Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
berührte. Alles um ihn herum verschwamm, bis nur noch Dunkelheit blieb. Azur sah an sich hinab. Er trug ein Gewand, das er nicht kannte. Es war vollkommen Weiß, wie die Unschuld selbst. Und er hielt etwas in seinen Händen. Seine Finger umklammerten den Griff eines golden verzierten Schwertes. Die Schneide war auf ihn gerichtet. Sie durchbohrte seine Brust. Blut quoll aus der Wunde, breitete sich aus und färbte den Stoff in ein tiefes Rot. Er hörte Rufe aus der Ferne. Sie wurden immer deutlich, als er sich plötzlich wieder im Zelt wiederfand.
„Azur? Geht es Euch gut? Ihr seht blass aus.“
Es waren Legatios Worte. Mit festem Griff packte er ihn an den Schultern.
„Ich muss mich nur kurz hinsetzen, mir ist ein wenig schwindelig.“
„Allerdings! Ihr wäret umgefallen, hätte ich Euch nicht gehalten.“ Legatio half ihm auf die Liege.
„Und Euer Kampf?“, fragte Azur erschrocken. „Ist er schon vorbei?“
„Nein, er beginnt jedoch gleich. Soll ich jemanden holen, der sich um Euch kümmern?“
Azur rappelte sich auf. „Euer Angebot ehrt mich, aber jetzt ist es höchste Zeit, dass ich mich darum kümmere, dass Eure Rüstung sitzt. Zu dumm, dass ich die Riemen gelöst hatte.“
Azur zog ihn seinen Brustpanzer über und festigte die Riemen. Legatio blickte ihn bei jedem Schritt besorgt an. Die Fanfaren erklangen als Azur am letzten Scharnier nestelte. „Geschafft! Und nun lauft!“, drängte er.
Mit schweren Schritten ging Legatio hinaus. Azur war wieder sich selbst und seinen Erinnerungen überlassen. Er rieb seine Hände aneinander, um die Eiseskälte in sich zu vertreiben, aber seine Glieder fühlten sich steif an, vollkommen taub. Den Tod spürte er noch immer in seinem Körper verweilen.
Ich habe mich wahrhaftig ermordet. Stets hat Azur gehofft, dass es nicht so wahr, doch jetzt konnte er es nicht mehr leugnen. Die Verzweiflung packte ihn erneut. Seine Hände begannen zu zittern. Es gab einen Grund und solange es diesen gab würde er es wieder tun. Ich darf mich dieser Verzweiflung nicht hingeben, nicht noch einmal. Ich bin es ihr schuldig! Wer oder was auch immer mich zu meiner Tat verleitet hat, dieses Mal wird die Liebe alle Schwierigkeiten überwinden.
Nur langsam begann sein Herz wieder regelmäßiger zu schlagen und der Körper etwas zu fühlen. Die Angst verschlang ihn für dieses Mal nicht, doch von jetzt an würde sie stets ein Teil von ihm bleiben, dessen war er sich bewusst. Er wird seine Furcht überkommen müssen, um sie jemals wieder glücklich in seinen Händen halten zu können.
Azur stand auf und trat hinaus an die frische Luft. Legatios Kampf zu verfolgen würde ihn auf andere Gedanken bringen, doch der Junge kam ihm bereits entgegen. Azur nahm ihm den Helm ab.
„Ist alles Ordnung mit Euch?“, fragte er erschrocken, als er ein rotes Rinnsal an Legatios Stirn hinab laufen sah.
„Das ist nur ein Kratzer. Stellt Euch vor, ich habe gewonnen!“ Legatio lächelte, doch wirkte er erschöpft, dem Ende Nahe. Seine Stirn war schweißnass und er atmete heftig, sein Handgriff war schwach. „Ich werde tatsächlich im Finale kämpfen.“
„Und dort werdet ihr gegen meinen Ritter verlieren“, sagte ein nobel gekleideter Mann, der mit hoch erhobener Nase an ihnen vorbeischlenderte. Er hatte dünnes Haar und knochige Finger, die mit etlichen goldenen Ringen geschmückt waren.
„Lord Ramsey, wir sollten erst noch abwarten, ob Sir Cheval den Kampf verliert.“ Legatio verneigte sich steif.
„Ihr zweifelt noch an seiner Niederlage?“
Azur runzelte die Brauen. Hatte Legatio den Namen am Abend erwähnt, als einen von Lady Sylvannas Verehrern? Azur verstand, wieso er den Mann verabscheute, tat er es ihm doch gleich. Für Legatio wäre Sir Cheval als Sieger des Turniers sicher leichter zu akzeptieren als ein Handlanger dieses Lords, der den Siegespreis prompt an seinen Herrn abtreten würde.
„Mein Mann hat allen Gegnern die Knochen gebrochen. Auch Euren Lehrmeister wird er zerschmettern. Seine Glanzzeiten gehören der Vergangenheit an.“ Ramsey kicherte hinter hervor gehaltener Hand, als er die Treppen der Tribüne empor stieg.
Jubelschreie waren vom Platz zu hören, lauter als bei allen anderen Kämpfen zuvor. Azur und Legatio hasteten zum Turnierplatz, um mit eigenen Augen zu sehen, was los war. In der Mitte des Kampfplatzes stand ein Mann so groß wie ein Koloss, der eine glänzende Rüstung trug. Lediglich ein Schlitz für die Augen war im Helm frei geblieben. Ihm
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