Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
befinden sich genau vierhundertvierundzwanzig Goldmünzen in der Truhe.“
„Zählt die Anzahl der Münzen laut vor, sodass ein jeder sie hören kann! Niemand soll an meinem Sieg zweifeln!“ Sicons Gesicht war hochrot und seine Stimme bebte vor Empörung.
„Wie Ihr wünscht, Mylord.“ Der Diener nahm stets eine der Goldmünzen in seine Hand und packte sie in die danebenstehende, leere Truhe. Der Schreiber notierte für jede Münze einen Strich auf seiner Liste und las ihre derzeitige Menge laut vor. „Eins, zwei, drei, …, vierhunderteinundzwanzig, vierhundertzweiundzwanzig, vierhundertdreiundzwanzig.“
„Habt Ihr gehört?“, schrie Sicon erfreut auf. „Ich habe es Euch doch gesagt. Ihr habt verloren.“ Sein Diener sprach, zu leise, als dass es jemand verstand. „Was hast du soeben gesagt? Spricht lauter! Ein jeder soll über das Ergebnis erfahren!“
Der Diener schluckte. „Wie ihr wünscht Mylord. In der Truhe befinden sich Vierhundertvierundzwanzig Goldmünzen, mein Herr!“
Azur hatte gewonnen.
KAPITEL 3
WAHRE LÜGE
Das Volk jubelte über Azurs Sieg, doch Sicon weigerte sich, diesen zu akzeptieren. Nie wieder würde er zulassen, dass jemand ihn beschämte, wie sie es früher taten, bevor er zum Statthalter ernannt worden war. Er hatte zu lange und hart dafür arbeiten müssen, dass Leute ihn respektierten und sich vor seiner Macht fürchteten, statt sich über ihn lustig zu machen und ihn zu verspotten. Endlich hatten die bitteren Jahre der Pein der Vergessenheit angehört, bis Azur kam. Aber Sicon war ein anderer geworden. Über ihn würde sich keiner mehr lustig machen, denn er wusste, was er konnte und für seine Niederlage gab es nur eine Begründung.
Sicon ging zum Diener und packte ihn am Kragen. „Du musst dich verzählt haben. Ich weiß, dass es vierhundertdreiundzwanzig Münzen sind! Beginne noch einmal von vorne, doch diesmal machst du es richtig!“
„Lord Sicon.“ Azurs Stimme klang zuckersüß. „Ihn zu beschuldigen hilft Euch nichts. Ihr habt die Wette verloren. Den Diener trifft keine Schuld. Er hat laut genug gesprochen, sodass jeder mitzählen konnte.“
Zu Sicons Bedauern waren Azurs Worte wahr. Weder der Diener noch ich haben bei der Zählung einen Fehler gemacht und dennoch ist mein Ergebnis falsch. Sicon ging ein Licht auf. Azur! Es ist seine Schuld. Als er die Schulden des Wirtes beglichen hat, muss er drei Goldmünzen hineingelegt haben, anstatt der verlangten zwei. Deshalb ließ er mir auch so bereitwillig den Vortritt, damit ich ihm die Zahl der Münzen vorsage. Sicon kochte vor Wut. Dass dieser Niemand es wagte, ihn vor dem Volke zu bloßzustellen, ihn durch einen miesen, kleinen Trick zu beschämen. „Ihr habt mich betrogen!“ Mit seinem Finger zeigte er auf Azur. „Hängen sollt Ihr! Jetzt, sofort! Ich will diesen Betrüger hängen sehen!“, befahl er seinen Wachen. Sicon erboste es, dass seine Männer einander verwundert anschauten. Dachten sie etwa, Azur hätte gewonnen? Bildeten sie sich ein, dass es meine Ehre eines Mannes schmähte, wenn ich dieses trügerische Ergebnis nicht akzeptiere? Es war ihre Pflicht, ihrem Herren zu dienen. Das vermaledeite Volk zögerte natürlich nicht und ließ seinem Unmut freien Lauf. Diese Kreaturen wagten es. Ein Stein zischte knapp an Sicons Kopf vorbei.
„Lasst ihn frei!“, schrien die Leute.
Die Soldaten erhoben ihre Schilde und stellten sich schützend vor ihren Herren. Es wurde auch Zeit!
„Mylord, Ihr müsst verschwinden“, sagte der Hauptmann.
„Erst, wenn dieser Mann hängt!“ Sicon konnte nicht fort. Nicht solange, bis er an Azur ein Exempel statuiert hatte.
Ein Stein flog durch eine Lücke zwischen den Schilden und traf Sicon, was ihn weiter anstachelte. Ein zweiter Stein, diesmal Handteller groß, erwischte ihn an seine Schulter. Er schrie vor Schmerz laut auf und hielt sie sich stöhnend. Das Geschrei der Leute, die Pflichtverletzung seiner eigenen Männer, all dies machte ihn noch furioser. „Wer von denen war das? Bringt ihn mir herauf. Auch er soll gehängt werden!“
„Wir sind machtlos, Mylord. Ihr müsst fliehen. Wir können Euch nicht mehr länger schützen“, brüllte der Hauptmann. „Rasch! Kommt, bevor es zu spät ist. Eure Kutsche steht bereit.“
Die Aufständischen kämpften mit den Wachen und zogen sie von der Bühne herunter. Verletzte Soldaten wurden einfach niedergetrampelt. Immer weiter drangen sie nach vorne. Die ersten Männer stürmten bereits die Bühne. Es
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