Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
zusammenbricht und stirbt, geht er davon aus, dass es sich nicht um Gift handelt, und sie klettern an Bord.
    Im Inneren fällt das Licht der Laterne auf zwei Werkbänke. Eine davon ist überladen und bedeckt mit Papieren voll mit inzwischen vertrautem Gekritzel, Reihen von Notizzetteln mit mathematischen Formeln und Resten von Metall sowie anderen, obskureren Substanzen. Die andere ist vollkommen aufgeräumt, beinahe pedantisch. Ein Schraubstock, eine Auswahl von Werkzeugen … Daniel.
    Ja, mein Junge. Dies war mein Platz. Wir saßen Rücken an Rücken und haben gearbeitet. Ich war Zeuge ihrer Frustrationen und ihrer Triumphe, und nie habe ich ihr gesagt, wie sehr ich mich danach sehnte, dass sie zu mir zurückkommen würde, denn ich habe gewusst, dass für mich in ihrem Leben kein Platz mehr war. Oder für Mathew. Oder für dich. Sie war nur noch verzweifelt um eine Wiedergutmachung bemüht.
    Joe streckt die Hand aus und berührt die Bank. Es ist eine Liebkosung, eine Geste der Zugehörigkeit.
    Dann hört er eine Stimme, dreht sich um und erblickt eine Frau aus Licht.
    »Hallo«, sagt die Frau. Sie kommt näher. Ihr Körper ist ein Umriss, wie ein invertierter Schatten. Als er sich umschaut, erkennt Joe, dass sie sich aus hellen Strahlen aus Hunderten kleinen Linsen zusammensetzt, die im Abteil angebracht sind und von einer Säule aus Feuchtigkeit in der Luft reflektiert werden. Ihr Gesicht ist verschwommen. Ganz schwach kann er ihr Profil erkennen, als sie sich zur Seite dreht, und die Umrisse ihres Mundes, wenn sie spricht. Ihre Stimme stammt von einer Aufnahme – die jedoch viel deutlicher ist als die auf Daniels Schallplatte –, und als ihm dies klar wird, kann er ihr auch ihren Namen geben. Frankie Fossoyeur.
    Er betrachtet ihr Äußeres, oder versucht es wenigstens, und verspürt ein flüchtiges Wiedererkennen, während sich das Bild dreht und bewegt. Ob dies jedoch auf alten Erinnerungen an Frankie beruht oder auf den Berichten von Daniel und Mathew, weiß er nicht.
    Die Vision erscheint ihm … nun ja. Nicht jenseitig. Sie ist eigentlich ganz simpel, nur eben brillant ausgeführt. Eine dreidimensionale Laterna-Magica-Show. Ein Hologramm ohne Lasereinsatz. Genau das, was man von einem Genie erwarten würde, das eine Wahrheitsmaschine in Form eines Bienenstocks baut.
    Frankie legt ihren Kopf auf eine Seite. »Ich fürchte, ich weiß nicht, wen ich hier vor mir habe. Ich hoffe, Edie ist dabei. Oder Daniel. Vielleicht auch ihr beide. Vielleicht habt ihr euch ineinander verliebt. Das wäre eine gute Lösung. Mais non . Ich bin grausam. Ich möchte mich entschuldigen, bei euch beiden.
    Es tut mir so leid.« Sie hebt ihre Hand, wischt all das beiseite.
    »Euch ist klar, dass dies nur eine Aufnahme ist. Eine raffinierte. Aber ohne Zweifel ist so etwas inzwischen gar nichts Besonderes mehr, und ich mache gerade einen hoffnungslos altmodischen Eindruck … Bien . Vielleicht ist diese ganze Unterhaltung auch längst nicht mehr vonnöten, und alles ist gut. Aber falls nicht, und da ihr schon einmal hier seid, will ich euch bitten, an meiner Stelle die Welt zu retten. Ich hoffe, dass dies nicht allzu viele Unannehmlichkeiten bereitet.« Sie lacht, dann hustet sie. Es ist die schlechte Art von Husten, die, von der man sich nicht wieder erholt. »Nom de chien …«
    Der Geist stützt sich an etwas ab, das die Kamera nicht eingefangen hat, und seufzt. Das durchscheinende Gesicht neigt sich ihnen in einem Winkel entgegen, der es mit der echten Welt aus dem Gleichgewicht bringt. Joe verspürt das komische Gefühl, dass sie jemanden anschaut, der hinter ihm steht. »Das ist der Moment, in dem ihr Ja sagt«, fügt Frankie hinzu. »Und dann erzähle ich euch, was ihr wissen müsst.«
    Joe wirft Polly Cradle einen Blick zu. Sie nimmt seine Hand und nickt.
    »Ja«, sagen sie gemeinsam. Irgendwo ertönt ein schwaches Klicken. Wechsel zur B-Seite vielleicht.
    Frankie neigt – dreißig Jahre oder länger ist es her – den Kopf. » Bien . Es gibt zwei Dinge, die ich vorausschicken muss, da ich nicht weiß, was gerade vor sich geht. Es gibt ein Gebot und ein Verbot. Wie Daniel sagen würde, ist das innere Wesen der Maschine die Hoffnung, doch tatsächlich verfügt sie über zahlreiche Funktionen, zahlreiche Aspekte, und einer davon ist das Gegenteil der Hoffnung.
    Das Gebot ist ganz einfach. Wenn es noch nicht begonnen hat, müsst ihr den Prozess in Gang setzen. Schaltet die Maschine ein. Die Bienen werden fliegen. Sie werden tun,

Weitere Kostenlose Bücher