Der goldene Schwarm - Roman
Dabei hat es kaum erst begonnen. Du willst das Ding? Den Wasserkocher? Soll ich ihn dir entgegenschleudern? Aber da sind ja noch die Jungs, und die sind zweifellos ganz scharf darauf, dabei zu helfen, mich abzumurksen. Diese Runde geht vielleicht an dich. Dabei weiß Edie sehr gut, und Mr Biglandry wird es soeben klar, dass sie nie vorgehabt hat, den Wasserkocher zu einem anderen Zweck zu nutzen. Sie fegt an ihm vorbei, als er das kochende Wasser in Empfang nimmt. Zurück im Wohnzimmer, geht Bastion gerade jaulend zum Angriff über und beginnt an Georges Fußgelenken zu knabbern. Wer ist der Mann, der kommt, um meine Schlummerstunde zu stören? Kummer komme über dich, der du so kopflos bist, deine Fußgelenke in meiner Reichweite zu lassen! Sieh her! Du sollst hier nicht fortgehen, es sei denn mit einem Fuße weniger, so viel verspreche ich dir.
»Oh, Bastion, Darling, nicht!«, sagt Edie Banister und meint es ganz offensichtlich nicht ernst. Sie lächelt George breit an, der sie finster anfunkelt und dann zu seinem Boss hinüberschaut. Aber Edie ist in Fahrt. Zu langsam, Jungs, bei weitem. Bastion, der unerwünschte Spielgefährte, ist offenbar der Ansicht, dass James die schmackhafteren Beine hat. Er schnappt nach ihnen, und sein einziger fester Zahn bohrt ein hässliches Loch in James’ Wade. Ich möchte meinen, dass das mächtig wehtut , überlegt Edie, während James flucht. Er tritt mit seinem Fuß aus, aber Bastion kennt dieses Spiel zur Genüge und hat bereits am anderen Bein zugeschnappt. James müsste sich schon selber treten, und nur wenige Menschen … nein. Nein, James ist tatsächlich so dämlich. Er ist jetzt ziemlich weiß im Gesicht. Es ist erstaunlich, wie weh man sich mit der eigenen Schuhspitze tun kann. Bastion, der seinen Sieg ahnt, dreht sich mehrmals im Kreis und nimmt schnuppernd Witterung von Mr Biglandry auf. Nein, Darling, der spielt nicht in deiner Liga. Aber Bastion ist Jäger und mehr als das. Sein bisheriger Auftritt hat Père Biglandry nervös genug gemacht, um nun zurückzuweichen und Edie mit der Fassungslosigkeit des Nicht-Hundebesitzers anzuschauen: Hören Sie mal, Lady, bringen Sie diesen Hund unter Kontrolle, sonst hetz ich Ihnen die Polizei auf den Hals!
Als würdest du das tun, verdammt.
Edie flüchtet sich ins Schlafzimmer und greift, zwischen den Rüschen und Spitzen, in ihre Unterwäscheschublade und sucht Geheimwaffe Nummer zwei. Jawohl, Schlüpfer! Genau die brauch ich. Und genau die hätte ich verdammt noch mal damals gebraucht, anno ’59. Ich hätte in etwas Bequemeres schlüpfen sollen – bei dem Anblick hätten sie mich doch auf Händen zur Polizei getragen und sich selbst ausgeliefert … aber wenn sie ehrlich ist, muss sie zugeben, dass es selbst anno ’59 nicht so abgelaufen wäre. Korsett. Pumphose. Strumpfhose. Kniestrümpfe, wie ich euch verachte. Wollene Leggings – eine Schande. Edie Banister, der einstige Stolz der Truppe, eingehüllt in verdammte Wollunterwäsche und so attraktiv wie ein Toastständer. Harte Zeiten. Hüftgürtel, das kommt der Sache schon näher; Strumpfbänder und Nylonstrumpfhosen und Spitze, ach herrje! Und nun, da ich meine Erinnerungen allesamt auf den Boden geschmissen habe, wo ist denn das gottverdammte Teil, das ich hier suche? Denn wenn ich es in eine andere Schublade getan haben sollte, können wir davon ausgehen, dass ich gleich das Zeitliche segnen werde . Aber da liegt der gesuchte Gürtel auch schon in ihrer Hand, kühl und dick – braunes Leder und ein merkwürdiger, uralter Geruch. Sie reinigt ihn einmal im Monat, überprüft ihn, so wie die meisten Leute es mit ihren Konten machen. Und einmal – Edie Banister grinst –, einmal hat sie ihn als Reizwäsche getragen zur absoluten Hingabe und Lust ihres Liebhabers und, das muss sie zugeben, auch zu ihrer eigenen.
Mr Biglandry reißt mit einer sehr ungeduldigen Hand die Tür zu Edies Boudoir auf. Er hat den Hammer erhoben, um ihren Kopf in so viele Einzelteile wie möglich zu zerschlagen. Warum ein Hammer?, fragt sich Edie. Vielleicht weil es so unprofessionell, so grobschlächtig wirkt. Alle werden nach einem Irren fahnden – und man findet ja immer einen, wenn man lange genug sucht. »Es ist höchste Zeit, du verdammte alte Schachtel«, sagt Mr Biglandry, wütend über die Verzögerung. »Fuck! Es ist höchste Zeit.«
»Ja«, sagt Edie Banister. »Das glaube ich auch.« Und sie dreht sich um und hält ihm, ausgestreckt mit beiden Händen, ihren Revolver
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