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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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für wie lange? Terca hatte acht Wachen gezählt, doch wer wusste schon, wie viele sich noch in diesem weitläufigen Gebäude verbargen, im Gesinderaum, schlafend oder beim Kartenspiel.
    Sie musste nach oben. Dort hatte sie die besten Chancen.
    Und der Fettsack?
    Terca sah die Panik in seinen Augen. Er fürchtete um seine miese Existenz. Gut so. Er hätte den Tod tausendfach verdient. Doch er würde ohnedies büßen, nun, da der Bote des Gottbettlers in seinem Haus ums Leben gekommen war. Sie musste sich die Hände nicht auch noch an ihm schmutzig machen.
    Ihre Dusus ließ nach, jetzt schon! Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Sie hieb Pero Krotvie mit der Faust wuchtig gegen die Schläfe. Er verdrehte die Augen und plumpste zu Boden. Die Schwingungen im Haus verstärkten sich, die Huren im Nebenraum schrien erschrocken auf.
    Terca stieg auf den Bauch des Händlers und griff nach zwei Wurzeln des Weinstocks. Sie waren grün und nachgiebig, und es bereitete ihr Mühe, sich daran nach oben zu hangeln. Die Söldner würden gleich da sein, den Raum betreten, die Leiche des Magicus und den bewusstlosen Pero Krotvie entdecken.
    Sie kletterte höher, dorthin, wo das Blattgrün am dichtesten war, drückte sich dicht an mehrere Wurzeln, wagte es kaum zu atmen. Unter ihr wurde es laut. Fren Hossa schrie unartikuliert und gab dann sinnlose, einander widersprechende Befehle. Das Kreischen mehrerer Frauen mengte sich unter das Gebrüll der Söldner. Die Huren wurden in den zentralen Wohnraum gezerrt und mit den beiden reglos daliegenden und blutbesudelten Gestalten konfrontiert. Das Durcheinander unter Terca nahm immer größere Ausmaße an, das Haus schwang hoch und nieder, so sehr, dass man meinen konnte, auf hoher See zu sein.
    Terca musste jetzt, da die Aufregung am größten war, verschwinden. Sie schob sich durch eine Dachluke und robbte dann vorsichtig über das Dach, das aus Ranken und Wurzelwerk bestand, vorbei an Seilen, die nach oben hin gespannt waren, und Richtung Brücke. Solange die Söldner wie die Trampeltiere umherliefen und im Inneren des Hauses nach ihr suchten, würde sie hier oben nicht weiter auffallen. Doch die Bewaffneten würden bald zu einem klaren Kopf finden, allen voran jene Leibwächter, die in den Vorräumen Dienst getan hatten.
    Eine Klinge glitt neben ihr durchs Holz, durchstieß ihr Leinenhemd und ritzte ihr die Haut. Blut quoll hervor, ein rasch größer werdender Fleck zeigte sich auf dem Stoff. Terca sprang hoch, tat einen Schritt beiseite. Eine weitere Klinge stach hoch, unmittelbar neben ihrem rechten Fuß. Dann noch eine, die sie durchbohrt hätte, wäre sie dort geblieben, wo sie eben noch entlanggerobbt war.
    Zwei Männer lugten zwischen Weinblättern hoch zu ihr. Muskelbepackte Gestalten mit grimmigen Gesichtern. Von ihnen war sicherlich keine Gnade zu erwarten.
    Wohin, Terca, wohin? Die Brücke hinüber zum rettenden Fels wird von den Muskelprotzen gesichert. An zwei Seiten berührt das Haus die Felswand, doch die ist so steil, dass ich unmöglich ohne Kletterhilfen hochsteigen kann.
    Sie lief zur Vorderseite des Hauses, hielt sich an einer nach oben gespannten Seiltrossen fest und blickte in einen dunklen Abgrund, in dessen Untiefen Wasser gurgelte. Wenn sie hinabsprang, sich an den Spannseilen unterhalb des Gebäudes abfing und über das Haltetau hin zu einem Ankerpunkt balancierte? Er war eine Körperlänge unterhalb des Pfades im Fels fixiert.
    Unmöglich. Die Seile surrten leise und bewegten sich, rieben aneinander und waren in Schwingungen versetzt, sodass sie eine drohende Melodie sangen. Niemals würde sie sich auf diesem gerade einmal fingerdicken Tauwerk bewegen können.
    Jemand brüllte, lauter als alle anderen. Pero. Er war wieder erwacht, viel zu früh. Terca hätte bedenken müssen, dass der Weinhändler den Dickschädel eines Bullen hatte, den man nur mit Mühe weichklopfen konnte. Schon schrie er Befehle, und auch wenn sie völlig sinnlos sein mochten, so sorgten sie doch dafür, dass keine widersprüchlichen Anweisungen mehr erfolgten.
    Die Schwingungen des Hauses wurden stärker. Terca drehte sich um und sah, dass einer der Leibwächter seinen Körper aufs Dach gehievt hatte und nun auf sie zukam. Er hielt eine halblange Klinge vor sich, die er prüfend durch die Luft pfeifen ließ. Hinter ihm kletterte eben ein zweiter Krieger hoch. Die Männer gingen keinerlei Risiko ein und näherten sich ihr von zwei Seiten, die Dachluke des zentralen Raums

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