Der goldene Schwarm - Roman
Liebe und um einer besseren Welt willen in die Falle gelockt wurde – von einer alten Frau, die er hat sterben sehen, als sie versuchte, ihn zu retten.
Er ist der Mann, der sich um ihren Hund kümmern wird.
Er ist der Mann, der nur mit seiner Wut bewaffnet gegen eine geladene Pistole und einen Degen gekämpft hat.
Ach ja, und schon mit seinem Vater ist nicht zu spaßen gewesen. Genauso wenig wie davor mit seiner Großmutter.
Ein zufriedenes Grinsen zieht sich langsam über sein Gesicht. Joe, der verrückte Hund. Joe, die Faust. Amoklauf-Joe.
Crazy Joe .
Also schön. Wieder schaut er sein Spiegelbild an. Er ist mit der Arbeit zufrieden, aber er ist noch nicht fertig: Der neue Joe sollte nicht schlottern.
Er atmet ein und streckt seine Brust raus, schaut noch einmal hin. Nein, zu viel. Weniger ist mehr. Stabilität ist gefragt, keine heiße Luft. Stärke, keine Prahlerei.
Er richtet sich auf, spannt die Arme an, aber die Kraft muss im Herzen stecken, nicht in den Fäusten. Der Gangster blufft nicht, droht nicht nur. Er ist es einfach, und man weiß, womit man es zu tun hat.
Die Stadt gehört mir. Die Welt. Sie gehört mir. Andere regieren sie nur deshalb, weil ich Wichtigeres zu tun habe.
Gut. Jetzt der Hut. Der Gangster trägt jederzeit einen Hut. Auch wenn er keinen trägt, hält er sich, als habe er einen auf dem Kopf. So fällt das Licht über sein Gesicht; das eine Auge liegt im Dunkeln und funkelt. Wie bei einem Piraten. Ein Wolfsauge im Schein des Feuers, ein Piratenkapitän inmitten des Sturms. Widerstand.
Der Mantel – wie eine Rüstung. Er muss weit hängen, offen, um seine Statur zu betonen. Er wirft seinen eigenen Schatten, versteckt ihn zugleich. Seine Hände liegen seitlich am Körper an, er könnte also bewaffnet sein … Nein, das kann man streichen. Er ist auf jeden Fall bewaffnet. Mit einem Baseballschläger? Sehr amerikanisch. Wo soll er so ein Ding auch auftreiben? Ein Stück Rohr. Ein Revolver. Ein Bootshaken. Gut. Und in seiner Tasche eine weitere Überraschung. Kein Revolver. Kein Messer. Etwas Erschreckenderes. Ein Molotowcocktail vielleicht oder eine Granate. Er hat gehört, dass die Russenmafia Granaten benutzt. Kommt einem ziemlich übertrieben vor. Ah. Na klar. Darum geht’s doch gerade, oder? Übertreibung. Einen Vorschlaghammer zu einem Messerkampf mitbringen. Zur Sportwagenmutprobe mit dem Panzer anrücken. Es geht nicht um Subtilität oder ums Maßhalten. Shem Shem Tsien ist subtil, eine heimtückische Spinne im Dunkeln, ein Lügner, ein Dieb der Hoffnung, einer, der Billys und Joyces umbringt. Ein Mörder alter Damen, der Hunde zu trauernden Hinterbliebenen macht. Ich bin kein subtiler Mann, der Maß hält. Ich bin Crazy Joe Spork, und ich werde dich zu Fall bringen, auch wenn dabei das Haus um uns herum zum Einsturz kommt.
Ja.
Von der Fensterscheibe aus starrt ihn der Mann an, der er von nun an sein muss: der einäugige Wanderer; der Schlachtfeld-Geist, der Fremde, Titan, Mobster, der Engel der Zerstörung.
Ein Mann, der am Ende doch noch dazu in der Lage sein könnte, den Sieg davonzutragen.
»Deine Fluchtroute verläuft durch Irland«, sagt Mercer. »Erst die Fähre, dann ein Flug über Island weiter nach Kanada. Kanada eignet sich wunderbar zum Verschwinden. Es ist so groß und leer. Wenn du in den nächsten paar Stunden aufbrichst, können wir dich außer Landes bringen, bevor die Bienen ankommen. Ich weiß nicht, ob das helfen wird, aber den Versuch ist es wert.«
Joe scheint nicht zuzuhören. Mercer tritt direkt vor ihn, wedelt mit der Hand vor seinem Gesicht. »Hörst du mir zu, Joe?«
»Station Y«, sagt Joe. Mercer hebt die Augenbrauen. Joe nickt. »Okay. Bin gleich bei dir. Hat jemand die Kassette meiner Mutter, die grüne mit dem Geldschlitz?«
Mercer runzelt die Stirn.
Polly kramt eine Weile in Edies Tasche herum und fördert sie schließlich zutage. »Meinst du die?«
Joe nickt und lässt sich von Mercer einen winzigen Schraubenzieher bringen, mit dessen Hilfe das Schloss kein Hindernis mehr für ihn darstellt.
Alte Bilder, Polaroids, mit einem Gummiband eingefasst. Lächelnde Schlossknacker, die ersten echten Mitstreiter aus Mathew Sporks innerem Zirkel. Partys mit Frauen in Babydoll-Kleidern und Männern in Samtanzügen. Ein freizügiges Foto von Harriet, das Joe hastig nach hinten steckt, so lüstern und beunruhigend vollreif sieht sie darauf aus.
Und dann, ziemlich deplatziert, drei weitere Bilder, die eine eigene Gruppe bilden und von einem
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