Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
„Lang ist es her, seit mich jemand Mylord nannte.“ Er klopfte nachdenklich mit seinem Finger auf der Tischkante. „Doch nennt mich lieber Numenez. Titel sind doch nur Schall und Rauch.“
„Wie Ihr wünscht, Herr Numenez. Mich nennt man Azur Eichenschild.“
„Euren Namen hatte ich schon gehört, doch es freut mich sehr, dass Ihr ihn mir selbst nennt.“ Er räusperte sich. „Sollte ich das Spiel auf dem Fest des Königs mit Eurer Hilfe tatsächlich gewinnen, braucht keiner von uns sich mehr Sorgen um die Zukunft machen.“
Was wusste Numenez schon? Azur begehrte einzig und allein, seine geliebte Frau in den Armen zu halten. Gold würde ihm dabei nicht helfen. Die Drachenträne könnte es vielleicht. Für ihn ging es bei dem Fest vor allem darum, die Geheimnisse seiner Vergangenheit zu klären.
„Doch ich muss Euch eines gestehen.“ Numenez hielt einen Moment inne. „Bisher hat noch niemand das Spiel des Königs gewonnen. Mit Eurer Hilfe jedoch wird sich dies ändern, dessen bin ich mir sicher.“
„Was geschieht mit den Verlierern?“
„Der Verlierer muss einen erheblichen Preis zahlen, den schon so manchen Lord in den Ruin trieb. Glaubt mir, ihr wollt nicht in der Gnade des Königs stehen, denn er besitzt keine.“
Dies war Azur nur allzu gut bekannt. Nie ging es um weniger als sein Leben, doch würde er es aufs Spiel setzen, solang er seine Frau nicht an seiner Seite wusste. „Erzählt mir mehr von der Drachenträne, um die es geht. Sagt mir alles, was Ihr darüber wisst.“
„Sie hat es Euch angetan, nicht wahr? Verständlich, denn viele Männer mordeten schon, nur um sie in den Händen zu halten und der König selbst gehört dazu. Seitdem er sie besitzt, hatten nur einige wenige die Chance, sie von weitem zu sehen, heißt es, von berühren ganz zu schweigen. Manche sagen, der Kristall sei so groß wie ein Wachtelei, andere behaupten, man könnte ihn nicht einmal mit der eigenen Hand umschließen.“ Vergnügt ließ Numenez seine Faust auf die Tischplatte sausen. „Nur eine Sache ist gewiss. Sie ist so wertvoll wie ein ganzes Königreich!“
Einer der Zecher torkelte auf den Ausgang zu. Er lallte Unverständliches und Azur wunderte sich, dass der Trunkenbold sich überhaupt noch aufrecht halten konnte. Es war leer geworden in dem Wirtshaus.
„Die Reihen lichten sich. Bei Sonnenanbruch reiten wir los. Bis nach Braguhm ist es ein weiter Weg. Ich habe noch einiges zu erledigen, bevor wir aufbrechen. Bis später, mein Freund. Und seid pünktlich.“
„Gehabt Euch wohl“, verabschiedete Azur ihn.
Numenez ging hinauf zu den Zimmern. Azur verweilte still auf seinem Platz. Er kostete die Vorstellung aus, seiner Frau wieder einen Schritt näher gekommen zu sein. Bald würde er den nächsten Hinweis in seinen Händen halten. Es dauert nicht mehr lange! Zumindest wollte redete er es sich ein, blieb ihm doch nichts anderes übrig, als das Beste zu hoffen. Müde rollte er sich auf der Bank zusammen.
„Aber Ihr könnt doch nicht hier schlafen!“, protestierte der Wirt. „Folgt mir! Euch gebührt das beste Zimmer.“
Azur schrak auf und erhob sich. „Wie Ihr wollt, aber weckt mich bevor der Morgen dämmert.“ Der Wirt nickte eifrig.
Wie er es versprach, weckte er Azur pünktlich, sodass er und Numenez bereits ihre Pferde anspornten, als die ersten Sonnenstrahlen sich über den Horizont erhoben. Gemeinsam verließen sie die Stadt, ritten hinaus in die Weite des Königreichs, durchstreiften Wiesen und Täler, durchquerten Flüsse und Pässe. Auf dem Rücken des Pferdes blieb Azur viel Zeit nachzudenken. Wenngleich er nichts mehr über sein früheres Leben wusste, so war er sich doch sicher, dass seine geliebte Frau auf ihn wartete. Irgendwo da draußen lebte sie. Er wusste nur nicht wo. Es ist, als würde ich versuchen den Wind einzufangen. Er fühlte ihn in seiner Hand, doch egal was er tat, er konnte ihn nicht greifen.
Numenez stimmte ein Lied an. Die Melodie war eine fröhliche, ganz lieblich. Azur freute sich über die Ablenkung, die ihn aus seinen trüben Gedanken riss. Leise ließ Numenez schließlich den Gesang ausklingen.
„Ihr kennt dieses Lied nicht, oder?“, fragte er.
„Nein.“ Azur schüttelte bedauernd den Kopf. Wie denn auch, wenn keine seiner Erinnerungen ihm geblieben war. „Ich kenne nicht viele Lieder.“
„Es handelt von einem kleinen Vogel, der in die weite Welt hinausflog, ganz wie wir es tun. Jeder in Zantis kennt dieses Lied, singen Mütter es doch ihren
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