Der Gott des Krieges (German Edition)
Kverian, „Ihr wart nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Unsere Völker sind zwar nicht verfeindet, doch Verbü n dete sind wir längst nicht mehr.“
„Selbst ihr lasst unser Volk im Stich. Zhymara steht allein da.“ Ahmarzans Stimme war von schierer Ve r zweiflung geprägt. „Wir brauchen Verbündete für den Kampf gegen Majunay. Selbst der König Kanochiens lehnte unsere Gesuche ab. Daraufhin nahm ich am Kampf um den Titel des Löwen von Kanochien Teil, um auf di e se Weise die verdiente Aufmerksamkeit zu erlangen. Was können wir nun noch anderes tun, als durch Blutvergi e ßen unserer Stimme Gehör zu verschaffen?“
„Tut was ihr wollt“, gab Kverian zurück, „mir ist es gleich. Die Gründe für unseren Aufenthalt in Kanochien sind zweierlei.“
„Was ist los mit dir, Nordmann? Prahltest du nicht vor dem Mann aus dem Westen mit deiner Bereitschaft, das Blut der Gäste zu vergießen?“
„Es geschah nur, um Larkyen zum Kampf zu bew e gen“, erklärte Kverian. „Um ihn geht es hier, und er ist nicht nur ein einfacher Mann.“
„Was ist er dann?“ fuhr der Südländer dazwischen. „Was ist das für ein Krieger, der dich, Kverian, einen Kriegsschamanen Kedaniens, wie ein Balg durch die Luft wirft?“
„Er ist kein Mensch“, erklärte Kverian, „für manche ist er sogar ein Gott. Und er wird eure Leben fressen, wenn ihr die Waffen gegen den Stamm der Oyenki e r hebt!
Ich trat ihm nur gegenüber, um zu prüfen, ob er auch wirklich der Gesuchte ist.
Von höchster Instanz erhielt ich den Auftrag, ihn zu finden. Und seit heute habe ich Gewissheit.“
„Der letzte der vier Stürme.“ Der Südländer starrte zu der Blitzrune auf Kverians Stirn.
„Ja“, zischte Kverian, „er ist es, der Larkyen ve r langt.“
Ahmarzan nickte nur und sprach: „Dann leb wohl, Kriegsschamane. Ich werde mit meinen Männern beraten, was nun zu tun ist.“
Die sieben Zhymaraner verließen das Zelt.
Einen Moment lang erwog Larkyen den Gedanken, A h marzan und seine Landsleute zu verfolgen und noch he u te Nacht auszulöschen, um jedwede Gefahr für den Stamm der Oyenki abzuwenden. Doch war es gerecht, über jene zu richten, die zwar von Unrecht gesprochen, es jedoch nicht begangen hatten? War jede Drohung bereits einen Tod wert?
Larkyen wollte seine Hoffnung darauf setzen, dass die Südländer Kverians Warnung ernst nahmen.
Mochte der Drang nach Selbsterhaltung und der Wille zu leben jene Männer Zhymaras davon abhalten, Blut zu vergießen.
Auch Kverian trat hinaus, und Larkyen folgte dem Kriegsschamanen. Er gierte danach, weitere Informati o nen von den Kedaniern zu erhalten und blieb als lebender Schatten stets in ihrer Nähe.
Die Nordmänner zechten, aßen und sangen Lieder von Kampf und Eroberung. Im Vergleich zu seinen Landsle u ten verhielt sich Kverian jedoch sehr zurückhaltend. Im vernarbten Gesicht des Kriegsschamanen regte sich keine Miene.
Plötzlich verließ Kverian die anderen Kedanier. In e i nigem Abstand zum Lager suchte er sich einen offenen Felsvorsprung. Die Silhouette des muskulösen Krieg s schamanen zeichnete sich vor einem bleichen Vollmond ab. Seine Augen schienen die Dunkelheit der Nacht durchdringen zu wollen.
Larkyen, der nur wenige Schritte hinter dem Nor d mann stand, ließ ihn in dem Glauben, allein zu sein.
Kverian begann in die Dunkelheit zu sprechen: „Erh ö re mich, Gott des Krieges, höre meine Stimme, Nordar! Ich bin Kverian von den Kedaniern, der zu dir spricht.“
Daraufhin erklangen Wortfetzen im Wind. Zu Anfang war es nur ein Wispern, dann sprach eine kehlige Sti m me: „Was willst du, Kriegsschamane?“
„Ich habe meinen Auftrag erfüllt“, erklärte Kverian. „Ich habe den gefunden, den du suchst.“
„Larkyen!“ donnerte die Stimme.
Larkyen fuhr zusammen, und eine furchtbare Ahnung beschlich ihn.
„Ja“, sagte Kverian. „Mit eigenen Augen habe ich das Mal der schwarzen Sonne auf seiner Haut gesehen. Und er trägt das von dir geschmiedete Schwert. Er ist der, den du verlangst. Er ist der Bezwinger Boldars.“
„Du hast ein gutes Werk vollbracht, Kriegsschamane. Erwarte meine baldige Ankunft.“
„Es wird mir eine Ehre sein, dich hier mit meinen Männern willkommen zu heißen“, sagte Kverian. „Wir alle sind dir treu ergeben.“
„Aus Frieden wird Krieg!“ donnerte die Stimme, und ein Sturm schien über den Felsen hinwegzufegen.
Als wieder Stille eingekehrt war, trat Kverian an dem Kind der schwarzen Sonne vorbei und ging
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