Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH

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gesagt?«
    »Als er mir das erzählt hatte, hab ich … na ja … ich hab’s mit der Angst gekriegt. Zum ersten Mal seit wer weiß wie lang hatte ich etwas, worauf ich hoffen konnte – dass du dieses Teil finden und ihnen in den Hintern stecken würdest, ja?« Parry lacht. »Obwohl du es vielleicht lieber behältst. Es an einem sicheren Ort aufbewahrst.«
    Es ist eine Erleichterung, laut darüber reden zu können. Joe hat es herausgebrüllt, in Reimen – er weiß nicht mehr, wie viele Tage lang. Kann der Themsewind uns locken, Frankies Trommel hat die Pocken. Er runzelt die Stirn und macht eine unsichere Bewegung mit der Hand. »Für den Moment ist es sicher«, sagt er. »Es steckt in der Todesuhr. Meine Großmutter hat das Ding an meinen Großvater geschickt, und der hat es in der Todesuhr aufbewahrt, weil die so hässlich ist, dass niemand einen zweiten Blick auf sie wirft. Und mir hat er sie zu besonderer Aufmerksamkeit anvertraut. Ich hab immer gedacht, er würde sich nur oberlehrerhaft aufspielen. Und nun haben sie die Trommel und wissen es nicht einmal. All das«, er deutet auf sich selbst, seine Wunden und meint ganz Happy Acres, »und dabei war sie da, die ganze Zeit. Die Todesuhr steht wahrscheinlich in irgendeinem Keller herum.«
    Vaughn Parry blickt ihn an. »Na ja, ich nehme an, du weißt, was das um alles in der Welt bedeutet«, sagt er schließlich. »Will verdammt sein, wenn ich’s weiß. Nein, um Gottes willen, erzähl’s mir bloß nicht! Verdammte Scheiße, deine Probleme will ich nicht auch noch haben, oder?«
    Joe Spork schüttelt den Kopf. Er verspürt den Drang, in seinen natürlichen Lebensraum zurückzukehren, selbst wenn er sich unter den Straßen im Revier der Tosher verstecken muss, in den Winkeln, mit denen sich nicht einmal die Tosher abgeben.
    Der Bus hält kurz an, und ein Mann steigt ein, bei dem es sich um einen Obstpflücker handeln muss. Seine Hände sind voller Pflaster. Er trägt ein T-Shirt mit einer unlesbaren Aufschrift darauf und hat eine weiße Plastiktasche voller Gewächshauspflaumen dabei, die nicht der Jahreszeit entsprechen.
    Joe Spork denkt über sein Glück nach. Er ist aus einer komplett abgeriegelten Anlage entkommen – zusammen mit einem Monster, das sich als recht nett herausstellt. Er hat sich einer Fahndung entzogen, die ziemlich groß angelegt sein muss – weil er schnell war? Sich getarnt hat? Verwirrung ausgelöst hat? Und auf der ganzen Welt weiß nur er allein – abgesehen von Vaughn Parry –, wo sich die Kalibrierungstrommel befindet.
    Nur sie beide.
    »Dieser Bus hält nun nicht mehr bis London«, sagt der Fahrer. Joe verspürt einen Anfall von Klaustrophobie, und dann rastet etwas in seinem Kopf ein. Es ist einfach zu bequem. Eine direkte Busverbindung bis nach Hause. Zurück zu Mercer und Polly. Parry, der Fragen beantwortet, die Joe so schwer auf der Seele lasten. Parry, dem Sholt sich anvertraut hat, in jener seltsamen Klarheit vor dem Tod. Parry, der meistgesuchte Mann des Landes, der sich plötzlich als Seelenverwandter herausstellt.
    Zu einfach .
    All die Zeit über ist er gefoltert worden, und nun das. So einfach. Ein paar Schmerzen, ein bisschen Mühe, und schon ist man frei. Der Traum jedes Gefangenen.
    Sie haben dich die Peitsche spüren lassen. Bald werden sie dir das Zuckerbrot hinhalten.
    Die Wunschvorstellung des Gefangenen.
    Es gibt kein Zuckerbrot. Polly und ich sind deine einzigen Freunde.
    Dieses Spiel ist gezinkt.
    Von Glück keine Spur. Drei-Karten-Monte.
    Ich dachte, ich hätte die Karte gewählt, die ich haben wollte, dabei hat der Trickser mir die zugespielt, die er für mich im Sinn hatte. Ich hab nicht die Dame gefunden. Ich hab den Joker gezogen.
    Vaughn Parry.
    Und wenn es so ist, Vaughn, dann arbeitest du für jemanden, nicht wahr? Ich hab mich geirrt. Du bist überhaupt kein Einzelgänger. Du bist nicht, was du vorgibst. Du bist eine Lüge und ein Lügner, und ich bringe dich an den Ort, wo du hinwillst. Erzähle dir, was du wissen willst.
    Was bedeutet, dass du wahrscheinlich doch ein Killer bist.
    Verdammt, verdammt, verdammt.
    Aber dies ist ein neuer Joe Spork. Sein Körper hat einen Plan, bevor er es selber weiß, bewegt sich bereits, als er das Okay gibt, nimmt geschmeidig die Form an, die er braucht, ohne dass er darüber nachdenken muss – Gott sei Dank, denn wenn er darüber nachdenken würde, würde er es versauen, keine Frage.
    Er wählt exakt den richtigen Zeitpunkt. Der Busfahrer nimmt den Fuß von der