Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
bezwecke. Ihr müsst wissen, dass es sich nicht um einen normalen Maskenball handelt, wenngleich dort auch getanzt wird. Denn das Ende der Veranstaltung wird von einem besonderen Spiel des Königs gekrönt. Einmal war es ein Rätselgedicht, das nächste Mal ein Wettkampf im Bogenschießen. Doch eines blieb stets gleich: Zu gewinnen gab es immer so reichlich, dass es selbst die kühnsten Träume übersteigt.“
„Dennoch lehne ich Euer Angebot ab, mich verlangt es nicht nach Gold und Ruhm.“ Azur stand auf und wollte fortgehen, doch der Bettlerkönig packte ihn am Handgelenk.
„Wartet einen Moment! Ich wusste gleich, dass Ihr Euch nicht für dergleichen Tand interessiert.“ Sein Blick wanderte kurz nach rechts und dann nach links. Erst als er sich sicher war, dass niemand in der Nähe war, um sie zu belauschen, fuhr er fort: „Was wäre, wenn ich nicht von Gold, sondern von etwas ganz Besonderem redete? Von etwas Einzigartigem?“ Der Bettlerkönig holte ein zerknülltes Stück Pergament hervor und breitete es vor Azur aus. Darauf zu sehen war die Zeichnung eines Kristalls. Für einen Augenblick weiteten sich Azurs Augen, was wohl auch der Bettlerkönig bemerkte. „Man nennt ihn die Drachenträne des Königs. Stellt Euch nur vor, Ihr könntet sie in Euren Händen halten. Wäret Ihr in dem Fall noch immer dagegen, mich dorthin zu begleiten?“
Das war der Kristall aus seinem Traum! Jedes Detail, alles stimmte. Azur wollte sich die Chance nicht entgehen lassen, mehr darüber zu erfahren, schließlich könnte dies die einzige Chance sein, die sich ihm dazu bot. „Erzählt mir mehr über die Drachenträne.“
„Nicht so laut, Ihr Narr“, ermahnte ihn der Bettlerkönig erschrocken und versteckte hastig das Pergament in seine Tasche. „Über Geheimnisse spricht man am besten leise, sofern man wünscht, dass sie weiterhin eines bleiben. Wenn ich Euch mehr über den Kristall erzählen soll, dann bleibt schön hier sitzen und nehmt zunächst einmal mein Angebot an. Denn eine Hand wäscht die andere. Wenn Ihr mir nicht helft, erzähle ich Euch kein Sterbenswörtchen über die Drachenträne.“
„Gebt mir bitte einen Augenblick Bedenkzeit“, bat Azur.
„Wie Ihr wünscht.“
Was tun? Azur wollte das dubiose Gebot nicht annehmen, doch dieser Kristall war der einzige Hinweis auf seine Vergangenheit Dieser Mann bietet mir eine Chance, etwas über meine Vergangenheit herauszukriegen. Soll ich sie wirklich ablehnen, weil vielleicht Gefahr droht? Habe ich mir nicht geschworen, meine geliebte Frau so schnell wie möglich wiederzufinden? Gefährlich wird meine Reise bleiben, mit dem Bettlerkönig oder ohne. Azur seufzte. „Ihr lasst mir keine andere Wahl, als Euer Angebot anzunehmen, doch was versprecht Ihr Euch von mir?“
Der Bettlerkönig lächelte mit dem wohl breitesten Grinsen, das Azur sich auch nur vorstellen konnte und wies auf die Bank. „Setzt Euch erst einmal.“ Azur nahm Platz. „Ich sollte damit beginnen, Euch meinen Namen zu nennen, bevor ich fortfahre. Mein Name ist Lord Numenez von Steer.“
„Ihr seid von hoher Geburt? Nun, dass Ihr kein Bettler seid, habe ich mir schon gedacht.“ Aber ein Adliger? Der Mann erschien Azur mit jedem Augenblick mysteriöser.
„Ohne die prunkvollen Gewänder und goldenen Ringe sieht man den wenigsten ihre Herkunft an, nicht wahr?“
„Erlaubt mir also eine Frage, tragt Ihr etwas bei Euch, das bestätigen könnte, was Ihr sagt?“
„Dachte ich mir schon“, antworte Numenez. „Ihr seid nicht der Mann, der jemandem leichtfertig Glauben schenkt. Euren Beweis sollt Ihr bekommen.“ Er griff in seine Tasche und zog einen goldenen Ring hervor, auf dem ein Drache eingraviert war.
„Es ist das gleiche Zeichen, das auch der Statthalter und seine Wachen trugen“, stellte Azur fest.
„Nicht ganz!“, Numenez schüttelte den Kopf „Seht her, der Kopf des Drachens reckt sich in die Luft. Dieser Ring ist nicht Sicons. Er ist mein persönliches Siegel. Nur die bedeutendsten Lords erhalten eins vom König. Und dieser wird uns Zutritt zum Maskenball gewähren.“
Azur drehte den Becher mit Würzwein in seinen Händen. Auch der Ring bewies nichts, er konnte gestohlen sein. Aber er glaubte Numenez, dass darin das Siegel eines hohen Lords eingraviert war und dass er ihm damit Zugang zu dem Kristall verschaffen konnte. „Ihr habt mich überzeugt. Auf Euer Wohl, Mylord.“ Er hob den Gewürzwein an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
Numenez seufzte laut.
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