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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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gewesen. »Keine Gefangenen«, hatte er befohlen. »Tötet sie alle!« Angst saß Conall nun im Nacken. All sein Hass auf den Maréchal war unwichtig, nur seine Liebe zu Isabelle zählte. Kilkenny war ihr Heim, und sie fühlte sich dort sicher. Auch wenn er sie niemals besitzen würde, so durfte sie doch nicht sterben. Sie sollte leben, lachen und ihre Kinder aufziehen!
    * * *
    Guillaume hatte Mühe, Isabelles Abscheu zu verstehen. Lady de Braose hatte sich trotz des Neides, der in der Tat zuweilen in ihren Augen glitzerte, stets freundlich gezeigt. Ihr Gatte war ein recht geschickter Taktiker und überaus kurzweiliger Mensch, der gern etwas Amüsantes zum Besten gab. Echte Gefahr aber sah Guillaume nicht von ihnen ausgehen. Es hatte bislang nie einen Anhaltspunkt dafür gegeben, dass sie gegen ihn intrigierthatten. Gewiss, die beiden waren überaus ehrgeizig, doch war er selbst das nicht auch? Ohne den ausdrücklichen Wunsch, zu reüssieren, wurde man schnell übervorteilt und von anderen überrannt. Erfolg, Geld und Macht kamen nun einmal zu dem, der sie begehrte und danach strebte, seinem König zu gefallen. Dass Matilda de Braose John so verärgert hatte, war darum äußerst unklug gewesen. Überheblichkeit mochte man ihr deshalb vorwerfen und ganz sicher mangelnde Beherrschung, vielleicht sogar Dummheit – doch Verschlagenheit? Guillaume schüttelte den Kopf und sah nach oben. Tiefe Wolken hingen am Himmel und ließen Regen erwarten.
    Er hätte Lord und Lady de Braose nicht begleiten müssen, doch es war eine Frage der Höflichkeit gewesen, sie zumindest bis an die Grenzen seines Landes zu eskortieren. Ein paar seiner Soldaten würden die beiden von dort aus bis zu den de Lacys geleiten, damit ihnen kein Leid geschah. Mehr hatte er nicht tun können, wollte er nicht den Zorn seines Königs und seiner Liebsten erdulden. Nun, da Lady Matilda fort war, schwebte Isabelle gewiss wieder wie ein Engel durch die Burg, lächelte, prüfte, zählte, bestimmte, tröstete, erklärte und gab Anweisungen. Für gewöhnlich hatte sie ihre Augen überall und schien an mehreren Stellen gleichzeitig sein zu können. Niemand konnte einen Haushalt besser führen als sie. Isabelle war durchaus streng, aber sie war auch gerecht und zürnte niemandem lange. Sie kannte jeden auf der Burg mit Namen, vom einfachen Tagelöhner bis hin zu den Gehilfen im Backhaus oder in der Küche; sie wusste, wer von den Knechten, Dienern und Mägden verheiratet war, wer Kinder hatte oder ein krankes Familienmitglied, und erkundigte sich stets nach ihrem Befinden. Sie half, wenn Not zu lindern war, und hatte stets ein offenes Ohr für die Belange anderer, darum liebten sie alle, nicht nur er.
    Guillaume strich sich über den Nacken und warf einen Blick über den Nore, dem sie schon eine Weile folgten. Seit er nach Irland gekommen war, tat er sein Möglichstes, um für Frieden zu sorgen, doch es war nicht leicht, mit den starrköpfigen Baronenzurechtzukommen. Meilyr war zwar seit Anfang des Jahres seines Amtes enthoben und konnte ihm darum keine Schwierigkeiten mehr bereiten, doch seine Lords waren noch immer nicht alle unter Kontrolle gebracht. Verbündete, das wusste Guillaume, waren der wichtigste Schlüssel zur Befriedung von Leinster, darum hatte er Sauqueville, Bloet, Evreux, Erlée und Hose mit Gütern rund um Kilkenny belehnt. So konnte er ihnen für ihre guten Dienste danken und zugleich die Sicherheit der Burg erhöhen, die so deutlich weniger Gefahren ausgesetzt war. Zu viele Barone hatten versucht, ihn zu hintergehen. Leinster brauchte einen starken Mann an der Spitze, und der wollte er sein. Aus diesem Grund würde er nun noch einigen seiner Güter einen kurzen Besuch abstatten, denn kaum etwas war wichtiger, als Präsenz zu zeigen.
    Die frische Brise, die vom Wasser her wehte, trieb ihm einen heftigen Schauder über den Rücken, und mit einem Mal war es wieder da, dieses merkwürdige Gefühl in seinem Nacken. Seine Hand fuhr unwillkürlich darüber. »Wir werden noch heute nach Kilkenny zurückkehren!«, befahl er aus heiterem Himmel und wendete sein Pferd.
    Jean d’Erlée, der neben ihm geritten war, machte halt und gab den Befehl an die wenigen Männer weiter, die sie begleiteten. Guillaume hatte seinem Pferd inzwischen die Sporen gegeben, und Erlée hatte Mühe, ihn einzuholen. »Mylord!«, rief er. »Was ist geschehen? Ihr seid weiß wie ein Leintuch, ist Euch nicht wohl?«
    »Ein ungutes Gefühl, mein Freund. Lass uns so schnell wie

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