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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der unmittelbar neben ihr stand, blickte zu Terca hoch.
    »Ich habe mit mir geredet, mein Herr«, sagte sie höflich. »Entschuldigt die Eigenheiten einer alten Frau.«
    »Ihr seid nicht alt«, brummte der Kleine. »Ihr mögt so aussehen, aber ihr zählt sicherlich weniger als zweihundert Jahre.«
    »Dass ihr euch da bloß nicht täuscht …« Sie setzte die Unterhaltung mit dem Zwerg fort und tat so, als konzentrierte sie sich auf ihn, dabei galt ihre Aufmerksamkeit der Frau mit dem Fellbündel. Das Weib starrte weiterhin verstohlen zu ihr herüber.
    Sie ist nicht im Alter meiner üblichen Kundschaft. Sie kommt aus Mirce, aus einem der ärmlichen Dörfer an der Grenze zur Norde. Und sie hat mich bewusst ausgesucht. Womöglich hält sie schon längere Zeit nach mir Ausschau. Es gibt genug Menschen und andere Wesen, die ihr verraten konnten, dass ich mich häufig hier auf dem Basar aufhalte.
    Die Pelzfrau stellte keinerlei Bedrohung dar. Die Erfahrung hatte Terca gelehrt, dass sie Geduld haben musste. Sie wandte sich wieder den Wartenden in der Schlange zu. Eine narbenübersäte Frau, deren stämmige und behaarte Beine bis zu den Knien von einem Metallkilt bedeckt waren, wurde eben hinter den Rekrutor beordert, wo Schreiber hastig über Papierbögen kritzelten, ein Feldscher eine Untersuchung ihres Gebisses, ihrer Augen und Ohren vornahm und ihr ein Offizier mit sonnengegerbtem Gesicht einige Fragen stellte. Die Kriegerin schaffte die Kontrollen problemlos. Sie legte drei Waffen mit schartigen Klingen auf einen Tisch und erhielt dafür ein glänzendes Schwert und einige Münzen in die Hände gedrückt. Ein Brandmeister wartete mit dem glühenden Zeichen Lemens auf sie. Er würde sie markieren, oberhalb eines Knöchels, und damit für immer zeichnen. Kein Rekrutor eines anderen Oceanicum würde die Söldnerin mehr akzeptieren.
    Terca sah in den Himmel. Die Sonne stand bereits hoch am Firmament. Caramae hatte vor mehr als drei Stunden den Sprung gewagt. Sie musste die Zeit des Tageslichts nutzen und Arbeit finden.
    Unschlüssig tat sie einige Schritte in Richtung der Abgänge zur Unterstadt. Das Treiben hier, dieses wunderbare Durcheinander, das die Steilstadt Poitrea so besonders machte, übte eine Faszination auf sie aus, die jener der Wand ähnelte. Gerüchte besagten, dass auch hier Magie wirkte, weitaus schwächer zwar, aber offenbar stark genug, dass es ihr kaum gelang, sich von der Stadt zu lösen.
    Die Unruhe in der Reihe der Wartenden nahm zu. Es sprach sich rasch herum, dass der Rekrutor tatsächlich Leute aufnahm. Die Hoffnungen der Männer und Frauen wurden weiter angefacht, und vor allem jene, die sich als Söldner bewerben wollten, wurden angesichts der gebrandmarkten Kriegerin unruhig.
    Terca trat von einem Fuß auf den anderen, ihr Blick glitt wie von selbst in jene Richtung, in der sie die Wand wusste, dann wieder hin zum Tisch des Rekrutors. Sollte sie sich doch anstellen?
    Nein. Nicht heute. Es würden andere Anwerber kommen, an einem besseren Tag.
    Terca setzte ihren Weg fort, ohne sonderliche Eile, und beobachtete. Es war ein sonderbares Gefühl, Poitrea zu durchwandern, ohne dieses seltsame Ziehen in sich zu verspüren, das einen in die Wand sog, zog, lockte. Die Stadt glitzerte und glänzte in all ihren Facetten, benetzt vom feinen Sprühregen aus Salzwasser, der in den Sturmnächten bis hier heraufreichte.
    Reiche Bürger ließen sich in ihren Sänften durch die gepflasterten Straßen der Mittelstadt tragen. Ein Läufer hastete an Terca vorbei, das Zeichen des Weinhändlers Pero Krotvie auf den wehenden Mantel gestickt. Er legte jene Rücksichtslosigkeit an den Tag, die man von ihm erwartete: Er schubste Junge und Alte gleichermaßen zur Seite und verschaffte sich mit den scharf geschliffenen Waffen Respekt, wo es notwendig war.
    Man tat gut daran, den Läufern nicht in die Quere zu kommen. Sie standen unter dem Schutz des Händlerkonsortiums und waren damit so gut wie unantastbar.
    Terca tauchte in den schattigen Bereich der Mittelstadt ein. Sie passierte Häuser, deren Besitzer ihren bescheidenen Wohlstand zur Schau stellten. Das familiäre Leben fand hier auf den Dächern statt, in wunderbar gepflegten Gärten. Jeder Bürger, der etwas auf sich hielt, pflegte ein Dachparadies mit Blumen und Gewächsen, die aus aller Herren Länder stammten und für ein Geruchswirrwarr sorgten, das kaum in Worte zu fassen war.
    Kletterefeu umrankte Fenster und Türen der unteren Stockwerke. Salamander und

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