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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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geschnappt zu haben, woraufhin Mr Brigsdale erklären wird, dass es ein schreckliches Missverständnis gegeben habe und er sie wegen unrechtmäßiger Festnahme verklagen werde. Nicht dass er es nötig hätte, denn ich habe ihn natürlich etwas abgesichert. Aber bis all das aufgeklärt ist, werde ich mich längst Richtung Buenos Aires aus dem Staub gemacht haben, und alles wird in bester Ordnung sein.« Mathew Spork strahlt.
    Und zu Joshua Josephs Verblüffung wird nicht die Tür eingetreten, und auch das Hubschraubereinsatzkommando trifft nicht bei ihnen ein. Vater und Sohn sitzen einfach auf dem Sofa (»Ich bin ein bisschen außer Atem, Josh, ich musste über eine ziemlich hohe Mauer klettern, weißt du. Diese Gefängnisausbrüche überlässt man besser den jüngeren Leuten – das werde ich auch in meine Memoiren schreiben!«), trinken Tee und warten darauf, dass Harriet nach Hause kommt. Zu Ehren der alten Tage, als Joshua Joseph wie ein Hundewelpe zusammengekuschelt im Schoß seines Vaters schlummerte, legt der schlaksige Teenager seinen Kopf an Mathews Brust, während sie John Cravens Newsround anschauen, um zu sehen, ob etwas über den flüchtigen Verbrecher Mathew »Tommy Gun« Spork und seine zahllosen ungeheuerlichen Taten gebracht wird – doch Ruhm ist vergänglich, und sie bekommen lediglich ein schwimmendes Kaninchen zu sehen.
    »Wirst du mir in Argentinien beibringen, wie man die Waffe abfeuert, Dad?« Denn es ist nicht zu leugnen, dass der Tag bevorsteht, an dem er alt genug sein wird für diese Lektion.
    Mathew seufzt.
    »Tu mir einen Gefallen, Joe, okay?«
    »Natürlich.«
    »Werde nicht wie ich. Werde ein Richter, werde ein Rockstar. Werde Tischler. Nur finde einen besseren Weg. Überlass die Waffe jemand anderem, wenn du kannst.«
    »Ich will so sein wie du.«
    »Nein, willst du nicht. Du glaubst es, aber es läuft doch nur auf dies hier hinaus. Es ist Dreck. Ich muss mich in meinem eigenen Haus verstecken. Versprich mir, dass du es besser machen wirst.«
    »Ich versprech’s.«
    »Gangsterehrenwort?«
    »Gangsterehrenwort!« Falls der innere Widerspruch beiden bewusst sein sollte, so sagen sie es nicht.
    »Also schön.«
    So schlafen sie ein, und erst als Harriet Spork von ihrer Yogastunde nach Hause kommt, durch die Tür tritt und aufkreischt, wird Joshua Joseph wach, und erst in diesem Augenblick wird ihm klar, dass sein Vater ganz still, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, gestorben ist.
    Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Mr Brigsdale eine Ausgeburt von Mathews reger Fantasie gewesen ist und es nie einen Plan gegeben hat, nach Argentinien zu fliehen. Als Mathew Spork den Gefängnisarzt aufgesucht und erfahren hatte, dass es mit seinem Leben zu Ende ging, holte er sich die Erlaubnis ein, seinen Sohn an dessen Geburtstag zu besuchen, und fand so dann doch noch einen Weg, um sich dem Zugriff des Gesetzes ein für alle Mal zu entziehen.
    Zwei verschleierte Gesichter beobachten Joe durch eine schmale Scheibe in der Tür. Sie rangeln um eine Position an der kleinen Luke, wuseln nickend umeinander herum. Der Raum füllt sich mit einem derartig widerwärtigen Gestank, dass Joe sich übergeben muss. Als er den Punkt erreicht hat, an dem sein Magen vollkommen leer ist und auch kein Magensaft mehr kommt, pumpen sie noch mehr Gestank hinein, bis er sich aufbäumt und nur noch Stirn und Zehen den Boden berühren, während sein Körper versucht, etwas loszuwerden, das nicht vorhanden ist.
    In seinem Kopf hält er sich an jenem letzten Tag, an der Hand seines Vaters fest. Mathew hätte gewusst, was zu tun ist.
    »Wo ist es?«
    Sie haben ihm dieselbe Frage gestellt, wieder und wieder. Wenn er einwendet, er wisse nicht, was »es« sein soll, sind sie besonders brutal. Es ist nicht ihre Aufgabe, etwas zu erklären. Vielmehr ist es seine Aufgabe, mögliche Orte anzubieten, an denen sich Gegenstände befinden könnten, die sie womöglich suchen. Er hat eine innere Haltung zu entwickeln, die sich ihrer Befragung öffnet.
    »Wo haben Sie es versteckt?«
    Er sagt ihnen, er bewahre es in der Zuckerdose auf. Er will ihnen sagen, dass sie das, was immer sie suchen, bereits besitzen. Sie haben alles, was ihm gehört. Oder gehörte.
    Sie haben es. Sie haben alles, was ich gehabt habe. Sie haben alles aus meinem Haus geholt und aus Teds Gewächshaus.
    »Hat Daniel es versteckt? Hat er Ihnen erklärt, worum es sich handelt? Wer weiß sonst noch davon?«
    Ja. Daniel hat es versteckt. Er hat es so gut versteckt, dass

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