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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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feilschten um ihr Leben, mit den üblichen Tricks und Zahlen im Kopf, die ihnen sagten, wie weit sie bei diesen Verhandlungen gehen konnten, ohne in Armut zu enden.
    Metcairn Nife hörte sich an, was die Händler anzubieten hatten. Bis er genug hatte. Bis er meinte, der Kopf würde ihm platzen. Er tat eine herrische Handbewegung, die Männer verstummten. »Ist das alles, was ihr zu bieten habt?«
    »Was meinst du, Herr?«, fragte der Stadtkämmerer erstaunt.
    »Ich hatte auf mehr gehofft.«
    »Mehr?« Ein alter Mann fuchtelte mit seinem goldverzierten Gehstock. »Wir gehen an unsere Grenzen, überschreiten sie, schenken dir die Herrschaft über die Stadt und sind bereit, als Vermittler der Bürgerschaft gegenüber aufzutreten – und es ist dir zu wenig?«
    »Ihr habt mir diese Herrschaft nicht geschenkt, ich habe sie mir genommen. Und ich brauche Moina nicht.« Metcairn Nife spuckte aus. »Diese Stadt wird dem Erdboden gleichgemacht. Ich werde dafür sorgen, dass sich in einigen Jahrzehnten niemand mehr an sie erinnert.«
    »Ein neues Moina«, murmelte der Stadtkämmerer. »Was für eine gewagte, was für eine visionäre Idee! Man stelle sich bloß vor: Das Bauhandwerk würde florieren und mit dem Bauhandwerk alle damit verbundenen Künste. Man bräuchte bloß ein wenig Gold in die Hand zu nehmen, Anstöße und Anreize zu geben – und schon bald würde ein neues Handelszentrum entstehen, das seinesgleichen sucht. Mit den richtigen Leuten an der Spitze, selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich.«
    »Beseitigt das Alte und macht Platz für das Neue!« Die Augen des Kämmerers leuchteten. »Was für eine Botschaft, was für ein Gedanke!«
    »Nicht wahr? Sie ist Kern der meisten Überlegungen des Gottbettlers. Aber ich befürchte, dass wir ein klein wenig aneinander vorbeireden.«
    »Wie meinst du das, Heerführer?«
    »Ihr seid Bestandteil des Alten. Ihr werdet Platz für das Neue machen. Eure Zeit ist abgelaufen.«
    Metcairn Nife sah Angst in den Augen der Krämer. Angst, die zu Panik anwuchs. Die zu Schweißausbrüchen, unkontrollierbarem Gliederzittern und dazu führte, dass die Gefangenen kein vernünftiges Wort mehr hervorbrachten. Noch suchten sie Auswege. Wollten weiterfeilschen. Überlegten verzweifelt. Wollten Argumente vorbringen, um die letzte ihnen verbliebene Handelsware – ihr Leben – zu verkaufen.
    »Wir bringen Wissen ein!«, sagte der Stadtkrämer mit sich unangenehm überschlagender Stimme. »Kenntnisse, die immer und überall gefragt sind, die nicht verloren gehen dürfen!«
    »Manches Wissen kann ruhig in Vergessenheit geraten.«
    »Aber …«
    »Ich würde gern das Wort an die Damen in eurer Mitte richten.«
    Die Frauen schoben sich an ihren Begleitern vorbei. Beide hatten sie zweifelsohne ihre Reize. Aber nicht für ihn, nicht für den Heerführer des Gottbettlers. »Ihr lasst euch von diesen verkommenen Gestalten bezahlen, nicht wahr?«
    »Ich bin die Frau des Ehrenwerten Händlers Tario Fure, den deine Leute vor wenigen Stunden getötet haben«, sagte die größere der beiden.
    »Das bedauere ich. Aber tust du es auch?«
    »Ich verstehe nicht …«
    Tario Fure, erinnerte sich Metcairn Nife, war schon zu meiner Zeit der bedeutendste Tuchhändler Moinas gewesen. Ein skrupelloser Kerl. Bösartig wie eine Natter, ein rücksichtsloser Geschäftsmann und Ausbeuter. Und er war gewiss vierzig Jahre älter als seine bezaubernde Ehefrau.
    »Es bedauern«, präzisierte Metcairn Nife seine Frage. »Du siehst nicht so aus, als würdest du sonderlich um deinen Mann trauern.«
    »Ich habe ihn sehr … geschätzt.«
    »Falsch. Du hast seinen Reichtum geschätzt. Die gesellschaftlichen Möglichkeiten, die er dir bot. All die Annehmlichkeiten, das sorgenlose Leben. Aber hast du ihn auch geliebt und geachtet?«
    »Ich …«
    »Überleg dir deine Antwort ganz genau. Ich erkenne die Falschheit, wenn ich sie sehe. Und ich bin nicht sonderlich gut auf Lügner zu sprechen.«
    »Er war mir stets ein guter Ehemann.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage. Hast du ihn geliebt?«
    »N… nein.« Sie senkte den Kopf.
    Metcairn Nife trat näher an sie heran. »Wie heißt du?«
    »Amela Dusong. Und meine Freundin hier ist Carmie Newoshin.«
    »Amela Dusong und Carmie Newoshin, wollt ihr den heutigen Tag überleben?«
    »Ja«, antworteten die Frauen unisono.
    »Gut. Was würdet ihr tun, um dieses Ziel zu erreichen?«
    Die Frauen tauschten einen Blick und waren sich rasch einig. »Wir … du kannst uns haben«,

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