in ihrem Besitz befunden hat. Ein Einzelstück. Ja, das trägt alle Züge einer Billy-Friend-Situation, schönen Dank auch.
    »Es gehört nicht Ihnen, Mr Spork«, sagt der Ruskinit mit leiser Endgültigkeit. »Es gehört mir.«
    Joe setzt seinen entgegenkommendsten Gesichtsausdruck auf. »Darf ich Ihren Namen aufnehmen? Ich habe vor Kurzem tatsächlich mit einem überaus ungewöhnlichen Buch zu tun gehabt, aber ich fürchte, mir ist der Titel nicht bekannt. Es ist im Zuge einer Restaurierung durch meine Hände gegangen. Ich hoffe, da ist keine unsaubere Sache gelaufen.«
    Oh, und wie ich das hoffe, verdammt. Aber ich bin mir ganz sicher, dass es so war.
    Der Ruskinit zieht im Raum seine Kreise, als denke er darüber nach. Joe nimmt die Haltung eines freundlichen, aber diskreten Ladenbesitzers an und

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