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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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entdeckte, wie die beiden Flecken in ihrem Gesicht auf einmal verschwunden waren. Stattdessen war ihre Haut wieder von jener vornehmen Blässe, wie sie nur wenigen schönen Frauen stand.
    »Gwyn Carlisle, sagt mir nie wieder solch Schmutz wider meine Ehre als Witwe des ehrwürdigen Randolph Borden. Ihr seid nur einer von vielen hier im Hause. Ich erbe alles Gut, das sei gewiss. Ich erbe nicht Eure Dreistigkeit.«
    »Wenn ich Euch gekränkt, so verzeiht mir«, engegnete Gwyn kühl.
    »Ich dachte, Ihr liebtet mich?«, fragte Agnes.
    Gwyn schwieg und sah die Frau an. Er war aufgewühlt wie lange nicht mehr. Er verspürte für einen Moment eine große Lust, sie mit weiteren bösen Worten noch mehr zu demütigen, sich damit frei zu machen von jenem nagenden Schmerz, der seit dem Begräbnis des Borden immer stärker geworden war. Aber ihr Anblick versöhnte ihn. Wie immer. Er würde dieser Frau niemals Böses tun können, weder mit einem Wort noch in einer Tat.
    »Nun, seid Ihr verlegen um eine Antwort?« Es klang ein klein wenig streng.
    Gwyn neigte den Kopf, verbeugte sich kurz und antwortete. »Ja, Agnes, ich lieb Euch sehr.«
    Sie lächelte bei seiner Antwort, und es war wieder jenes Lächeln, das auf ihn solch eine Wirkung hatte.
    Sie griff zwischen all die Papiere und zog ein Pergament hervor. Es war wie ein Brief zusammengefaltet. Sie öffnete das Dokument und schob es ihm hin.
    »Beweist es mir! Setzt Euren Namen hierhin«, sagte sie und deutete mit der Fingerspitze an den Rand des Dokuments.
    Gwyn trat näher.
    »Was ist dies?«, wollte er wissen.
    »Eine Erklärung. Sie sagt, dass Ihr mich zum Weibe nehmt. Nach dem Gesetz.«
    Gwyn schüttelte verblüfft den Kopf. »Agnes, … ich soll Euch einen Ehemann geben?«
    Sie lächelte ihn erneut an, wobei sie eher amüsiert dreinsah.
    »Aber Ihr sagtet selbst, Ihr seid mir zugetan«, antwortete sie fröhlich.
    »Wohl, aber …«
    Er schüttelte verwundert den Kopf und versuchte, etwas zu sagen. Sie winkte ab und kam ihm zuvor. Sie erhob sich, schritt an ihm vorbei bis zur Türe. Dort wandte sie sich um und sprach.
    »Hört zu, Gwyn. Mein Gemahl hat Euch geliebt, als wärt Ihr sein eigen Fleisch und Blut. So sehr, dass ich Eifersucht verspürte. Welch Posse, nicht wahr?« Sie machte eine Handbewegung. »Hier sei Euer Platz. Hier werdet alt, und hier seid Erster in diesem Hause. Was ich Euch biete, biete ich Euch als reiche Bürgersfrau. Ihr geht ein mit mir die Ehe. Tut Ihr dies, wird der Rat der Zehn Euch zum Meister benennen. Dies ist so Brauch.«
    »Die Sache schmeckt nach einem Handel.«
    »Wenn Ihr sagt, Ihr liebt mich, ist dies kein Handel. Nur ein Versprechen.«
    »Sprecht, Agnes, warum wollt Ihr mein Weib werden? Der Meister ist erst Tage tot.«
    »Ich will Euch, mein Leib will Euch, und mein Verstand will Euch auch. Dieses Haus, der Besitz, der Name. All dies ist eine prächtige Mitgift. Dies geb ich gerne her. Viele Faber werden um meine Hand bitten. Aber ich hab mich entschieden.«
    »Ihr habt Euch entschieden? So wie Ihr sprecht, habt Ihr dies schon vor langer Zeit getan. Agnes, mir scheint, Ihr habt Euch mehr versündigt, als unsre Buhlschaft allein es vermochte.«
    »Ach, Ihr redet wie ein Mönch. Die Zeit eilt.«
    »Warum, bei allen Heiligen?«
    »Gwyn, Schafskopf! Unsre vielen Nächte bleiben nicht ohne Wirkung.«
    »Ihr … ein Kind?«
    »Jawohl! Versteht Ihr jetzt meine Eile?«
    Gwyn wurde ein wenig schwindlig. Er merkte, wie der Ereignisse auf einmal ein wenig viel wurden. Und seine Gedanken schienen ihm davonzueilen. Er holte tief Luft, schon um das lästige Schwindelgefühl zu vertreiben.
    »Ein Kind von mir?«
    Sie nickte, und er sah ihr die Freude darüber an.
    »Was ist, wenn ich Euch nicht mehr zugetan?«
    »Dann verlass ich Euch und gehe fort, nach Caerphilly. Das Haus dort ist groß. Aber mein Herz hofft, dass es niemals so weit kommen wird. Es wird sich hier nichts ändern.«
    »Weib, was treibt Euch so?«
    Sie trat von der Türe weg erneut ein paar Schritte zu ihm.
    »Ihr werdet der größte Goldschmied der Christenheit sein. So sagte es mein Gemahl. Er sagte auch, dass Euer Talent für Generationen reichen wird. Mit Eurer Hilfe wird dieses Haus nichts von seiner Größe verlieren, sondern noch dazugewinnen. Wenn Namen längst Erinnerung sind, wird man noch vom Hause Carlisle sprechen. Schenkt mir Kinder, davon wenigstens einen Sohn, der dieses Haus weiterführt in jener Tradition.«
    »Gebt mir Bedenkzeit, Agnes.«
    »Das tu ich

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